# taz.de -- Grönlands neuer Ministerpräsident: Sozialdemokrat und Seemann | |
> Der Sozialdemokrat Kim Kielsen ist neuer Ministerpräsident von Grönland. | |
> Seine Vision ist, dass das Land auf eigenen Beinen stehen kann. | |
Bild: Kim Kielsen, gelernter Seemann übernimmt das Steuer im teilautonomen Gr�… | |
STOCKHOLM taz | Ein Land, das auf eigenen Beinen stehen kann, ist Kim | |
Kielsens Vision. Am Freitag ist der 48-Jährige von Inatsisartut, dem | |
grönländischen Parlament, zum neuen Ministerpräsidenten gewählt worden. | |
Gerade mal 34 Prozent und ein Vorsprung von 326 Stimmen hatten den | |
Spitzenkandidaten der sozialdemokratischen Siumut Ende November zum Sieger | |
gemacht. Für den Posten als Chef einer Mitte-links-Dreiparteienkoalition | |
reichte das. | |
Ein gelernter Seemann übernimmt damit das Steuer in einer Zeit, in der sich | |
die arktische Insel in schwerer See befindet. Die Wirtschaft kriselt, und | |
die letzten eineinhalb Jahre unter Kielsens Vorgängerin und Parteikollegin | |
Aleqa Hammond waren politisch ausgesprochen chaotisch. | |
Als Grönlands erste Regierungschefin im Oktober vorzeitig gehen musste, | |
weil sie private und öffentliche Gelder nicht auseinanderhalten konnte und | |
Neuwahlen erforderlich wurden, schien Siumut chancenlos. Doch Kielsen, der | |
versprach, dass es „eine solche Misswirtschaft“ bei ihm nicht geben werde, | |
schaffte es, durch persönliche Glaubwürdigkeit den Karren aus dem Dreck zu | |
ziehen. | |
In Naalakkerusisut, wie die teilautonome grönländische Regierung heißt, war | |
er zuletzt für Natur und Umwelt zuständig. Aufgewachsen in der kleinen | |
Siedlung Paamiut, nach eigener Aussage als „Naturkind“, später in der | |
Handelsschifffahrt und schließlich Polizist, wird der verheiratete Vater | |
zweier Kinder nun beweisen müssen, dass er den Balancegang zwischen | |
Umweltschutz und der wirtschaftlichen Zukunft des Landes beherrscht. | |
„Under construction“ sei Grönland, sagt Kielsen: Neben der Fischerei | |
brauche es mehr Industrie und die Erschließung der durch den Klimawandel | |
zugänglich werdenden Bodenschätze – ansonsten seien alle Träume von der | |
Selbstständigkeit des Landes eine Illusion. | |
Die auch von Kielsen geteilte Auffassung, diese Entwicklung solle | |
beschleunigt werden, selbst wenn es um die Verwirklichung problematischer | |
Projekte wie Uranminen gehe, hat Grönland gespalten. Es wird insofern | |
schwer werden für ihn. | |
Ein Projekt für Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten waren, hatte | |
ihn landesweit populär gemacht und ihm die Tür in die Politik geöffnet. Man | |
darf ihm wohl glauben, wenn er nun betont: „Es ist mehr Pflicht als Lust, | |
was jetzt auf mich zukommt.“ | |
15 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Grönland | |
Dänemark | |
Sozialdemokraten | |
Ölförderung | |
Grönland | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Offshore-Suche in der Arktis: Grönlands Ölträume geplatzt | |
Konzerne haben kein Interesse mehr an der Exploration in der Arktis und | |
geben ihre Lizenzen zurück. Das liegt nicht nur am derzeit billigen Öl. | |
Parlamentswahl in Grönland: Sozialdemokraten siegen knapp | |
Wirtschaftskrise statt Uran-Reichtum: Die Grönländer ringen um ihre | |
Zukunft. Trotzdem stimmten sie bei ihrer Parlamentswahl nur zaghaft für | |
Veränderungen. | |
Vorgezogene Wahl in Grönland: Neustart ins Ungewisse | |
Die halbautonome Insel ist reich an Bodenschätzen. Doch die Jungen wandern | |
aus, viele Politiker sind korrupt. Die Neuwahl soll Stabilität bringen. | |
Streit um Öl- und Uranabbau: Krach im Kopenhagener Verbund | |
Dänen und Grönländer streiten um Ressourcen: Gletscher auf der größten | |
Insel der Welt schmelzen, Bodenschätze werden leichter zugänglich. |