# taz.de -- Gewerkschaftsprotest in Wisconsin: Besetzung vorbei, Konflikt ungel… | |
> Die Gewerkschaften haben die Besetzung des Kapitols in Wisconsin | |
> abgebrochen. Der republikanische Gouverneur bleibt stur und droht mit | |
> Kündigungen. | |
Bild: Flagge zeigen: Demonstranten vor dem Kapitol in Madison. | |
WASHINGTON taz | Es war die längste Besetzung eines Regierungssitzes seit | |
Menschengedenken, und obwohl die großen Fernsehsender der USA sie | |
weitgehend ignorieren, hat sie auf spektakuläre Art das Recht auf | |
Tarifverhandlungen und auf Gewerkschaften verteidigt: Nach siebzehn Tagen | |
und Nächten haben die BesetzerInnen in der Nacht zu Freitag das Kapitol in | |
Madison, der Hauptstadt von Wisconsin, verlassen. | |
Sie trommelten, hielten ihre Logos - grüne Fäuste auf rotem Grund - hoch | |
und sprachen von einem "Sieg". Zuvor hatte ein Richter in Madison | |
entschieden, dass das Kapitol den BürgerInnen zwar für Proteste offensteht, | |
dies jedoch nur zu den Geschäftszeiten. Für die Nächte ordnete Richter John | |
Albert die Schließung des Gebäudes an. | |
Keine Kompromissbereitschaft zeigt Gouverneur Scott Walker. Der | |
Republikaner wollte am Freitag die 1.500 ersten Kündigungen an Beschäftigte | |
im öffentlichen Dienst verschicken. Er hatte mit Kündigungen gedroht für | |
den Fall, dass die 14 demokratischen SenatorInnen, die seit mehr als zwei | |
Wochen eine Politik des leeren Stuhls praktizieren, nicht zurückkämen. | |
Zugleich drohte er den SenatorInnen die Streichung ihrer Gelder sowie | |
strafrechtliche Verfolgung an. Die Demokraten hatten den Bundesstaat | |
verlassen, um die Verabschiedung von Walkers Vorschlägen im Senat mangels | |
Anwesenheitsquorum unmöglich zu machen. | |
Walkers erste Kündigungen im öffentlichen Dienst sollen am 1. April in | |
Kraft treten. Tausende weitere Kündigungen würden folgen, so der | |
Gouverneur. Der von der Tea Party unterstützte Politiker hatte die Proteste | |
im Februar ausgelöst, als er einen radikalen Sparplan vorstellte. Wenige | |
Tage später stimmten die Gewerkschaften der Erhöhung der Eigenbeiträge zu | |
Kranken-und Rentenversicherung in der von Walker verlangten Höhe zu. | |
Für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bedeutet das Lohneinbußen von | |
mehr als 7 Prozent. Umgekehrt verlangten die Gewerkschaften, dass Walker | |
davon absieht, das Recht auf Tarifverhandlungen sowie die behördliche | |
Anerkennung und die Finanzierung von Gewerkschaften abzuschaffen. | |
Doch der Gouverneur von Wisconsin bleibt stur. "Dies ist ein Krieg", sagt | |
Krankenschwester Jean Ross von den National Nurses United bei einer der | |
täglichen Demonstrationen in Wisconsin: "Sie wollen die Gewerkschaften | |
zerstören und uns zum Schweigen bringen". | |
4 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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