# taz.de -- Kürzungen in Wisconsin: Gewerkschaften mobilisieren | |
> Mit einem Verfahrenstrick hat der Gouverneur von Wisconsin | |
> gewerkschaftliche Rechte abgeschafft. Die Proteste nehmen im ganzen Land | |
> zu. | |
Bild: "Shame, shame, shame", skandieren die Demonstranten in Madison. | |
WASHINGTON taz | "Eine Farce von Demokratie", kommentiert Peter Barca, Chef | |
der DemokratInnen in Wisconsin. "Shame, shame, shame", skandieren Tausende | |
auf den Straßen rund um den Regierungssitz. "Kommt alle nach Madison!", | |
ruft der Filmemacher Michael Moore auf. "Wir müssen jetzt den Generalstreik | |
organisieren", erklärt Joe Conway, Chef der Gewerkschaft der | |
Feuerwehrmänner. Und die Polizeigewerkschaft fordert ihre Mitglieder auf, | |
im Capitol zu campieren, um es offen für Proteste zu halten. | |
Anlass für die neue Eskalation ist ein Gesetz, welches das Recht auf | |
Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst zunichte macht und zugleich neue | |
zahlreiche finanzielle und administrative Schikanen für Gewerkschaften | |
schafft. | |
Seit Walker das Gesetz vorgestellt hat, ist Wisconsin in Aufruhr. Seit dem | |
14. Februar finden täglich Demonstrationen in Madison statt. Das Capitol, | |
der Regierungssitz, war zwei Wochen lang besetzt. Und die 14 demokratischen | |
SenatorInnen praktizierten mehr als zwei Wochen lang eine Politik des | |
leeren Stuhls. Um das Zustandekommen des für ein Haushaltsgesetz nötigen | |
Quorums zu verhindern, setzten sie sich in den Nachbarbundesstaat Illinois | |
ab. | |
Nach dreiwöchiger Blockade wagten die RepublikanerInnen von Wisconsin am | |
Mittwochabend einen taktischen Coup: Sie lagerten die Abschaffung der | |
gewerkschaftlichen Rechte in ein neues Gesetz aus. Da die | |
Haushaltssituation des Bundesstaats in diesem neuen Gesetz nicht einmal | |
mehr erwähnt ist, war zur Abstimmung nicht die Anwesenheit von mindestens | |
20 SenatorInnen nötig, und die Republikaner konnten das Gesetz auch in | |
Abwesenheit der Demokraten verabschieden. | |
Gouverneur Scott Walker hat den Frontalangriff gegen die 300.000 | |
Beschäftigten des Bundesstaats und seiner Gemeinden als "Sparmaßnahme" | |
begründet. Er wollte, so argumentierte der mit Unterstützung der Tea Party | |
gewählte Republikaner, der sein Amt im Januar antrat, "den Haushalt von | |
Wisconsin sanieren". Die Gewerkschaften akzeptierten eine höhere | |
Eigenbeteiligung der Beschäftigten an Gesundheits- und Rentenversicherung - | |
was zu Lohneinbußen von mehr als sieben Prozent führt. Den Angriff auf die | |
betrieblichen und gewerkschaftlichen Rechte aber lehnen sie ab. | |
Mit dem neuen Gesetz, das ohne öffentliche Debatte und binnen weniger als | |
30 Minuten verabschiedet wurde, werden sich demnächst die Gerichte | |
befassen. Politisch sorgt die Trickserei von Wisconsin schon jetzt für | |
landesweite Aufregung. Am Freitagnachmittag wollen StudentInnen an vielen | |
Orten der USA auf die Straße gehen. Am Samstag erwartet Madison eine neue | |
Demonstration. | |
11 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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