# taz.de -- Rückrufwahlen in Wisconsin: Schlappe für die Demokraten | |
> Bei den "Rückrufwahlen" in Wisconsin behalten die Republikaner ihre | |
> Mehrheit im Senat. Obwohl die Demokraten eine breite soziale Bewegung | |
> gestartet hatten. | |
Bild: Der ganze Wirbel der Demokraten in Wisconsin hat ihnen nichts genutzt: Wa… | |
WASHINGTON taz | Es ist der Sommer der RepublikanerInnen - sowohl in | |
Washington als auch in Wisconsin: Bei "Rückrufwahlen" am Dienstag haben die | |
Rechten zwar zwei Abgeordnete in dem Senat des Bundesstaats an die | |
DemokratInnen verloren. Doch sie behalten weiterhin die Mehrheit. Die | |
Opposition hat es trotz einer massiven Mobilisierung nicht geschafft, die | |
Verhältnisse an der Urne umzukehren. | |
Gouverneur Scott Walker hatte das Recht auf Tarifverhandlungen im | |
öffentlichen Dienst per Gesetz abgeschafft, zahlreiche Sozialleistungen | |
gestrichen und sich geweigert, Steuern zu erhöhen, um den Haushalt seines | |
Bundesstaats zu "sanieren". Damit hat der von der Tea Party unterstützte | |
und im vergangenen November gewählte Politiker im vergangenen Winter eine | |
spektakuläre soziale Bewegung ausgelöst. Sie war größer als alles, was | |
Wisconsin seit dem Vietnamkrieg erlebt hat. | |
Hunderttausende gingen auf die verschneiten Straßen. Das Kapitol in Madison | |
- der Sitz der Regierung des Bundesstaats - war tage- und nächtelang | |
besetzt. Und die 14 oppositionellen demokratischen SenatorInnen "flohen" | |
für mehrere Wochen in den Nachbarbundesstaat Illinois, um die Abstimmung | |
über das Gesetz von Walker zu blockieren. | |
Nachdem der Gouverneur sein Gesetz mit Verfahrenstricks durchgepaukt hatte, | |
und nachdem er dafür die nötige gerichtliche Zustimmung bekam, verlegte | |
sich die Protestbewegung von der Straße auf "Recall-Elections", die | |
Rückrufwahlen. In aufwändigen Aktionen sammelten Walker-GegnerInnen aus | |
Gewerkschaften, demokratischer Partei und Bürgerinitiativen zigtausende von | |
Unterschriften für Neuwahlen in den Wahlkreisen von rechten SenatorInnen. | |
Im Gegenzug und als Revanche taten RepublikanerInnen dasselbe in den | |
Wahlkreisen von mehreren demokratischen SenatorInnen. | |
## 35 Millionen Dollar Spenden | |
Rückrufwahlen sind in Wisconsin möglich, wenn Abgeordnete länger als ein | |
Jahr im Amt sind. Die demokratischen HerausforderInnen versprachen den | |
WählerInnen: "Wenn wir die Mehrheit zurückbekommen, machen wir Walkers | |
sozialfeindliche Politik rückgängig." | |
Seit dem Frühsommer hat der Wahlkampf sämtliche oppositionellen Kräfte in | |
dem Bundesstaat gebündelt. Zugleich floss mehr Geld in den Bundesstaat, als | |
je zuvor für eine Kampagne für eine Teilwahl in den USA ausgegeben worden | |
ist. Insgesamt spendeten außenstehende Gruppen 35 Millionen Dollar für die | |
Rückrufwahlen. Der größte Batzen davon kam von unternehmensnahen Lobbys, | |
die republikanische KandidatInnen unterstützten. | |
"Sieg!", jubelten Walkers FreundInnen am Dienstagabend. Bei den | |
Wahlveranstaltungen der DemokratInnen hingegen, die euphorisch begonnen | |
hatten, herrschte Niedergeschlagenheit. Die meisten Meinungsumfragen hatten | |
vorausgesagt, dass die Rückrufwahlen die Mehrheit umkehren würden. | |
Beide Seiten hatten die Rückrufwahlen zu einem Test stilisiert. Nicht nur | |
über Gouverneur Walkers Politik in Wisconsin, sondern auch darüber, welche | |
soziale und steuerliche Politik auf nationaler Ebene möglich und nötig ist. | |
Walker versteht sich als Pionier. Nachdem er die gewerkschaftlichen Rechte | |
in Wisconsin attackiert hat, sind zahlreiche Gouverneure in anderen | |
Bundesstaaten seinem Vorbild gefolgt. Jetzt haben die WählerInnen in | |
Wisconsin Walkers Politik bestätigt. Und den DemokratInnen stehen harte | |
Auseinandersetzungen über ihre "richtige" Linie für die kommenden | |
Präsidentschaftswahlen bevor. | |
10 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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