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# taz.de -- „Genozid-“Resolution in Polens Parlament: Ukraines Nationaliste…
> Der Sejm nennt die Massaker in Wolhynien von 1943 einen „Genozid“. In der
> Ukraine reagieren einige drauf sehr verärgert.
Bild: Jedes Jahr am 14. Oktober (hier: 2007) feiern die Veteranen der UPA mit M…
Kiew taz | | Ein eisiger Ton und gegenseitige Vorwürfe prägen die
Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine seit vergangenen Freitag. Da
hatte das polnische Unterhaus, der Sejm, die Massaker von 1943 in
Wolhynien in der nordwestlichen Ukraine, denen nach polnischen Angaben
über hunderttausend Menschen zum Opfer gefallen waren, einstimmig als
Genozid bezeichnet und den 11. Juli zum nationalen Gedenktag erklärt.
Am 11. Juli 1943 waren 150 polnische Ortschaften in Wolhynien von
ukrainischen Nationalisten überfallen worden. Die Opfer seien in erster
Linie Polen gewesen, verantwortlich, so der Sejm, seien die
Nationalistenorganisationen UPA (Ukrainische Aufständische Armee) und OUN
(Organisation Ukrainischer Nationalisten).
Gleichzeitig differenziert die Resolution zwischen ukrainischen
Nationalisten und dem ukrainischen Volk. Viele Ukrainer hätten unter
Einsatz ihres Lebens Polen geschützt, heißt es.
Wladimir Wjatrowitwch, Chef des regierungsnahen Ukrainischen Instituts für
nationales Gedächtnis, beschuldigte den Sejm, längst verlorenen Gebieten
nachzutrauern, die heute ukrainisches Gebiet seien. Der Ausschuss für
auswärtige Angelegenheiten des ukrainischen Parlaments warf Polen vor, mit
der Resolution alle Bemühungen zur Versöhnung infrage zu stellen. Die
Resolution sei provokativ, entstamme der Feder nationalistischer Kräfte in
der Republik Polen.
## In der Ukraine werden die Täter glorifiziert
Zahlreiche ukrainische Politiker waren in den letzten Monaten in dem sich
zuspitzenden Konflikt mit dem polnischen Nachbarn um Ausgleich bemüht. Der
ukrainische Präsident Petro Poroschenko legte bei seinem Besuch in Polen am
8. Juli mit einem gebeugten Knie vor einem Denkmal für die Opfer der
Massaker in Wolhynien Blumen nieder.
Die ehemaligen ukrainischen Präsidenten Juschtschenko und Krawtschuk,
Patriarch Filaret und der Großerzbischof der ukrainischen
griechisch-katholischen Kirche, Swjatoslaw Schewtschuk, hatten sich Anfang
Juni in einem offenen Brief an die polnische Gesellschaft für die Tragödie
von Wolhynien entschuldigt.
Doch in der Ukraine werden UPA und OUN weiterhin glorifiziert. In mehreren
ukrainischen Städten wurden in den vergangenen zwei Jahren Straßen zu Ehren
des Nationalistenführers Roman Schuchewytsch benannt. Schuchewytsch war von
1944 bis 1950 Chef der UPA, dem militärischen Arm der OUN. Jedes Jahr am
14. Oktober gedenken tausende ukrainische Nationalisten mit Märschen der
Gründung der UPA.
24 Jul 2016
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Ukraine
Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
Polen
Nationalismus
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Ukraine
Lemberg
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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