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# taz.de -- Geldstrafe für Akif Pirinçci: Volksverhetzer hat nichts gelernt
> Akif Pirinçci wurde in Dresden wegen einer Pegida-Hassrede zu einer
> Geldstrafe verurteilt. Kleinlaut akzeptierte der Autor den Strafbefehl.
Bild: Akif Pirinçci am Montag vor dem Amtsgericht in Dresden
Was er gelernt habe, fragte die Richterin Daniela Rothemund zu Beginn der
Hauptverhandlung. „Nichts!“, antwortete der Angeklagte Akif Pirinçci,
dessen Berufsbezeichnung offiziell immer noch „Schriftsteller“ lautet.
Lernen musste er im Verlauf der nur eineinhalbstündigen Verhandlung vor dem
Dresdner Amtsgericht dann aber doch etwas. Dass nämlich selbst sein
Verteidiger Thorsten Juncker aus Augsburg nicht alles goutierte, was der
prominente Autor am 19. Oktober 2015 in einer Hasspredigt vor 20.000
Pegida-Anhängern auf dem Dresdner Theaterplatz von sich gegeben hatte. Auch
er stimmte einem Vergleich zu, der den wegen Volksverhetzung bereits
verhängten Strafbefehl lediglich abmildert.
Der als Erfinder von Katzenkrimis bekannt gewordene deutsch-türkische Autor
hatte vor zwei Jahren für einen kalkulierten Eklat gesorgt. Wüst
beschimpfte er Geflüchtete als ausländische „Invasoren“, deren Familien
hier auf einer „Moslem-Müllhalde“ landen würden. „Fabelhaft gemästete�…
junge Männer spritzten ihren „Moslemsaft“ auf „unsere Frauen“, fantasi…
Pirinçci. „Künftige Schlächter Deutschlands“ seien sie, und die Grünen
stünden als „Kinderfickerpartei“ nicht weit entfernt von ihnen. Seine
drastischen Ausfälle bescherten dem Gastredner Pirinçci zwar begeisterte
Zustimmung der Pegidianer. Doch anschließend ging sogar deren Häuptling
Lutz Bachmann auf Distanz.
Er wolle „bewusst das gesellschaftliche Klima aufheizen“, warf die
Staatsanwaltschaft Dresden Pirinçci daraufhin vor. Nicht Gegenstand der
Anklage war das missverständliche und interpretierbare Bedauern des Redners
darüber, dass derzeit „die KZs leider außer Betrieb“ sind. Nach Eingang
einer Reihe von Anzeigen hatte die Staatsanwaltschaft bereits einen
Strafbefehl über 11.700 Euro wegen Volksverhetzung verhängt. Gegen diesen
legte Pirinçci im Februar dieses Jahres aber Beschwerde ein. Nach zwei
kurzen Rechtsgesprächen deutete sich in der Hauptverhandlung am Montag
schnell ein Kompromiss an. Gegen ein Geständnis könne die Strafe gemildert
werden, schlugen Staatsanwaltschaft und Richterin vor.
Darauf gingen der 59-jährige Redner und sein Anwalt ein. Vieles sei durch
die Meinungsfreiheit gedeckt. Aber bei zwei Passagen bezüglich der Fremden
und ihres Familiennachzuges sei sein Mandant „über das Ziel
hinausgeschossen“, räumte Anwalt Junker ein. Übrig blieben im Urteil noch
90 Tagessätze zu 30 Euro, die niedrigste mögliche Strafe – eine Konzession
an Pirinçcis angebliche Einkommensverhältnisse.
Verlage und Handelsketten hätten seine Werke aus dem Programm genommen,
weshalb er praktisch ohne Einkünfte sei, behauptete der ehemalige
Bestsellerautor und bettelte so um Milde. Sozialhilfe bezöge er nicht, aber
auf der Straße bekäme er manchmal fünf oder zehn Euro zugesteckt,
fabulierte er. Außerdem halte ihn seine Lebensgefährtin über Wasser, was er
aber „in Form von sexuellen Dingen abarbeite“, murmelte der Narzisst
kokettierend. Vom schäumenden Hassprediger blieb im Verhandlungssaal
ansonsten nur ein auffallend stilles, konzessionsbereites Häuflein Mensch
übrig.
25 Sep 2017
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Akif Pirinçci
Volksverhetzung
Schwerpunkt Pegida
Rechtspopulismus
Hate Speech
Schwerpunkt Pegida
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Euro Strafe zahlen.
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