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# taz.de -- Familientrennung an der US-Grenze: Schon lange Standard
> Die Familientrennungen lösten einen Proteststurm aus. Nun wird bekannt,
> dass wohl weitaus mehr Kinder von ihren Eltern getrennt wurden als bisher
> bekannt.
Bild: Protest gegen Donald Trumps Einwanderungspolitik
Washington ap | An der US-Grenze zu Mexiko haben Beamte womöglich weitaus
mehr Kinder von ihren illegal eingereisten Eltern getrennt als bisher
angenommen. Die Regierung von Präsident Donald Trump habe die Zahl
betroffener Minderjähriger in Gerichtsdokumenten mit 2.737 angegeben, doch
seien es nach Schätzungen von Personal im Gesundheits- und
Sozialministerium wohl Tausende mehr, schrieb Ann Maxwell,
Vize-Generalinspekteurin in der Aufsichtsbehörde OIG (Office of Inspector
General), in einem [1][am Donnerstag veröffentlichten Report]. Wie viele
Kinder es genau seien, sei allerdings unklar.
Nach einer international scharf kritisierten [2][„Null-Toleranz“-Politik
der Trump-Regierung] wurden beim illegalen Grenzübertritt erwischte
Migrantenfamilien im Frühling 2018 konsequent getrennt: Eltern kamen in
Gewahrsam, deren Kinder kamen in staatliche Einrichtungen. Die Praxis gab
Trump nach massivem Druck schließlich per Dekret auf, [3][ein Richter
ordnete die Zusammenführung der Familien an.]
Dass die genaue Zahl der getrennten Kinder unbekannt ist, hat mehrere
Gründe. Bis zur richterliche Anordnung hatte das für deren Versorgung
zuständige Gesundheits- und Sozialministerium laut dem Report von Maxwell
nicht lückenlos zurückverfolgt, wie viele Minderjährige von ihren Eltern
entzweit wurden.
Beamte der Einwanderungsbehörden seien zudem nach bereits bestehenden
Richtlinien befugt, unter bestimmten Umständen Familien zu trennen, etwa
bei ernsten Anschuldigungen gegen ein Elternteil, Sorge um das Kindeswohl
oder Gesundheitsbedenken. Dieses Vorgehen sei schon lange vor der
„Null-Toleranz-Politik forciert worden, schrieb Maxwell.
Viele der Zehntausenden Kinder, die in staatlicher Obhut landeten, kämen
zwar allein über die Grenze. Doch fand die Aufsichtsbehörde heraus, dass
Ende 2016 0,3 Prozent der Minderjährigen, die an das Gesundheits- und
Sozialministerium übergeben wurden, mit einem Elternteil einreisten und
getrennt wurden. Bis zum Sommer 2017 stieg der Anteil auf 3,6 Prozent, wie
Beamte mitteilten. Zwar nannte die Aufsichtsbehörde keine genauen Zahlen.
Doch lag die Gesamtzahl der Migrantenkinder, die im Finanzjahr 2017 die
Betreuung des zuständigen Ministeriums durchliefen, bei 40. 810.
## Schon vor „Null-Toleranz-Politik“
Weshalb die Kinder vor Umsetzung der „Null-Toleranz-Politik“ von ihren
Eltern getrennt wurden, erklärte Maxwell nicht. Eine Sprecherin des
Heimatschutzministeriums, Katie Waldman, betonte indes, dass der Report nur
etwas verdeutliche, was Behördenvertreter seit langem betonten. „Seit mehr
als einem Jahrzehnt war und bleibt es Standard, dass aufgegriffene
Minderjährige getrennt werden, wenn der Erwachsene nicht das Elternteil
oder der gesetzliche Vormund ist, die Sicherheit des Kindes bedroht ist
oder Hinweise auf ernste kriminelle Aktivitäten des Erwachsenen vorliegen“,
sagte sie.
In einigen Fällen, so die Aufsichtsbehörde, hätten Heimatschutzbeamte aber
eine kriminelle Vergangenheit eines Elternteils gemeldet, aber keine
Details genannt.
Lee Gelernt von der Bürgerrechtsgruppe [4][„American Civil Liberties Union“
(ACLU)] bezeichnete die Politik der Trennung von Migrantenfamilien als ein
„von Anfang an grausames Desaster.“ Der Bericht bestätige einmal mehr, dass
die Regierung „nie ein klares Bild über die Zahl der Kinder hatte, die sie
ihren Eltern entrissen haben“.
18 Jan 2019
## LINKS
[1] https://oig.hhs.gov/oei/reports/oei-BL-18-00511.asp
[2] /US-Politik-gegen-Einwanderer/!5506826
[3] /Migrantenkinder-an-US-Grenze/!5516597
[4] https://www.aclu.org/
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