# taz.de -- Doku-Drama bei RTL: These boots are made for fighting | |
> In „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ entstehen a… | |
> einem Bruderzwist zwei Weltfirmen. Die NS-Zeit wird dabei nicht | |
> ausgespart. | |
Bild: Erst die gemeinsame Sportschuhfabrik, dann zwei getrennte Firmen: die Br�… | |
Die fränkische Kleinstadt Herzogenaurach ist geprägt von zwei Familien. Wer | |
– wie die Autorin – in den 70ern dort aufwuchs, musste sich für eine der | |
beiden entscheiden: Adidas oder Puma. Andere wurden durch die Arbeit der | |
Eltern in die jeweilige Firma hineingeboren. | |
Nun wurde der Familienzwist der Brüder Dassler, die in der alten Wäscherei | |
ihrer Mutter ein gigantisches Sportimperium kreierten, verfilmt. | |
„Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ ist ein Doku-Dra… | |
das alles hat, was man so braucht, um einen spannenden Film zu machen: | |
Lügen, Intrigen, Krieg und schöne Frauen. | |
1924 sitzt der jüngere der beiden Brüder, Adolf „Adi“ Dassler (Ken Duken), | |
in seiner kleinen Werkstatt und tüftelt an dem idealen Sportschuh. Leicht | |
soll er sein, biegsam und lange haltbar. In der Stadt wird er als Spinner | |
betrachtet, auch der große Bruder Rudolf (Torben Liebrecht) reißt Witze | |
über ihn. | |
## Politisch trennen sie Welten | |
Als Rudolf jedoch von seinem Arbeitgeber wegen eigenmächtigen Handelns | |
entlassen wird, beginnt er die Geschäfte des kleinen Bruders in die Hände | |
zu nehmen. Er fährt übers Land, klappert die Sportvereine ab und bringt die | |
Schuhe sehr überzeugend an den Mann. Der Name des Unternehmens: „Gebrüder | |
Dassler Schuhfabrik“. | |
Bis hierhin könnte man die Geschichte noch für eine nette und gut gemachte | |
Dokufiktion der beiden Sportgiganten halten. Vor allem, wenn Rudolf Dassler | |
als Womanizer eingeführt wird, der an keinem Frauenrock vorbeigehen kann | |
und auch vor seiner Schwägerin nicht haltmacht. | |
Erfreulich ist aber, wie Regisseur Oliver Dommenget an das bei allen Firmen | |
prekäre Thema Nationalsozialismus herangeht. Rudolf sieht in den neuen | |
Machthabern die einmalige Chance, endlich den großen Sprung zu machen. Der | |
Sport wird gleichgeschaltet und das große Ziel ist es, in der neuen | |
Struktur seinen Platz als wichtigster Sportschuhfabrikant zu bekommen. | |
Rudolf nutzt alte Kontakte und bringt den Laden voran. Derweil rettet Adi | |
aus Menschenliebe Kommunisten, indem er sie einstellt und so dem | |
Marschbefehl zuvorkommt. | |
## Gegenseitiger Verrat | |
Den ersten richtigen Streit der Brüder provoziert Adi aber aus Eigennutz: | |
Er will die besten Sportler der Welt in seinen Schuhen rennen sehen. Und | |
überzeugt den afroamerikanischen Spitzenläufer Jesse Owens, sie bei den | |
Olympischen Spielen 1936 zu tragen. Der große Bruder tobt und fürchtet um | |
seine Privilegien. Die Geschichte gibt ihm recht: Owens siegt in deutschen | |
Schuhen und die Nationalsozialisten schäumen vor Wut. Rudolf wird an die | |
Front geschickt und Adi gezwungen, in die Kriegsproduktion einzusteigen. Er | |
produziert nun in der Werkstatt Panzerfäuste. | |
In seltener Ehrlichkeit geht der Film dabei auf die politische Verblendung | |
und machterhaltende Kompromissbereitschaft um jeden Preis ein. Der Zwist | |
zwischen den Brüdern gipfelt in dem gegenseitigen Verrat, als sie vor dem | |
amerikanischen Laienrichter aussagen müssen: Adi beschuldigt Rudolf, mit | |
den Nazis geklüngelt zu haben, und Rudolf sagt bereitwillig aus, dass sein | |
Bruder Zwangsarbeiter beschäftigt hat, während er in Kriegsgefangenschaft | |
war. Weil jedoch keinem der beiden eine Beteiligung an Kriegsverbrechen | |
nachgewiesen werden kann, werden sie entlastet. | |
Ironischerweise rettet das Foto mit Jesse Owens in Dasslerschuhen den | |
Betrieb vor der Sprengung durch die amerikanische Besatzungsmacht. Der Riss | |
zwischen den Brüdern ist aber nicht mehr zu kitten. 1948 trennen sie sich. | |
Aus einem Bruderzwist entstehen zwei Weltfirmen: Puma und Adidas. | |
Heute sind beide Konzerne globalisiert und nicht mehr in der Hand der | |
Familien Dassler. Das Stadtbild von Herzogenaurach aber prägen sie immer | |
noch, und wenn die Söhne der Autorin zu Oma und Opa fahren, besuchen sie | |
den Outletstore. Bisher entscheiden sie sich für die gleiche Marke wie | |
damals ihre Mutter. Noch mehr Familienzwist wäre aber auch kaum | |
auszuhalten. | |
24 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Elke Eckert | |
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