# taz.de -- Der Krieg und die Berliner Wirtschaft: Schlimmer Krieg, schlimme Ko… | |
> Die Unternehmer der Region beklagen Ausfälle in den Lieferketten und | |
> fordern deutliche Senkungen der Spritpreise. | |
Bild: Diesel ist der Kraftstoff der Wirtschaft | |
BERLIN taz | Bei Christian Amsinck rennen die Aktivisten, die am Mittwoch | |
die Stadtautobahn blockiert haben, offene Türen ein. „Was die | |
Energiesteuern betrifft, ist Deutschland ein Hochsteuerland“, sagte der | |
Hauptgeschäftsführer der [1][Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB)] | |
auf seiner Jahrespressekonferenz am Mittwoch. „Deshalb schlagen wir vor, | |
die Energiesteuer auf Diesel, Erdgas und Heizöl zu senken.“ | |
Die Aktivisten, für die Amsinck ein offenes Ohr hat, sind Lkw-Fahrer, die | |
am Mittwoch in Berlin und Brandenburg den Verkehr auf dem Berliner | |
Stadtring sowie der A 111 mit Schleichfahrten behindert haben. Aufgerufen | |
dazu haben mehrere Speditionen. Sie forderten unter anderem eine Senkung | |
der Mineralölsteuer, um die Auswirkungen der gestiegenen Dieselpreise | |
abzufedern. | |
Das verlangt auch Christian Amsinck. Er will den Dieselpreis um 33 Cent auf | |
1,82 Euro senken. „Der Diesel hat große Bedeutung für Transportindustrie | |
und verarbeitendes Gewerbe“, sagte er zur Begründung. | |
Russlands Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Wirtschaft: Das war | |
das Thema der Online-Jahrespressekonferenz. Zwar spielen Russland, die | |
Ukraine und auch Belarus in den Handelsbeziehungen der Unternehmen in | |
Berlin und Brandenburg keine herausragende Rolle. Anders dagegen verhalte | |
es sich beim Import von Energie. „Da ist Russland für Brandenburg sogar die | |
Nummer eins“, betonte Amsinck. | |
## Kabelbäume fehlen | |
Doch nicht nur die hohen Energiepreise seien ein Problem, sondern auch | |
unterbrochene Lieferketten. Das betreffe vor allem die Metall- und | |
Elektroindustrie. „Drei von vier Metallfirmen aus der Region haben | |
Kundenbeziehungen mit Russland, Belarus oder der Ukraine“, so Amsinck. | |
Bundesweit haben nur jedes zweite Unternehmen der Branche derartige | |
Verflechtungen mit der Krisenregion. | |
Amsinck stellte am Mittwoch auch eine Umfrage des Verbands der Metall-und | |
Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME) vor, in der sich jedes | |
zweite Unternehmen beklagte, die Lieferausfälle, etwa bei Kabelbäumen der | |
Autozulieferer, „schwer bisüberhaupt nicht“ ersetzen zu können. Bundesweit | |
sei die Abhängigkeit geringer. „Die Metall-Arbeitgeber rechnen daher mit | |
Problemen für ihr Geschäft“, heißt es bei den Unternehmerverbänden. „Vi… | |
von zehn Firmen erwarten eine sinkende Produktion. Fast 60 Prozent rechnen | |
mit sinkenden Umsätzen, und fast jeder zweite befürchtet einen | |
zurückgehenden Gewinn.“ | |
Für die Unternehmer sei der Krieg eine größere Herausforderung als die | |
Pandemie, so Christian Amsinck. „Alle Prognosen für 2022 sind jetzt | |
Makulatur.“ Zugleich betonte er, dass die Wirtschaft den Geflüchteten | |
helfen werde. „In vielen Branchen gibt es Initiativen, um die Menschen aus | |
der Ukraine rasch in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu integrieren.“ | |
Ein Embargo gegen russische Gaslieferungen kommt für Amsinck allerdings | |
nicht infrage. „Da würden viele Betriebe in kürzester Zeit stillstehen.“ | |
„Wer die Versorgung kappt, legt die Axt an das Fundament unserer | |
Gemeinwesens“, ist der Unternehmerchef überzeugt. Die Lkw-Fahrer auf dem | |
Stadtring wird er damit nicht gemeint haben. | |
16 Mar 2022 | |
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[1] https://www.uvb-online.de/de | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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Christian Lindner | |
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