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# taz.de -- Debatte um FPÖ-Zeitschrift „Aula“: Häftlinge rechtmäßig ver…
> Eine rechtsextreme Zeitschrift bezeichnet KZ-Überlebende als „Landplage“.
> Die Staatsanwaltschaft Graz findet das nachvollziehbar.
Bild: Unvergessen: Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs am ehemaligen KZ…
Unter dem Titel „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“ erschien vergangenen
Sommer in der rechtsextremen Zeitschrift Aula, Zentralorgan der
FPÖ-Burschenschafter, ein Artikel, der die Überlebenden des KZ in
Oberösterreich pauschal als „Landplage“ und „Kriminelle“ darstellt. Da…
heißt es: „Raubend und plündernd, mordend und schändend plagten die
Kriminellen das unter der ‚Befreiung‘ leidende Land. Eine Horde von 3.000
Befreiten wählte den Weg ins Waldviertel im Nordwesten von Niederösterreich
und wetteiferte dort mit den sowjetischen ‚Befreiern‘ in der Begehung
schwerster Verbrechen.“
Der Grünen-Abgeordnete Harald Walser erstattete damals Anzeige bei der
Staatsanwaltschaft Graz, sie möge den Artikel auf Verstoß gegen das
NS-Verbotsgesetz prüfen. Vor wenigen Tagen stellte die Staatsanwaltschaft
das Verfahren ein. Die Begründung schockiert nicht nur Walser. Dort heißt
es, der Tenor des Textes sei nachvollziehbar, da die KZ-Häftlinge nach der
„allgemeinen Lebenserfahrung“ aufgrund ihrer kriminellen Energie Straftaten
auch nach der Befreiung verübt hätten. Der Abgeordnete richtete umgehend
eine parlamentarische Anfrage an Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP)
und forderte Konsequenzen, da „in skandalöser Weise indirekt die
NS-Judikatur fortgeschrieben“ werde.
Unter den 200.000 bis 1945 Internierten befanden sich politische Gefangene,
Homosexuelle, Kriegsgefangene und sogenannte „Asoziale“. Um die 100.000 von
ihnen wurden entweder ermordet oder starben unter der schonungslosen
Zwangsarbeit in den Steinbrüchen.
Das von KZ-Überlebenden gegründete Comité International de Mauthausen (CIM)
reagierte am Mittwoch nüchtern, indem es die Staatsanwälte auf „einen
begleiteten Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte“ einlud. Als das
nationalsozialistische Konzentrationslager Mauthausen und seine Außenlager
befreit wurden, waren dort noch mehrere zehntausend Menschen interniert.
Nach Abzug der SS-Wachmannschaften Anfang Mai 1945 blieben die Häftlinge
mehr oder weniger sich selbst überlassen.
„Unbestritten ist“, so das CIM, „dass diese Beschaffung von
überlebensnotwendigen Lebensmitteln in wenigen Fällen auch gegen den Willen
der betroffenen Lokalbevölkerung geschehen ist. Daraus jedoch abgeleitet
die Formulierung „Landplage“ als zutreffend zu bezeichnen, entbehrt nicht
nur jeder historischen Grundlage, sondern ist auch eine Verhöhnung der
heute noch lebenden KZ-Opfer“.
11 Feb 2016
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Mauthausen
Konzentrationslager
Häftlinge
FPÖ
Rechtsextremismus
Islam
Österreich
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