# taz.de -- Der ADFC will auf die Straße: Runter von den Radwegen! | |
> Autofahrer müssen sich an Tempo 30 und an die Fahrradfahrer gewöhnen, | |
> findet der ADFC. Die Räder sollen zurück auf die Straße, steht in seinem | |
> neuen Verkehrskonzept | |
Bild: Baustelle Am Dobben: Die Straße wird neu gemacht, für die Radfahrer pas… | |
Radwege sind an vielen Stellen nicht nur überflüssig, sondern "sogar | |
gefährlich". Dies ist eine der Kernaussagen des "Verkehrspolitischen | |
Programms", das der ADFC vor wenigen Tagen beschlossen hat. Zum Beispiel in | |
Tempo-30-Zonen sollte ganz auf Radwege verzichtet werden, sagt | |
ADFC-Geschäftsführer Klaus-Peter Lang. Es gibt zudem Straßen wie die | |
H.-H.Meier-Allee, an der die Fahrradwege in miserablem Zustand sind - | |
Fahrradfahrer haben allen Grund und jedes Recht, dort die Fahrbahn zu | |
nutzen, sagt der AFDC. | |
Denn Fahrräder sind rein rechtlich gesehen "Fahrzeuge" und Fahrradwege sind | |
"Sonderwege", deren Nutzung nach einem Bundesverwaltungsgerichts-Urteil nur | |
unter besonderen Bedingungen verpflichtend gemacht werden kann. Die Bremer | |
Straßenbehörde hatte vor dem Urteil die runden blauen Schilder, die zur | |
Benutzung des Radweges verpflichten, recht großzügig verteilt. Beim | |
Bremischen Amt für Straßenbau und Verkehr (ASV) gibt es eine unter | |
Verschluss gehaltene Studie, die auflistet, wo überall solche Schilder | |
rechtswidrig sind und abgebaut werden müssen. | |
"Entschleunigung", so der ADFC, sei ein wichtiges verkehrspolitisches Ziel, | |
das zu mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität führen kann. Als die Grünen | |
im vergangenen Jahr einen Vorstoß planten, um Tempo 30 zur Regel und | |
schnelleres Fahren zur Ausnahme zu machen, kam von der SPD sofort ein | |
klares "Nein". Rainer Hamann, Mitglied der SPD-Bürgerschaftsfraktion und | |
Mitglied im ADFC-Vorstand, fand "die Aufregung übertrieben" und bedauert: | |
"Ein grundsätzliches Tempo 30 wird derzeit in der SPD nicht diskutiert." | |
Richtig konkret wird das Problem zum Beispiel Am Sielwall und Am Dobben. | |
Tempo 30 gilt, wegen der Enge der Straße kann sowieso niemand schneller | |
fahren. Die Radwege sind an vielen Stellen so schmal, dass sie eigentlich | |
eine Zumutung sind. Und die Autos parken mit einem Reifen auf dem ohnehin | |
engen Fahrradweg, ohne dass das geahndet wird. Derzeit wird die Straße am | |
Dobben erneuert - ohne das Problem zu lösen. Man hätte auf der östlichen, | |
zum Steintor hin gelegenen Seite des Dobben die Radfahrer offiziell auf die | |
Straße holen können, wenn dort das Parken generell untersagt würde, sagt | |
Ortsamtsleiter Robert Bücking. Der Bürgersteig, auf dem derzeit der Radweg | |
ausgepflastert ist, hätte neu gemacht werden müssen. Dies hat das | |
Bauressort abgelehnt. Fazit: Fahrradfahrer können auf der Straße fahren, | |
"gern", betont Bücking - wenn sie sich den Konflikt mit den Autofahrern | |
zutrauen, die die Fahrräder auf "ihrer" Straße als Fremdkörper empfinden. | |
Oder sie nutzen den engen Radweg - und geben den Druck weiter an die | |
Fußgänger. Überall wo es keine Fahrradbügel gibt, werden die Räder an den | |
Zäunen angeschlossen. Radwege auf Fahrbahnen einzurichten ist preiswert - | |
es kostet nur einen Pinselstrich, wenn da Platz ist. Und wenn die | |
Straßenbahn-Schienen nicht zu dicht am Straßenrand verlaufen, wie etwa auf | |
der Hamburger Straße. Die Flächen der Radwege der Straße zuzuschlagen, ist | |
aber teuer - weil die Straßenentwässerung am Fahrbahnrand verläuft. Das | |
Umsteuern ist also ein Projekt für Jahrzehnte, findet der | |
ADFC-Geschäftsführer. Schade sei, dass die Belange des Radverkehrs bei der | |
Verkehrsplanung derzeit so wenig berücksichtigt würden. | |
13 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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Critical Mass | |
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