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# taz.de -- 80 Jahre Warschauer Aufstand: Große Erwartungen an Steinmeier
> In Polens Hauptstadt erwarten viele eine Bitte um Vergebung vom
> Bundespräsidenten – und hoffen auf Konkretes zu finanziellen
> Entschädigungen.
Bild: Denkmal für die Widerstandskämpfer Armina Kajowa auf dem Krasinski-Plat…
Wenn Präsident Frank-Walter Steinmeier zum 80. Jahrestag des Warschauer
Aufstandes 1944 seine Gedenkrede hält, werden ihm viele über 90-Jährige
zuhören. Unter ihnen befinden sich die letzten noch lebenden Veteranen der
Widerstandsbewegung Armia Krajowa (AK). Vor achtzig Jahren kämpften sie um
Freiheit und Würde, wie schon 1943 die Juden im Warschauer Getto.
Auch diesen Aufstand hatten die Nazis blutig niedergeschlagen. Insgesamt
starben im Getto knapp 500.000 Juden, die meisten davon aus Warschau. Bei
der [1][Gedenkfeier im letzten Jahr bat Steinmeier um Vergebung] für die
Verbrechen der Deutschen.
Die meisten Polen erwarten nun, dass Steinmeier auch für die rund 1,5 bis 2
Millionen von den Nazis ermordeten christlichen Polen um Vergebung bittet.
Auch hoffen viele auf Informationen zum Baubeginn des in Berlin geplanten
Deutsch-Polnischen Hauses, das über die gesamte deutsch-polnische
Geschichte informieren soll.
## Bundeskanzler Scholz versprach finanzielle Zuwendungen
Von größerem Interesse ist jedoch das Versprechen von Kanzler Olaf Scholz,
die letzten noch lebenden NS-Opfern in Polen finanziell zu entschädigen.
[2][Unmut kam zuletzt auf, weil weder etwas über die Höhe der Zuwendungen,
noch über den Beginn der Zahlungen bekannt wurde]. Im inzwischen
beschlossen Haushalt konnte bislang niemand einen Posten „Zuwendungen für
polnischen NS-Opfer“ entdecken. Auch hier erhoffen sich viele ein klärendes
Wort von Steinmeier.
Vom Krasinski-Platz mit dem Denkmal des Warschauer Aufstandes sind es knapp
fünf Kilometer Luftlinie bis nach Praga, dem östlich der Weichsel gelegenen
zweiten Stadthälfte Warschaus. Als es hieß, die Rote Armee stünde vor
Warschaus Toren, rief General Bor-Komorowski den Aufstand aus: [3][Am 1.
August 1944 um 17 Uhr sollten die Kämpfer] losschlagen.
Die Polen wollten den deutschen Besatzern zumindest das Stadtzentrum
entreißen, um dann Stalins Soldaten mit erhobenem Kopf sagen zu können:
„Wir haben Warschau selbst befreit!“ In ganz Ostpolen hatte die Rote Armee
nach der Befreiung die Kämpfer der AK entwaffnet und ins Gefängnis werfen
lassen.
## Stalin wollte Polen als „Interessensphäre der Sowjetunion“
Doch die Nachricht von der „Roten Armee vor den Toren Warschaus“ war eine
Falschmeldung. Die Sowjetsoldaten kämpften noch rund anderthalb Monate
gegen deutsche Verbände, bis sie Mitte September in Praga eintrafen. Dort
war der Aufstand schon nach nur wenigen Tagen abgebrochen worden, da die
Übermacht der Deutschen zu groß war.
Stalin, der genau wusste, dass sich der Warschauer Aufstand zwar
militärisch gegen Hitler, politisch aber gegen ihn richtete, hatte
keinerlei Interesse daran, den Aufständischen zu Hilfe zu kommen. Sein Ziel
war es vielmehr, Polen endgültig zur „Interessensphäre der Sowjetunion“ zu
machen, wie es ihm die Westalliierten versprochen hatten.
Er wartete daher die Kapitulation der Aufständischen und die systematische
Zerstörung der Stadt ab. Erst am 17. Januar 1945 „befreite“ die Rote Armee
das in Ruinen liegende Zentrum. Es sollte fast fünfzig Jahre dauern, bis
die letzten der neuen Besatzer Polen wieder in Richtung Osten verließen.
31 Jul 2024
## LINKS
[1] /Besuch-des-Bundespraesidenten-in-Polen/!5926260
[2] /Deutsch-polnische-Gespraeche/!6021291
[3] /Buch-ueber-Warschauer-Aufstand/!6025788
## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
Warschau
Warschauer Aufstand
Olaf Scholz
Frank-Walter Steinmeier
GNS
Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
Warschauer Aufstand
Polen
Warschauer Ghetto
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