# taz.de -- Steinmeiers Rede zum Warschauer Aufstand: Große Enttäuschungen | |
> Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat in Polen um Vergebung für die | |
> NS-Verbrechen. Doch Entschädigungssummen für die Opfer nannte er nicht. | |
Bild: Seine Rede war enttäuschend: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier | |
Beide kamen mit leeren Händen – erst Bundeskanzler Olaf Scholz zu den | |
deutsch-polnischen Regierungskonsultationen, jetzt [1][Bundespräsident | |
Frank-Walter Steinmeier zum 80. Jahrestag des Warschauer Aufstandes 1944]. | |
Dabei zählt für die inzwischen über 90-jährigen polnischen Veteranen und | |
Kriegsopfer jeder Tag. Sie sollen, so hatte es Kanzler Scholz versprochen, | |
eine symbolische Anerkennung für ihr Leid bekommen. Doch er nannte weder | |
eine Summe, auf die sich die hochbetagten Menschen einstellen können, noch | |
ein Datum für den Beginn der Zahlungen. Auch nicht, wer konkret das Geld | |
bekommen soll. Die Enttäuschung ist groß. | |
Steinmeier bat in Warschau um Vergebung für die von den Deutschen | |
begangenen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, insbesondere für die Massaker, | |
die SS und Wehrmacht im [2][Warschauer Aufstand 1944] an der | |
Zivilbevölkerung verübt hatten. [3][Damals starben 150.000 bis 200.000 | |
zumeist junge Polen und Polinnen. Diese] Bitte hatte [4][Steinmeier auch | |
schon 2023] anlässlich des 80. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstandes | |
1943 ausgesprochen, den die Deutschen ebenfalls blutig niedergeschlagen | |
hatten. | |
Die Vergebungsbitten sind richtig und gut. Auch in Zukunft wird es diese | |
Gesten brauchen, da die unmittelbare Nachkriegsforderung nach dem „Nie | |
wieder“ immer wieder erneuert und bestätigt werden muss. Aber das | |
inzwischen ritualisierte Gedenken reicht nicht. Es gehört von deutscher | |
Seite das Bemühen dazu, tatsächlich etwas „wieder gut machen“ zu wollen. … | |
haben hunderttausende polnische Kinder, die ihren Eltern entrissen und dann | |
zwangsgermanisiert wurden, noch nie ein Wort der Anerkennung ihres Leids, | |
geschweige denn eine symbolische Entschädigung erhalten. | |
Im Krieg hatten die deutschen wie auch die sowjetischen Besatzer Polens das | |
Nachbarvolk zu kulturlosen Arbeitssklaven ohne intellektuelle Elite | |
degradieren wollen. [5][Es wäre also nur recht und billig, wenn zumindest | |
das heutige Deutschland Polen] dabei helfen würde, wieder als Kulturnation | |
weltweit reüssieren zu können. Schritt für Schritt würde so die Basis | |
gelegt für eine tatsächliche Partnerschaft auf Augenhöhe. | |
1 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
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