# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Deutsche sollen ausgeflogen we… | |
> Ein Bundeswehr-Airbus soll erste Deutsche aus dem Libanon evakuieren. | |
> Israel greift Hisbollah-Verbündete mitten in Beirut an. Sorge vor | |
> Bodenoffensive wächst. | |
Bild: Nach dem israelischen Angriff in Beiruts Innenstadt Montag früh | |
## Bundeswehr-Airbus soll Deutsche ausfliegen | |
Ein Airbus der Bundeswehr soll Deutsche angesichts der Auseinandersetzung | |
zwischen Israel und der pro-iranischen Schiiten-Miliz Hisbollah aus dem | |
Libanon ausfliegen. Angesichts der Lage habe das Auswärtige Amt die | |
Krisenstufe für die Auslandsvertretungen in Beirut, Ramallah und Tel Aviv | |
noch einmal angehoben und eine diplomatische Abholung eingeleitet, teilte | |
das Außenministerium am Montag mit. Die Botschaften blieben damit | |
arbeitsfähig. Familienangehörige der entsandten Beschäftigen und von | |
deutschen Mittlerorganisationen sowie nicht dringend benötigtes Personal | |
würden jedoch ausgeflogen. | |
Ein Flugzeug des Typs A321 der Luftwaffe sei am Montag in die libanesische | |
Hauptstadt Beirut geflogen, um die Ausreise zu unterstützen, teilte das | |
Ministerium weiter mit. In der Bundeswehrmaschine würden zudem vor allem | |
aufgrund medizinischer Umstände besonders gefährdete deutsche | |
Staatsangehörige mitgenommen. (rtr) | |
## Israel deutet mögliche Bodenoffensive an | |
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat am Montag angedeutet, | |
dass sich Israel auf eine Bodenoffensive im Libanon vorbereite. Bei einer | |
Rede vor Truppen an der nördlichen Grenze Israels sagte Galant, der Tod des | |
Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah sei ein wichtiger Schritt gewesen. „Aber | |
er ist nicht alles. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, die wir haben“, | |
kündigte er an. (ap) | |
## Libanesischer Regierungschef fordert Waffenruhe | |
Der libanesische Ministerpräsident Naschib Mikati hat eine Waffenruhe im | |
Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz gefordert. „Der Schlüssel | |
zur Lösung ist die Beendigung der israelischen Aggression gegen den | |
Libanon“, hieß es in einer Erklärung Mikatis, die am Montag nach einem | |
Treffen des libanesischen Regierungschefs mit dem französischen | |
Außenminister Jean-Noel Barrot in Beirut veröffentlicht wurde. Mikati | |
unterstützte demnach bei der Begegnung einen in der vergangenen Woche | |
lancierten Aufruf der USA und Frankreichs zu einer 21-tägigen Feuerpause in | |
dem Konflikt zwischen Israel und der im Libanon ansässigen Hisbollah-Miliz. | |
Ferner bezeichnete der libanesische Ministerpräsident die Anwendung der | |
Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats als „Priorität“. Durch die | |
Resolution war im Jahr 2006 der damalige Krieg zwischen Israel und der | |
Hisbollah beendet worden. Sie sieht vor, dass im libanesischen Grenzgebiet | |
zu Israel nur UN-Blauhelmtruppen und die libanesische Armee stationiert | |
sein dürfen. (afp) | |
## Hisbollah: Wir sind vorbereitet | |
Trotz erheblicher Verluste ist die radikal-islamische Hisbollah im Libanon | |
ihrem stellvertretenden Anführer Naim Kassem zufolge in der Lage, einer | |
israelischen Bodenoffensive entgegenzutreten. In seiner ersten öffentlichen | |
Ansprache nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem | |
israelischen Angriff betonte Kassem am Montag, Israel werde seine Ziele | |
nicht erreichen. „Wir sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet und bereit, | |
sollten die Israelis sich entscheiden, zu Land vorzurücken“, sagte Kassem, | |
an einem unbekannten Ort sprechend. „Die Widerstandskräfte sind für einen | |
Bodenkampf gerüstet.“ (rtr) | |
## Iran: keine Soldaten in den Libanon | |
Angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen Israel und der | |
pro-iranischen Hisbollah im Libanon will Teheran nach eigenen Angaben keine | |
Soldaten dorthin oder in den Gazastreifen schicken. „Es ist nicht nötig, | |
zusätzliche oder freiwillige Kräfte der Islamischen Republik Iran zu | |
schicken“, sagte der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanani am Montag in | |
Teheran. Der Libanon und die Kämpfer in den Palästinensergebieten hätten | |
„die Fähigkeit und Stärke, sich selbst gegen die Aggression zu | |
verteidigen“. | |
„Wir haben keine diesbezüglichen Anfragen von irgendeiner Seite erhalten“, | |
führte Kanani aus. „Im Gegenteil: Wir wurden informiert und wissen, dass | |
sie nicht die Hilfe unserer Truppen brauchen.“ Zugleich kündigte der | |
Außenamtssprecher Vergeltung für Angriffe der israelischen Armee auf Iraner | |
an. „Das zionistische Besatzerregime wird nicht ohne Rüge und Bestrafung | |
für die Verbrechen bleiben, die es gegen das iranische Volk, die | |
Widerstandskräfte, die iranischen Bürger und Militärs begangen hat“, sagte | |
Kanadi. (afp) | |
## Vier Tote bei Drohnenangriff in Beirut | |
Bei einem israelischen Luftangriff auf die Wohnung einer militanten | |
Gruppierung in Beirut sind nach Angaben aus libanesischen | |
Sicherheitskreisen vier Menschen getötet worden. Eine israelische Drohne | |
habe am Montag eine Wohnung im Viertel Cola – im Süden Beiruts und an der | |
Grenze zur Vorstadt Dahiyeh gelegen – ins Visier genommen, die zwei | |
Mitgliedern der sunnitisch-islamistischen Gruppierung Dschamaa Islamija | |
gehöre, verlautete aus libanesischen Sicherheitskreisen. Dabei seien vier | |
Menschen getötet worden. | |
Wie die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) mitteilte, waren drei | |
der Getöteten Mitglieder der mit der Hisbollah verbündeten militanten | |
Palästinensergruppierung, die unter anderem in Deutschland verboten ist. | |
Demnach wurden bei dem Angriff ihr militärischer Sicherheitschef Mohammad | |
Abdel-Aal, der militärische Befehlshaber Imad Odeh sowie das Mitglied | |
Abdelrahman Abdel-Aal getötet. | |
Während die israelische Armee in den vergangenen Tagen wiederholt Ziele der | |
pro-iranischen Hisbollah in deren Hochburgen in den südlichen Vororten von | |
Beirut ins Visier genommen hatte, war dies der erste Angriff im Zentrum der | |
libanesischen Hauptstadt seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel | |
vor einem Jahr. | |
Auf Fernsehaufnahmen lokaler Sender war das zerstörte Stockwerk des | |
betroffenen Gebäudes im überwiegend von Sunniten bewohnten und an die | |
Straße zum Flughafen grenzenden Viertels zu erkennen. Journalisten der | |
Nachrichtenagentur AFP berichteten zudem von Drohnen, die am Sonntag den | |
ganzen Tag über der libanesischen Hauptstadt zu sehen waren. | |
Unterdessen beginnen im Libanon am Montag dreitägige Trauerfeiern für den | |
am Freitag durch einen gezielten israelischen Luftschlag [1][in einem | |
Vorort Beiruts getöteten Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah]. Die | |
Schiiten-Miliz hat allerdings bislang keine Informationen über seine | |
Beisetzung bekanntgegeben. Auch gibt es scheinbar noch keinen Nachfolger | |
für Nasrallah. (afp/dpa) | |
## Angriffe auf Hisbollah-Strukturen in ganz Libanon | |
Stunden zuvor hatte Israel Ziele im ganzen Land angegriffen und über das | |
Wochenende Dutzende Menschen getötet. Der Kommandostruktur der Hisbollah | |
versetzte das Militär einige tödliche Schläge, etwa durch die Tötung von | |
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah oder des Kommandeurs Nabil Kauk. | |
In der vergangenen Woche hatte Israel mehrfach die [2][südlichen Vororte | |
Beiruts angegriffen], in denen die Hisbollah sehr präsent ist. Darunter war | |
auch der umfassende Angriff, der am Freitag Nasrallah das Leben kostete. | |
Angriffe auf das Stadtzentrum hatte Israel jedoch zunächst unterlassen. | |
Im gesamten Libanon vermeldete das Gesundheitsministerium mindestens 105 | |
Tote bei Luftangriffen am Sonntag. Bei zwei Angriffen in der Nähe der | |
südlichen Stadt Sidon, etwa 45 Kilometer südlich von Beirut, wurden nach | |
Angaben des Ministeriums am Sonntag mindestens 32 Menschen getötet. Bei | |
israelischen Angriffen in der nördlichen Provinz Balbeek kamen den Angaben | |
zufolge 21 Menschen ums Leben, 47 weitere sollen verletzt worden sein. Auch | |
in anderen Landesteilen gab es Angriffe. (ap) | |
## Sorge vor Bodenoffensive | |
Es wächst die Sorge, dass Israels Armee zu einer [3][Bodenoffensive im | |
Süden des Nachbarlandes] übergehen könnte. Nach der Tötung Nasrallahs hatte | |
Israels Armeechef Herzi Halevi am Samstag diese Möglichkeit angedeutet. Er | |
habe Pläne für das Nordkommando der Streitkräfte gebilligt. | |
„Herausfordernde Tage liegen vor uns“, sagte er. Die israelische Armee sei | |
„in höchster Alarmbereitschaft, sowohl in defensiver als auch offensiver | |
Hinsicht, an allen Fronten“. Sie sei gerüstet für das, was als Nächstes | |
komme. | |
Experten sprechen von einer möglichen „Falle“, in die Israel geraten | |
könnte. Trotz des Todes von Nasrallah und fast der gesamten oberen | |
Führungsebene verfüge die Hisbollah immer noch über Tausende von erfahrenen | |
Kämpfern und ein umfangreiches Waffenarsenal, mit dem sie in ihren | |
südlibanesischen Hochburgen auf vorbereitetem Terrain Israels Truppen | |
erhebliche Verluste zufügen könnte, schrieb das Wall Street Journal. Die | |
Hisbollah könne es gar nicht abwarten, dass Israel im Südlibanon | |
einmarschiert, zitierte die Zeitung eine frühere israelische Abgeordnete | |
und heutige Mitarbeiterin der Denkfabrik Atlantic Council. | |
Eine israelische Bodenoffensive könne der Hisbollah helfen, sich wieder | |
„aus der Asche“ zu erheben und die Unterstützung der breiten libanesischen | |
Gesellschaft wiederzugewinnen, hieß es. Israels Befehlshaber seien sich | |
zwar der Gefahr von Bodenkämpfen bewusst, schrieb die Zeitung. Das | |
politische Problem bestehe jedoch darin, dass Israels erklärtes Kriegsziel | |
– die Rückkehr von 60.000 Israelis, die durch die Hisbollah-Angriffe aus | |
Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden – mit Luftschlägen allein | |
kaum zu erreichen sei. (dpa) | |
## Libanon: Bis zu einer Million Vertriebene möglich | |
Durch Israels Angriffe könnten im Libanon nach Angaben des | |
geschäftsführenden Ministerpräsidenten Nadschib Mikati bis zu einer Million | |
Menschen vertrieben werden. Es sei schon jetzt die größte Zahl an | |
Vertriebenen in der Geschichte des Landes, sagte Mikati in Beirut. Im | |
aktuellen Konflikt mit Israel könne es nur eine diplomatische Lösung geben: | |
„Es gibt keine Wahl für uns als Diplomatie.“ Seit Beginn der neuen | |
Konfrontationen wurden im Libanon nach UN-Angaben mehr als 210.000 Menschen | |
vertrieben, unter ihnen etwa 120.000 Menschen allein im Verlauf der | |
vergangenen Woche. | |
Die Zahl könnte, auch gemessen an Erfahrungen des vergangenen Kriegs mit | |
Israel im Jahr 2006, den Vereinten Nationen zufolge aber noch deutlich | |
höher liegen. 50.000 Syrer und Libanesen sind zudem ins benachbarte | |
Bürgerkriegsland Syrien geflohen. Trotz der jüngsten massiven israelischen | |
Schläge weigert sich die Hisbollah-Miliz bislang, den Beschuss Israels | |
einzustellen, solange Israels Regierung einer Waffenruhe im Gazastreifen | |
nicht zustimmt. (dpa) | |
## Experte: Iran steht vor einem Dilemma | |
Die dramatische Schwächung der Hisbollah-Miliz bringe die Islamische | |
Republik Iran in eine „sehr schwierige Lage“, zitierte das Wall Street | |
Journal Michael Horowitz, Leiter der Abteilung für Nachrichtendienste bei | |
der Beratungsfirma Le Beck International. Die libanesische Miliz sei „ein | |
wichtiger Teil der iranischen Verteidigungsdoktrin und ihr wichtigstes | |
Abschreckungsinstrument gegen Israel“. Der Iran stehe nun vor dem Dilemma, | |
die Hisbollah möglicherweise verteidigen zu müssen, hieß es. Vor diesem | |
Hintergrund könnte die Huthi-Miliz im Jemen für den Iran in seiner | |
sogenannten „Achse des Widerstands“, mit der Teheran gegen den erklärten | |
Erzfeind Israel kämpft, noch an Bedeutung gewinnen. | |
Israels Luftangriff auf den Jemen erfolgte dem Militär zufolge als Reaktion | |
auf die jüngsten Huthi-Angriffe. Am Samstagabend war unter anderem in der | |
Küstenmetropole Tel Aviv wegen eines Geschosses erneut Raketenalarm | |
ausgelöst worden. Die Miliz erklärte, sie habe den Flughafen Ben Gurion bei | |
Tel Aviv mit einer ballistischen Rakete angegriffen. Diese wurde laut | |
Militär aber noch vor Erreichen des israelischen Hoheitsgebiets abgefangen. | |
[4][Zuletzt hatte Israels Luftwaffe im Jemen Ende Juli angegriffen]. Ziel | |
war auch damals der Hafen von Hudaida als Reaktion auf einen tödlichen | |
Drohnenangriff der Huthi auf Tel Aviv. Derweil griff die israelische Armee | |
nach eigenen Angaben im Norden Gazas erneut eine Kommandozentrale der Hamas | |
aus der Luft an, die sich auf dem Gelände einer früheren Schule befunden | |
habe, wie die Armee in der Nacht mitteilte. Man habe vor dem Angriff | |
zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. | |
Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Die Armee griff | |
nach eigenen Angaben außerdem weitere Stellungen der Hisbollah-Miliz in der | |
Bekaa-Ebene im Osten des Libanons an. (dpa) | |
Hinweis: Wir haben den genauen Ort der in Beirut bombardierten Wohnung | |
präzisiert. | |
30 Sep 2024 | |
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