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# taz.de -- Aktivisten-Urgestein Thilo Bode: „Es geht nicht ohne Konflikte“
> Foodwatch-Gründer Thilo Bode rechnet beim taz Talk mit NGOs und
> Zivilgesellschaft ab. Staat und Wirtschaft hätten von ihnen nichts mehr
> zu befürchten.
Bild: Demokratie bestehe nicht nur aus Wahlen, sondern auch aus der Zeit dazwis…
Wie wird man professioneller Aktivist? Aus Überdruss. Jedenfalls erzählt
Thilo Bode, ehemaliger Geschäftsführer von [1][Greenpeace] und Gründer der
Ernährungs-NGO [2][Foodwatch,] das so in eigener Sache. „Es war mir auf
Dauer zu einseitig, Metallrohre zu verkaufen“, sagt das aktivistische
Urgestein [3][am Mittwochabend in der taz Kantine], wo er beim [4][taz
Talk] sein neues Buch [5][„Resist! Aufruf zum Widerstand“] vorstellt, eine
Art lebensaktivistische Bilanz.
Der Titel springt ins Auge. Bode versteht ihn als Aufruf an die
Zivilgesellschaft, ihre Kontrollfunktion ernst zu nehmen. Demokratie
bestehe nicht nur aus Wahlen, sondern auch aus der Zeit dazwischen, in der
man der Regierung auf der Finger schauen müsse. Der Moderator,
taz-Redakteur Jan Feddersen, vermutet harte Verhandlungen mit dem Verlag
über diesen Titel. Und liegt richtig. Der Verlag sei nicht begeistert
gewesen, als Bode kurz vor Abgabe des Manuskripts mit dieser Idee um die
Ecke kam.
Doch er hat sich offensichtlich durchgesetzt. Diese Unnachgiebigkeit
illustriert seine grundsätzliche Botschaft. In seinem Buch kritisiert Bode,
dass Zivilgesellschaft und NGOs zu zahm gegenüber Staat und Konzernen
geworden seien. Grund dafür sei die Abhängigkeit von staatlichen
Zuwendungen, die verhindere, dass Druck ausgeübt werden kann.
Bode kontrastiert diese zahme Gegenwart mit seiner eigenen, konfrontativ
orientierten Vergangenheit. Als Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland
habe man in den 1980er-Jahren etwa die Produktion von FCKW gestoppt.
[6][Unter dem Slogan „Alle reden vom Klima, wir ruinieren es“
veröffentlichte man riesige Poster] mit den Konterfeis der verantwortlichen
Unternehmer der ökoruinösen Gerätschaften, die bis dahin auf dem Markt
angeboten wurden.
Die Kampagne hatte persönlichkeitsrechtliche Schritte der Unternehmer zu
Folge, Greenpeace setzte sich letztinstanzlich vor dem
Bundesverfassungsgericht durch. Viel wichtiger aus Bodes Sicht: Die
Produktion von FCKW wurde verboten.
## Verzicht auf staatliche Zuwendungen
Wenn Bode heute auf die jüngste Weltklimakonferenz in Belém schaut, ärgert
ihn das Vorgehen der NGOs. Nur weil man gemeinsam mit Staatenlenkern und
Konzernen an einem Tisch sitze, habe man noch lang keinen echten Einfluss.
„Mit Unternehmen kann man nicht reden!“ Man sitze mit ihnen nicht ohne
eigene Bewegungsmacht am Tisch, macht er deutlich. Seine Nachfolger bei
Greenpeace würden ihn beschwichtigen, „das Schlimmste habe man verhindern
können“ und tue es noch.
Doch die mauen Ergebnisse dieser Konferenz scheinen Bode recht zu geben.
Aber was ist seine Lösung? Bode fordert den Verzicht auf staatliche
Zuwendungen, verbunden mit größerer Distanz zu Staat und Wirtschaft.
Infolge des von öffentlichen Mitteln geförderten Wachstums vieler
Organisationen hätten sich große Mitarbeiterstäbe entwickelt, deren
Fortbestehen man nicht durch konfrontatives Agieren gefährden wolle. „Diese
Angestellten müssten gehen. Die Organisationen werden dann stärker, weil
sie wieder kritisieren könnten.“
## Anekdotenreicher Abend
Aber weil es an diesem Abend auch um ein Lebenswerk geht, wird auch die
eine oder andere Anekdote zum Besten gegeben. Etwa als Bode mit [7][Renate
Künast], damals grüne Landwirtschaftsministerin unter dem SPD-Kanzler
Gerhard Schröder, aneinandergeriet. Künast förderte die aufkeimende
biologische Landwirtschaft, Bode aber wollte die gesamte Landwirtschaft
ökologisieren, anders würde die Agrarwende nicht klappen. „Es hat sich
bewahrheitet“, meint er heute.
An Ende dieses Abends auf der Bühne der taz Kantine merkt man: Die
Altersmilde ist nicht Bodes Sache. Stattdessen predigt er: „Es geht nicht
ohne Konflikte“.
11 Dec 2025
## LINKS
[1] /Greenpeace/!t5010331
[2] /Foodwatch/!t5032389
[3] /Thilo-Bode-im-taz-Talk/!vn6131486/
[4] https://www.youtube.com/live/MngyzupQ0mo
[5] https://www.penguin.de/buecher/thilo-bode-resist-aufruf-zum-widerstand/buch…
[6] /Greenpeace--Plakate-zensiert/!1764461/
[7] /Kuenast-kuendigt-Rueckzug-an/!6019522
## AUTOREN
David Hinzmann
## TAGS
Aktivismus
Greenpeace
Foodwatch
FCKW
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Entwicklungszusammenarbeit
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