| # taz.de -- Regierungsverhandlungen in Berlin: Kongos Regierung auf Lobbytour i… | |
| > Die Regierungen Deutschlands und der DR Kongo reden über | |
| > Entwicklungshilfe und Investitionen. Zeitgleich eskaliert vor Ort der | |
| > Krieg. | |
| Bild: Eins der Projekte auf der Agenda der deutsch-kongolesischen Gespräche: D… | |
| Just während Kongos M23-Rebellen [1][am Mittwoch kampflos die Großstadt | |
| Uvira besetzten] und der Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo | |
| damit einen neuen Höhepunkt erreichte, priesen kongolesische | |
| Regierungsmitglieder in Deutschland ihr Land als Investitionsziel an. | |
| Minister sowie Chefs von Verbänden und Behörden aus Kinshasa trafen sich im | |
| Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin mit deutschen Regierungs- und | |
| Unternehmervertretern zum [2][Deutsch-Kongolesischen Wirtschaftsforum]. | |
| Das nie realisierte, jahrzehntealte [3][Wasserkraftprojekt Grand Inga], | |
| das den gesamten Unterlauf des wuchtigen Kongos aufstauen und damit Strom | |
| für das südliche Afrika generieren soll, stand ebenso auf der Agenda wie | |
| der [4][Lobito-Korridor] zur Beschleunigung der Exporte kongolesischer | |
| Mineralien über den Atlantik. | |
| An den beiden Tagen davor hatten die Regierungen der DR Kongo und | |
| Deutschlands bei bilateralen Regierungsverhandlungen die deutsche | |
| Entwicklungshilfe für die DR Kongo in den kommenden Jahren festgeklopft. Es | |
| ging nach Angaben des Entwicklungsministeriums (BMZ) um Investitionen in | |
| den Bereichen Rohstoffpolitik und Energie und die Erhaltung des | |
| Regenwaldes. | |
| Auch bestehende Programme für gute Regierungsführung und friedensfördernde | |
| Maßnahmen in den östlichen Konfliktgebieten dürften erneut auf der Agenda | |
| gestanden haben. Konkrete Vorhaben und die Höhe der Zusagen bei den am | |
| Dienstag abgeschlossenen Gesprächen nannte das BMZ auf Nachfrage zunächst | |
| nicht. | |
| Kongolesische Quellen sprechen von einer „verstärkten Partnerschaft“ und | |
| einem „solideren Rahmen der Zusammenarbeit“ in „strategischen Sektoren wie | |
| Infrastruktur, Energie, grüne Transformation, Berufsbildung und | |
| verantwortungsvolle Mineralienförderung“. Die Gesamthöhe der Zusagen soll | |
| die [5][der letzten Regierungsverhandlungen aus dem Jahr 2023], als für | |
| 2023 und 2024 insgesamt 90 Millionen Euro zugesagt worden waren, | |
| übersteigen. Darüber hinaus hat die Bundesregierung nach eigenen Angaben im | |
| Jahr 2024 knapp 57 Millionen Euro und im Jahr 2025 bis Oktober rund 35 | |
| Millionen Euro für humanitäre Hilfe in der DR Kongo zur Verfügung gestellt. | |
| ## Größte Kriegseskalation seit Februar | |
| Die Deutschlandtermine just zum Zeitpunkt der größten Kriegseskalation seit | |
| Februar kommen Kongos Regierung nicht ungelegen, denn Deutschland hält den | |
| Vorsitz der Internationalen Kontaktgruppe für die Region der Großen Seen, | |
| in der alle westlichen Geberländer gemeinsame außenpolitische Positionen | |
| formulieren. Kongos Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner führte dazu | |
| im Auswärtigen Amt Gespräche. | |
| Am Dienstagabend, nachdem Kongos Armee schon aus Uvira geflohen und die | |
| Stadt den Rebellen überlassen hatte, formulierte die Kontaktgruppe eine | |
| scharfe [6][Erklärung], wonach „die neue von Ruanda unterstützte Offensive | |
| der M23“ das „Risiko birgt, die gesamte Region zu destabilisieren“. | |
| Ruandas Streitkräfte wurden „nachdrücklich“ aufgefordert, sich im Einklang | |
| mit [7][UN-Resolution 2773] aus der DR Kongo zurückzuziehen. Dieser | |
| Sicherheitsratsbeschluss vom Februar 2025 fordert Ruandas „bedingungslosen“ | |
| Rückzug – eine Position, die die neueren [8][Friedensabkommen von | |
| Washington] und [9][Doha] überholt haben, weil sie kongolesische Schritte | |
| als Voraussetzung für ein Ende der sogenannten Defensivmaßnahmen Ruandas | |
| benennen. Auch diese Abkommen sollen von allen Parteien eingehalten werden, | |
| so die Kontaktgruppe weiter. | |
| Kongos Regierung wünscht sich eigentlich koordinierte internationale | |
| Sanktionen gegen Ruanda. Immerhin: Während Deutschland Anfang 2025 | |
| [10][Neuzusagen an Ruanda aussetzte], wird die Zusammenarbeit mit der | |
| Regierung der DR Kongo jetzt sogar intensiviert. | |
| Die M23-Rebellen hingegen sind für Deutschland keine Partner, obwohl sie | |
| sich als kongolesische Staatsmacht in ihren Gebieten sehen. „Die | |
| Bundesregierung steht nicht in direkten Gesprächen mit Vertretern der Miliz | |
| M23“, heißt es in der [11][Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine | |
| Anfrage der Grünen] im November; die M23-Kontrolle über Teile des Landes | |
| wird als „völkerrechtswidrige Besatzung“ charakterisiert. Kongolesische | |
| Organisationen, die Geld aus Deutschland etwa für Gehaltszahlungen | |
| erhalten, dürfen davon in M23-kontrollierten Gebieten keine Steuern | |
| abführen. | |
| 10 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Kongos-Rebellen-erobern-weitere-Stadt/!6136909 | |
| [2] https://wirtschaft-entwicklung.de/veranstaltungen/deutsch-kongolesisches-wi… | |
| [3] /Gruener-Wasserstoff-aus-dem-Kongo/!5717317 | |
| [4] /US-Praesident-in-Angola/!6054836 | |
| [5] https://www.bmz.de/de/laender/demokratische-republik-kongo | |
| [6] https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/2747866-2747866 | |
| [7] https://docs.un.org/ot/S/RES/2773(2025) | |
| [8] https://www.state.gov/peace-agreement-between-the-democratic-republic-of-th… | |
| [9] /Buergerkrieg-in-DR-Kongo/!6130122 | |
| [10] /Entwicklunghilfe-fuer-Ruanda/!6070338 | |
| [11] https://dserver.bundestag.de/btd/21/028/2102856.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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