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# taz.de -- Die Wahrheit: Überleben im sinnfreien Dezember
> Digital, prophylaktisch und unverzichtbar: der Wahrheit-Survival-Guide
> für den härtesten Monat des Jahres.
Bild: Wir schaffen das!
Er dräut. Der Dezember. Jedes Jahr wieder dräut er, der Dezember. Er hört
erst auf zu dräuen, wenn es allüberall von den Tannenspitzen dingelt und
dengelt und dongelt: Sehet und höret allüberall es klingeln! Denn,
klingelingeling, es ist so weit, er ist es, der Dezember, der erste! Und es
werden ihm noch folgen 30 weitere Dingeldengeldongeltage, so wahr uns Gott
nicht helfe.
Die Startvoraussetzungen sind darob so unverrückbar klar, wie der Dezember
nicht klar ist. Es ist doch so: Kein einziger der zähltechnisch noch
krisenfesten zwölf Monate ist so derart nicht an Unübersichtlichkeit zu
übertreffen wie der klimatechnisch stets noch wärmere Dezember. Was dräut,
was droht, was dezembert uns allen, die wir da in unserer
Konsumkapitalismusblase vor uns hin hamsterwarenraden, dass es nur so
knirscht?
Dank des folgenden Wahrheit-Survival-Guides für den dräuenden Dezember darf
jedoch hier bereits verkündet werden: Wir schaffen das! Wir schaffen auch
den folgenden, unausweichlichen Dezember! Auch wenn Mutti Merkel nicht im
Spiel beziehungsweise in den folgenden Zeilen auftaucht.
Regel Nummer eins: Akzeptieren wir endlich in einer so
gesamtgesellschaftlichen wie individuellen Entscheidung, dass der Dezember
termintechnisch, gebäcktechnisch und emotional schlicht fucking
unübersichtlich ist! Ja, nehmen wir diesen Fakt demütig hin in diesem stets
überbuchten Monat voll schlechten Glühweins.
Regel Nummer zwei: Bleiben wir alle zusammen unentspannt und ratlos auf
allen Ebenen. Zur Not auch auf Weihnachtsmärkten. Das schweißt für den
dräuenden Dezember sakrisch gut zusammen. Wehrpflicht? Pffff. Krieg? Ja,
nein, weiß nicht. Gemüsedrohnen unter den Jahresendbaum – warum nicht? Und
schließlich: Kommt die Mützenpflicht für Mäuse?
## Wichteln ist wichtig
Regel Nummer drei: Wichteln ist wichtig. Wer diese Grundregel nicht
verinnerlicht, der oder die wird es nicht gut haben im dräuenden Dezember,
wird leiden. Leiden an, man muss das nicht notieren, deshalb jetzt erst
recht: leiden an unnützen Dingen, die man im Austausch für eigene unnütze
Dinge erhält. Beispiel: Abgelaufene Dubai-Chips gegen ein
Wolfram-Weimer-Autogramm. Oder Meisenknödel mit Fleisch gegen die Bibel in
Mikroschrift. Unglückselig dagegen die, die das Wichteln gar nicht kennen,
sie werden auffahren in den Himmel und dort sitzen neben dem
Jahresendvater. Oder so ähnlich.
Regel Nummer vier: Familie ist was Feines! Besonders im Dezember. Wer sich
nicht freut an festtäglichen Termin- und Seelenzerwürfnissen, der hat den
Dezember nicht verstanden, ist eine Spielverderberin und ein
Schlechtlaunebolzen. Zurück deshalb auf Los, gleich ab in den Januar.
Regel Nummer fünf: Sie gilt für alle diesseits des Rentenalters. Stellen
Sie zusammen mit den Kollegas ganz analog eine digitale
Videoweihnachtsfeier nach, schwelgen Sie gemeinsam in pandemischen
Dezembererinnerungen. So krank kommen wir vielleicht nie wieder zusammen.
Freiberufler besuchen bitte uneingeladen analoge Betriebsweihnachtsfeiern
und lungern lässig bei der Raucherschaft draußen herum.
Regel Nummer sechs: Schreiben Sie im folgenden Weißraum ihren persönlichen
kleinen Tipp für den dräuenden Dezember auf. Funktioniert nur in Print, tut
uns leid.
Und hiermit, liebe Wahrheit-Leserschaft, endet unser dezemberlicher
Überlebensführer. Wie bereits erwähnt: Alle zusammen schaffen wir ihn, den
dräuenden Dezember. Darauf einen Dujardin. Oder gleich 31 davon.
22 Nov 2025
## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
Satire
Weihnachten
Glühwein
Resilienz
Ratgeber
Berlin
Kolumne Flimmern und Rauschen
Nicolas Sarkozy
Satire
Mathematik
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