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# taz.de -- Anzeige gegen Studentenverbindung: Ehrenlose Burschis sollen illega…
> In Marburg sollen sich Studentenverbindungen ein illegales Fechtduell um
> die Ehre geliefert haben. Ihre Begründung liest sich lächerlich.
Bild: Das 19. Jahrhundert hat angerufen und will seinen Ehrbegriff zurück: Men…
Das Schreiben der Studentenverbindung kommt einer Selbstentlarvung gleich.
Die schlagende Verbindung aus Marburg mit dem Namen Landsmannschaft
Hasso-Borussia fordert eine „Fechtfolge“ wegen „unverschämten Verhaltens…
Sie beschuldigt einen Studenten der Corps Hasso-Nassovia, ebenfalls aus
Marburg, eine „Ehrverletzung“ begangen zu haben. Der örtliche
Linken-Kreisverband fragt nun, ob ein „illegales Duell“ stattgefunden habe.
Bei der Staatsanwaltschaft stellte sie deshalb Anzeige wegen eines
möglichen „Ehrenhandels“. Die Fechtfolge soll am 15. August im Haus des
Corps Hasso-Nassovia stattgefunden haben. Das Aufforderungsschreiben der
Landsmannschaft Hasso-Borussia liegt der taz vor. Demnach haben drei Männer
aus der Verbindung das Duell eingefordert. In „der Erwartung, dass Sie ihr
Mensurzeug ausnahmsweise für etwas anders als abendliche Spiele an ihrem
corpsbrüderlichen Anus verwenden“, heißt es dort. „Wir erwarten seit
mehreren Semestern“ die „von uns an Sie gestellte Fechtfolge“, heißt es …
dem Schreiben.
Der Anlass für das geforderte Duell dürfte jenseits von Burschenschafts-,
Landsmannschafts- und Corpskreisen etwas banal erscheinen. Die Studenten
der Landsmannschaft legen dar, dass ein Student des Corps in einem
„Dönerladen“ einen Landsmannschaftler im „Beisein von dessen Kindern“
zurechtgewiesen hätte, dass „nicht jedes Lokal couleurfähig“ wäre. Coule…
meint die Farbe der Bänder der studentischen Verbindungen, die Mitglieder
an ihrer Kleidung tragen.
Die Wortwahl in dem Schreiben ist vulgär und damit ganz anders als die Art,
wie sich die Verbindungen selbst darstellen wollen. Die Landsmannschaftler
bezeichnen das Mitglied des Corps als Träger eines „verranzten Couleurs“
und erfinden für die andere Verbindung das lustige Wort eines
„fechtverpisserischen Restsauhaufens“. Die Ausführungen in dem Brief legen
nahe, dass nicht der übliche, streng reglementierte und legale Fechtkampf
(„Mensur“) ausgetragen werden soll.
## 2014 erstach ein Burschi einen Studenten
„Normale“ Mensuren sind rechtlich straffrei, wie der Bundesgerichtshof 1953
feststellte. „Duelle zur Lösung von ‚Ehrverletzungen‘ aber sind verboten…
sagt Urs Köllhofer, Co-Vorsitzender des Linken-Kreisverbands
Marburg-Biedenkopf. Diese „Form der Konfliktlösung“ gefährde „unser ziv…
Zusammenleben“. Dadurch entstehe eine „gewaltaffine Parallelwelt“, wobei
die Praxis der Gewalt nicht in diesen Kreisen bleibe.
Das ist keine bloße Befürchtung: 2014 erstach ein Aktiver der
Landsmannschaft Nibelungia Marburg [1][einen nicht korporierten Studenten
im Streit mit einem Stich ins Herz]. Der damalige Täter und heutige Alte
Herr der Landsmannschaft arbeitet nun in einer Apotheke in einer
niedersächsischen Stadt.
Fechtduelle wegen der Ehre, wie sogenannte [2][„Pro Patria-Suiten“], sind
verboten und können als Offizialdelikt – selbst wenn kein Beteiligter
verletzt wurde – von Amts wegen als versuchte gefährliche Körperverletzung
strafverfolgt werden. Solche strafbaren Handlungen drängen aber selten an
die Öffentlichkeit, sagt Köllhofer von den Linken.
## Burschis fürchten Verbot von Mensuren
Öffentlich wurde das mutmaßliche Duell im August [3][durch eine
Antifa-Gruppe] „Stadt, Land, Volk“, die zu rechten Netzwerken in Hessen
recherchiert. Diese hatte auch gegen eine Studentenhistorikertagung in
Marburg mobilisiert, die letztlich nicht stattfinden konnte. Im [4][Milieu
der schlagenden Verbindungen besteht jetzt die Sorge], dass durch
Bekanntwerden der [5][illegalen Duelle] auch die [6][legalen Mensuren]
verboten werden könnten.
In der Facebook-Gruppe „Tradition mit Zukunft“ mit 15.000 Korporierten
merkt ein User prompt an, wie „doof“ und „stillos“ es sei, eine „Begr…
im Brief zu schreiben“, und ein weiterer User konstatiert: „Man gibt der
Antifa nicht Argumente“, mit denen die Rechtsprechung kippen könne. Ein
anderer Autor klagt auf der Plattform Reddit: „Das sind genau die Art von
Vorfällen“, die „mittelfristig zu einem übergreifenden Mensurverbot führ…
können“. Denn die „Richter“ kämen auch nicht mehr aus ihren „Reihen�…
anderer Autor merkt nur kurz und knapp an: „Ach Du heilige Scheiße.“
Offiziell sind die Verbindungen weniger auskunftsfreudig: Weder die
Landsmannschaft Hasso-Borussia noch das Corps Hasso-Nassovia wollten sich
auf taz-Anfrage äußern.
10 Nov 2025
## LINKS
[1] https://www.focus.de/panorama/welt/toedlicher-streit-um-einstecktuch-20-jae…
[2] /AfD-in-Bayern/!5977692
[3] https://stadtlandvolk.net/
[4] /Erlanger-Studentenverbindungen/!5917975
[5] /Erlangener-Studentenverbindungen/!5917106
[6] /III-Weg-Chef-zu-Gast-in-Burschenschaft/!6103979
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Burschenschaft
Universität
Kriminalität
Studenten
Marburg
Hessen
Identitätspolitik
Kriminalstatistik
Philipp Amthor
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