| # taz.de -- Artenschutzkonferenz in Usbekistan: Lebewesen als verfügbare Resso… | |
| > Die Artenschutzkonferenz Cites zeigt erneut: Menschen können zählen, | |
| > bewerten, managen – und mit diesen Methoden auch schützen. Das | |
| > funktioniert. Irre ist es trotzdem. | |
| Bild: Ein Mensch und ein Walhai schwimmen gemeinsam im Ozean | |
| Was ist das nun? Irrsinn? Hybris? Verblendung? Wer sich in den vergangenen | |
| zwei Wochen die Verhandlungen auf der Konferenz des Washingtoner | |
| Artenschutzabkommens im Livestream anschaute, konnte in einen Zustand der | |
| Fassungslosigkeit geraten. | |
| Da sitzen die Vertreter:innen von 185 Staaten in einem Konferenzsaal im | |
| usbekischen Samarkand und verhandeln in tiefster Ernsthaftigkeit darüber, | |
| ob und nach welchen Gesichtspunkten sie künftig legal Pflanzen und Tiere | |
| fällen, ausreißen, fangen, töten und verkaufen. Oder ob sich die Menschen | |
| schon so viele genommen haben, dass kaum noch welche übrig sind. Dann | |
| verbieten sie den Handel oder schränken ihn ein. Ein Essay über das Thema | |
| „Der Mensch und sein Blick auf die Welt als Ressource“ ließe sich wunderbar | |
| mit dieser Szene beginnen. | |
| [1][Dabei ist die Konvention zum Schutz gefährdeter Arten (Cites) mit das | |
| beste Umweltabkommen, das wir haben.] Es stellt rund 37.000 Tier- und | |
| Pflanzenarten unter Schutz, und zwar, im Vergleich zu anderen | |
| UN-Konventionen, recht wirksam. Naturschutzorganisationen sind sich sicher, | |
| dass es ohne Cites viele Arten von Walen, Fischen, Giraffen, Bäumen | |
| inzwischen schon nicht mehr geben würde. Hätte die Staatengemeinschaft 1973 | |
| nicht beschlossen, den Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen unter | |
| dem Dach der UN zu regulieren, wären heute noch mehr von ihnen ausgerottet. | |
| 1975 trat das Abkommen in Kraft und feiert dieses Jahr also seinen 50. | |
| Geburtstag. Grund zum Feiern gibt es. Die Cites-Vertragsstaatenkonferenzen | |
| sind nicht, wie im Fall der Klimarahmenkonvention, zu Alibi-Veranstaltungen | |
| verkommen, auf denen die globale Umweltszene sich ihrer Bedeutsamkeit | |
| versichert und dann ohne Ergebnisse wieder nach Hause fährt. Auf der | |
| Konferenz in Usbekistan wurden Beschlüsse gefasst, die das Leben von | |
| Millionen von Lebewesen bedeutend sichern und verbessern. | |
| Mit einigen Arten von Haien und Rochen, denen bislang übel mitgespielt | |
| wurde, darf nicht mehr gehandelt werden. [2][Mit südeuropäischen | |
| Wasserfröschen, die auf ihrem Weg zum Froschschenkel lebend zerteilt | |
| werden, nur noch eingeschränkt.] Die wenigen überlebenden, freien Nashörner | |
| bleiben streng geschützt. Mitgliedsstaaten, die sich an diese Beschlüsse | |
| nicht halten, werden sanktioniert. So weit, so gut. | |
| Doch bislang hat es keine Religion, keine Staatsform, kein | |
| Wirtschaftssystem der Welt geschafft, Tiere und Pflanzen wirksam als das zu | |
| beschreiben, was sie der Menschheit sein sollten: Zeitgenossen, denen es | |
| mit Respekt und Demut vor ihrer Vielfalt zu begegnen gilt. Geschweige denn, | |
| gemeinsam genutzte Allmenden zu bewahren, wie ein berechenbares Klima, | |
| saubere Ozeane, stabile Wälder, gesunde Steppen. | |
| Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass auch die Menschheit auf diese | |
| Allmenden als Lebensraum angewiesen ist. Nach zwei Wochen Cites bleibt die | |
| Erkenntnis: Menschen können zählen, bewerten, managen – und mit diesen | |
| Methoden auch schützen. Das funktioniert. Irre ist es trotzdem. | |
| 5 Dec 2025 | |
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