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# taz.de -- Siedlungsausbau in Hebron: Eine Synagoge über dem alten Gemüsemar…
> Die Stadt Hebron im Westjordanland zeigt den Nahostkonflikt im Kleinen:
> In der geteilten Stadt wird die israelische Kontrolle weiter ausgebaut.
Bild: Auf dem alten Markt auf der palästinensischen Seite von Hebron im besetz…
Zwei neue Gebäude sollen auf dem ehemaligen Gemüsemarkt in der Stadt
Hebron, im Arabischen Khalil genannt, im Westjordanland entstehen. Der
liegt schon länger recht brach. Wer dort entlangläuft, befindet sich teils
zwischen halbverfallenen Gebäuden, schweren Absperrungen aus Metall und
herumliegendem Müll.
Dem Ort wieder Leben einzuhauchen, könnte theoretisch etwas Gutes sein –
doch [1][wie meist im Westjordanland ist die Lage komplex]: Hebron liegt im
Süden des Gebiets, eine Stadt mit über 200.000 Einwohner*innen. Seit der
Besatzung des Westjordanlands durch Israel im Jahr 1967 ist sie stark vom
Nahostkonflikt geprägt.
Anders als in anderen palästinensischen Städte im Westjordanland ist die
Kontrolle über die Stadt geteilt: Ein Teil ihres Areals steht unter
palästinensischer Hoheit, das sogenannte H1-Gebiet. Und ein kleinerer Teil
steht unter israelischer Militärkontrolle, das Gebiet H2. Die große
Mehrheit der Bewohner*innen von Hebron ist Palästinenser, die
allermeisten leben im Gebiet H1. Zwischen den beiden Gebieten verläuft eine
Sperranlage, es gibt nur wenige Übergänge.
Doch auch im Gebiet H2 – das die ehemalige Altstadt und den alten Markt
Hebrons umfasst – leben Palästinenser*innen. Und einige Hundert israelische
Siedler*innen.
## Die Gebäude sind Teil des Siedlungsausbaus
Die Gebäude, die nun auf dem ehemaligen Markt entstehen sollen, wurden von
der israelischen Zivilverwaltung genehmigt. Sie sollen 63 neue
Wohneinheiten beinhalten, ein dritter, dreistöckiger Bau daneben unter
anderem eine Synagoge. 12.500 Quadratmeter groß soll das Areal werden – ein
massiver Ausbau der israelischen Besiedelung in der Stadt.
Auf ihrem Facebook-Profil beklagt die Verwaltung von Hebron, der Plan sei
eine Verletzung ihrer Hoheit über das Gebiet sowie des humanitären
Völkerrechts. Und kündigte juriistschen Widerstand an.
[2][Die Koexistenz zwischen den beiden Bevölkerungen in Hebron ist enorm
schwierig] und hat in den Jahren zu Gewalt auf beiden Seiten geführt. Erst
am Montag hatte ein israelischer Siedler einen palästinensischen Mann am
nördlichen Eingang der Stadt erschossen. Nach Angaben der israelischen
Polizei soll der Palästinenser zuvor wohl versucht haben, das Auto des
Israelis zu stehlen.
Durch die Teilung der Stadt gibt es fast 100 physische Hindernisse, die H1
von H2 trennen. Sie erschweren den Alltag der palästinensischen
Bevölkerung: Kinder müssen auf dem Weg zur Schule teilweise täglich
Checkpoints mit israelischen Soldat*innen passieren. Und immer mal
wieder schließt das israelische Militär Straßen und Geschäfte, um
Siedler*innen das Beten an heiligen Stätten oder Märsche durch die Stadt
zu gestatten.
In Hebron liegt das Grab des Patriarchen Abraham, der von Jüd*innen, aber
auch von Christ*innen und als Ibrahim auch von Muslim*innen verehrt
wird. Auf dem Gelände befinden sich die Ibrahimi-Moschee und eine Synagoge.
## Immer mehr Siedler*innen im Westjordanland
Israelische Siedlungen im Westjordanland sind unter internationalem Recht
illegal. Dennoch treibt die aktuelle israelische Regierung den Bau von
Wohneinheiten für israelische Staatsbürger*innen dort mit voller Kraft
voran. Allein zwischen Juni und September 2025 haben die israelischen
Behörden nach Angaben der Vereinten Nationen fast 21.000 neue Wohneinheiten
genehmigt oder vorangebracht. Diese Zahl schließt Ostjerusalem mit ein.
Gleichzeitig sind 455 palästinensische Häuser abgerissen worden.
Derzeit leben eine halbe Million Siedler*innen im Westjordanland.
Finanzminister und Siedler Bezalel Smotrich hatte 2023 eine neue Behörde
ins Leben gerufen, die Siedlungsverwaltung in Judäa und Samaria, die für
zivile Angelegenheiten der Siedler*innen zuständig sein soll. Ein
Schritt, den Nichtregierungsorganisationen als eine Art „stille Annexion“
sehen.
Im Juli hatten die israelischen Behörden laut Medienberichten der
palästinensischen Verwaltung die Kontrolle über die Ibrahimi-Moschee in
Hebron entzogen und einem israelischen religiösen Rat übertragen. [3][Nach
israelischen Angaben ist der Zweck dafür benötigte Bauarbeiten an der
Grabstätte.]
Und im September hatte das israelische Militär den Bürgermeister von
Hebron, [4][Taysir Abu Sneineh], wegen Verdachts der Unterstützung von
Terrororganisationen verhaftet. Kritiker*innen sehen in beiden Aktionen
den Versuch, die israelische Kontrolle über die Stadt zu verfestigen.
Mitarbeit: Lisa Schneider
5 Nov 2025
## LINKS
[1] /Sigmar-Gabriel-ueber-Hebron/!5098222
[2] /Juedisch-palaestinensischer-Protest/!6089834
[3] https://www.timesofisrael.com/israel-to-take-administrative-control-over-to…
[4] https://www.spiegel.de/ausland/westjordanland-israelische-soldaten-nehmen-b…
## AUTOREN
Serena Bilanceri
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