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# taz.de -- Wahlen in den Niederlanden: Robs Meisterprüfung
> Die linksliberale D66 gewinnt enorm hinzu und dürfte die
> Regierungsbildung bestimmen. Ganz unumstritten ist ihr Parteichef aber
> nicht.
Bild: Gilt als eines der größten Talente seiner Generation: Rob Jetten, hier …
Mit einer Richtungsentscheidung hat die niederländische Wählerschaft dem
Rechtspopulisten Geert Wilders Grenzen aufgezeigt. Sein Kabinett, ohnehin
ein fragiles Bündnis, zerbrach nach wenigen Monaten am Dauerstreit über
Migration. [1][Am Mittwoch nun triumphierten die Parteien der Mitte] – sie
dürften nun die nächste Regierung stellen. Einig sind sie sich vor allem in
einem Punkt: Mit Wilders’ Ein-Mann-Partei, die im Wesentlichen aus ihm
selbst und einem X-Account besteht, soll es künftig keine Zusammenarbeit
geben.
Am deutlichsten wurde Rob Jetten, Chef der linksliberalen D66, der die
progressive Stimmung im kleinen Königreich derzeit am besten verkörpert.
„Die Wähler:innen haben nach zwanzig Jahren genug von Miesepetrigkeit
und Hass. Sie haben nichts erreicht“, hielt er dem wegen Diskriminierung
verurteilten Wilders entgegen. Tatsächlich war das Land nach den
politischen Morden an dem Rechtspopulisten Pim Fortuyn im Jahr 2002 und dem
[2][Filmemacher Theo van Gogh] weit nach rechts gerückt. Wilders forderte
Grenzkontrollen, die Schließung aller Asylunterkünfte und einen „Nexit“ a…
der EU – inklusive Rückführung ukrainischer Geflüchteter.
Rückhalt bekam er von einer Phalanx rechter Medien. Rechtspopulistische
Sender schießen seit Jahren im Dauerfeuer auf alles, was nach linksliberal
riecht. Und der verschwörungsgläubige Kanal „Ongehoord Nederland“
verbreitet täglich pro-russische Narrative.
Das vergiftete Klima kulminierte zuletzt in rechtsextremen Ausschreitungen
im Regierungsviertel von Den Haag: Eine Stürmung des Parlaments konnte
verhindert werden, ein Polizeiauto brannte, und bei D66 flogen die Steine
durch die Fenster.
## Eines der größten Talente seiner Generation
Eben diese D66 hat nun am meisten Stimmen hinzugewonnen und ihre Sitze in
der zweiten Kammer des Parlaments verdreifacht. Einziger Wermutsropfen:
Geert Wilders’ Partei liegt bei gleichzeitigen Verlusten in den
Hochrechnungen inmmer noch fast gleichauf. Für Rob Jetten ist es dennoch
die politische Meisterprüfung. Der 38-Jährige gilt als eines der größten
Talente seiner Generation auf der progressiven Seite des politischen
Spektrums. Er will mit Tatkraft die drängendsten Probleme des Landes –
Wohnungsnot, Integrationsprobleme, Klimapolitik – anpacken und denkt dabei
groß: Er will im Kampf gegen die Wohnungsnot zehn neue Städte bauen.
Gleichzeitig spricht er Klartext, auch über Migration – nicht immer
elegant. Illegale Flüchtlinge bezeichnete er einmal als „verfaulte Äpfel“,
die man aussortieren müsse. Nun steht er vor der wohl schwierigsten Aufgabe
seiner Karriere: Die Linksliberalen, Christdemokraten, Rechtskonservativen
und geschwächten Grünen an einen Tisch zu bringen – für ein
Allparteien-Bündnis gegen Geert Wilders.
30 Oct 2025
## LINKS
[1] /Parlamentswahlen-in-den-Niederlanden/!6125517
[2] /Die-Ermordung-Theo-van-Goghs-/!5029628
## AUTOREN
Rob Savelberg
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Kolumne Der rote Faden
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