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# taz.de -- Grimme Online Award: Preisträger lehnen Award ab
> Zwei Preisträger der Auszeichnung für Netzjournalismus lehnen den Preis
> ab. Hintergrund ist der Streit über die Ehrung einer Nahost-Aktivistin.
Bild: Die Autoren Hans Block (l.), Moritz Riesewieck (r.) lassen bei Verleihung…
Essen dpa | Die seit Wochen umstrittene Aberkennung einer Ehrung für
[1][die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt] hat für einen Eklat beim
Grimme Online Award gesorgt. Zwei Preisträger der Auszeichnung für
Netzjournalismus, die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block, nahmen
den Preis am Mittwochabend bei der Gala-Veranstaltung nicht an. Die
Regisseure sollten einen Sonderpreis für ihren [2][Report „Eternalyou“]
über KI-generierte Angebote zur fiktiven Kommunikation mit Verstorbenen
bekommen.
Neben dem Sonderpreis wählte die GOA-Jury aus 26 nominierten Beiträgen acht
weitere Formate aus. Der Festakt zum 25. GOA fand erstmals im ehemaligen
Colosseum-Musical-Theater in Essen statt. Nach dem Willen der neuen
Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu soll Essen möglichst ein fester Standort für
die Auszeichnung werden.
„Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen
Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen
Preis hier hin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen und uns
irgendwann wieder richtig zu freuen“, sagte Riesewick und stellte den Preis
auf das Rednerpult. Dann verließen beide die Bühne. Ein Grimme-Mitarbeiter
nahm den Preis an sich.
## Preis bleibt auf Rednerpult stehen
Die Ehrung für Scheytt hatte nicht das Grimme-Institut, sondern der vom
Institut unabhängige Förderverein „Verein der Freunde des
Adolf-Grimme-Preises“ ausgesprochen. Als Kritik und Antisemitismus-Vorwürfe
gegen Scheytt laut geworden waren, hatte der Förderverein die Ehrung aber
wieder zurückgenommen, obwohl Teile der Jury dem widersprachen. Das sorgte
für heftige Proteste, die sich auch gegen das Grimme-Institut selbst
richteten.
Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu hatte den Konflikt zu Beginn des Festaktes
selbst angesprochen. Die Entscheidung des Vereins zur Aberkennung sei
„formal betrachtet ein Fehler“, sagte sie. Das Institut habe auf den
Vorgang keinerlei Einfluss genommen. Sie wolle nun eine offene Debatte zu
dem Thema führen, versprach sie. Die Unabhängigkeit von Jurys werde bei
Grimme ohne Ausnahmen respektiert. Uzunoğlu kündigte außerdem an, dass das
Institut sich künftig organisatorisch vom Förderverein komplett trennen
werde.
Die Ankündigung von Uzunoğlu reiche nicht aus. Die Aberkennung der Ehrung
sei ein massiver Angriff auf die Unabhängigkeit einer Juryentscheidung
durch Druck von Außenstehenden, sagte Block. Die Grimme-Chefin habe sich
demgegenüber versteckt, warf Riesewieck ihr vor.
Unter den weiteren ausgezeichneten Online-Angeboten befassen sich mehrere
mit Themen rund um Gesundheit, Lifestyle und Ernährung. Den GOA erhielten
etwa der [3][Instagram-Kanal „Little Monsters“] (WDR) zum Trend-Thema
mentale Gesundheit. Ausgezeichnet wurde auch der [4][TikTok-Kanal „Know &
Grow“] (SWR für funk). Mit aufwendig produzierten Videos würden Fitness-
und Gesundheitsmythen entlarvt. Das Angebot erreiche eine Zielgruppe, an
die klassische Medien kaum noch herankommen, teilte die Jury mit.
## Viele Angebote zu Gesundheit und Lifestyle
Einen weiteren Preis erhielt der [5][Instagram-Kanal „Gynaekollege“] des
Arztes und Journalisten Mertcan Usluer. Er bietet Aufklärung über den
menschlichen Körper, insbesondere zum Thema „gynäkologische Gesundheit“.
Auszeichnungen gingen an den [6][Instagram-Kanal „Femizide stoppen“], der
Morde an Frauen dokumentiert, und an das Social Media-Angebot
„Barrierebrecher“ - einer Gruppe von Menschen mit Behinderung. Sie nutzten
die Möglichkeiten des Internets „um hautnahe und aufrüttelnde Einblicke in
den Alltag von Menschen mit verschiedensten Behinderungen zu geben“, lobte
die Jury.
In der Kategorie Information wurde der [7][Podcast „Parlamentsrevue“]
ausgezeichnet. Die Initiatorin Sabrina Gehder nehme ihre Zuhörerinnen und
Zuhörer mit viel Liebe zum Detail mit in die Plenardebatten des Bundestags
und schaffe es, die Parlamentsarbeit anschaulich darzustellen - alles ohne
eine große Redaktion.
Einen Preis gab es schließlich für [8][„Herbst 89 – Auf den Straßen von
Leipzig“ - ein Spiel], in dem User in verschiedene historische Charaktere
schlüpfen und Szenen aus der Endphase der DDR „durchspielen“ können.
Ausgezeichnet wurde auch der „Erfinder“ des nicht kommerziellen
Microblogging-Dienstes Mastodon, Eugen Rochko.
9 Oct 2025
## LINKS
[1] /Aktivistin-und-Nahost/!6111865
[2] https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/e…
[3] https://www.instagram.com/littlemonsters.wdr/
[4] https://www.tiktok.com/@know_and_grow
[5] https://www.instagram.com/gynaekollege/?hl=de
[6] https://www.instagram.com/femizide_stoppen/?hl=de
[7] https://parlamentsrevue.de/
[8] https://www.dhm.de/ausstellungen/roads-not-taken-oder-es-haette-auch-anders…
## TAGS
Grimme-Preis
Preisverleihung
Aktivismus
Hamburg
Antisemitismus
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
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