| # taz.de -- Kommunalwahlen in Portugal: Die beiden traditionellen Parteien sieg… | |
| > Die konservative PSD geht als Gewinnerin aus den Kommunalwahlen hervor. | |
| > Gemeinsam mit den Sozialisten erhält sie den größten Zuspruch. | |
| Bild: Hat sich nochmal durchgesetzt: Die konservative PSD unter Ministerpräsid… | |
| Madrid taz | Bei den portugiesischen Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag | |
| hat die rechtsextreme Chega („Schluss jetzt“) ihr Ziel weit verfehlt. Statt | |
| der erhofften bis zu 30 Rathäuser eroberte die Formation des ehemaligen | |
| Sportmoderators André Ventura nur drei Gemeindeverwaltungen. Die | |
| Rechtsextremen siegten in Albufeira mit 40.000 Einwohnern, in Entroncamento | |
| (22.000 Einwohner) und São Vicente auf Madeira mit 5.000 Bewohnern. | |
| Damit liegen sie, was die Bürgermeister angeht, auf Platz 5, weit hinter | |
| den konservativen Sozialdemokraten, den Sozialisten, den Kommunisten und | |
| Christdemokraten. | |
| Was allerdings die Stimmen angeht, wurde Chega drittstärkste Kraft, dabei | |
| aber im Vergleich zu den [1][Parlamentswahlen vom vergangenen Mai] und von | |
| der Sozialistischen Partei (PS) überholt, die da noch hinter Chega lag. | |
| „Es ist ein guter Abend für Chega, aber wir haben nicht den überwältigenden | |
| Sieg errungen, den wir wollten“, räumte Ventura in seiner Rede ein. Doch | |
| trotz der Ernüchterung wird die Chega in zahlreichen Rathäusern eine | |
| Schlüsselrolle spielen. Auch wenn die Rechtsextremen schlechter abschnitten | |
| als erwartet, zeigen die Kommunalwahlen, dass der Rechtsruck im Lande, der | |
| bei der Parlamentswahl im vergangenen Mai zu beobachten war, weitergeht. | |
| Denn die konservative Sozialdemokratische Partei (PSD) braucht vielerorts | |
| ihre Unterstützung. Ohne Chega sind die Sozialdemokraten von | |
| [2][Ministerpräsident Luís Montenegro] zwar stärkste Kraft, haben aber | |
| keine Mehrheit in den Stadt- und Gemeinderäten. | |
| ## Aufatmen bei den Sozialisten | |
| „Wir sind erstmals seit dem 25. April 1974 in allen Gemeinden vertreten“, | |
| jubelte Montenegro in der Wahlnacht über das Abschneiden seiner PSD. Die | |
| [3][Nelkenrevolution 1974] führte das Land aus einer vier Jahrzehnte | |
| dauernden Diktatur in die Demokratie. Seitdem war die PSD in vielen der | |
| insgesamt 309 portugiesischen Gemeinden nur außerparlamentarisch aktiv. | |
| In 136 Gemeinden wurde die PSD alleine oder in Wahlbündnissen stärkste | |
| Kraft, statt bisher in 113. Die PSD regiert fortan in fast allen großen | |
| Städten des Landes, darunter Lissabon und Porto. Dieser Erfolg stärkt | |
| Ministerpräsident Montenegro, der Portugal mit einer Minderheitsregierung | |
| führt. | |
| Bei den Sozialisten, die Portugal noch bis vor etwas mehr als zwei Jahren | |
| regierten, sind sie erleichtert. Zwar verlor die Partei, die in vielen | |
| Gemeinden als wichtigste Kraft in lokalen Linksbündnissen antrat, 22 der | |
| bisher 149 Gemeinden, doch das Debakel hätte schlimmer ausfallen können. | |
| Bei den vergangenen Parlamentswahlen etwa verloren die Sozialisten mehr als | |
| ein Viertel ihrer Abgeordneten. | |
| Trotz des jetzigen Kommunalwahlergebnisses, das das Ende von zwei | |
| Jahrzehnten kommunaler Vorherrschaft bedeutet, zeigen die Sozialisten eine | |
| größere Widerstandsfähigkeit als erwartet. In einigen großen Städten wie | |
| Sintra, Gaia und Braga verloren sie, wenn auch nur knapp. | |
| Allerdings konnten sie die PSD in den Städten Bragança und Viseu in die | |
| Opposition schicken und die Universitätsstadt Coimbra konnten die | |
| Sozialisten halten. „Die PS ist wieder eine politische Alternative“, | |
| versuchte PS-Generalsekretär Carneiro Hoffnung auf eine schnelle Erholung | |
| zu machen. | |
| Das weitaus über den Erwartungen liegende Abschneiden der PS führt dazu, | |
| dass die beiden großen traditionellen Parteien Portugals (PSD und PS) | |
| weiterhin 85 Prozent der Städte und Gemeinden regieren. Das | |
| Zweiparteiensystem zeigt sich damit auf lokaler Ebene wesentlich stärker | |
| als bei den vergangenen Parlamentswahlen. | |
| 13 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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