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# taz.de -- Unwetter auf dem Mount Everest: Extremste Bedingungen
> Auf der tibetischen Seite des Mount Everest sind Hunderte Wanderer in
> Lebensgefahr. Grund ist ein unerwarteter Schnee- und Kälteeinbruch.
Bild: Rettung mit Yaks und Pferden: Menschen aus dem Ort Qudang auf dem Weg zu …
Berlin taz | Große Klarheit herrschte am Montagmittag europäischer Zeit
noch nicht. Mindestens 200 Menschen waren wohl noch an der tibetischen
Seite des [1][Mount Everest] eingeschlossen, mindestens 350 Menschen galten
als gerettet. Auch zu Toten soll es gekommen sein, allerdings gab es keine
Angaben, nicht einmal Gerüchte, zu ihrer Zahl. Auch zur Frage, ob oberhalb
des Basecamps Bergsteiger betroffen sein können, war zunächst keine
Information zu erhalten.
Das war passiert: Am Freitag hatte auf der Ostseite des Everest Schneefall
eingesetzt. Der Mount Everest, auf Tibetisch heißt er Qomolangma („Mutter
des Universums“), ist mit 8.848 Metern der höchste Berg der Welt. Viele
Menschen wurden im Karama-Tal, das zum Basecamp hinführt, von Schneemassen
eingeschlossen. Nach ersten Informationen des chinesischen Fernsehsenders
CCTV betraf dies etwa 1.000 Personen.
Ob die Zahl zu hoch geschätzt war, ließ sich bis zum frühen
Montagnachmittag nicht ermitteln. In [2][Tibet] setzt dann der
Sonnenuntergang ein, was die Rettung erschwert. Die meisten Betroffenen
befanden sich wohl in Zeltdörfern auf etwa 4.900 Meter Höhe. Das ist etwas
unterhalb des chinesischen Everest-Basecamps.
Rettungskräfte, zu denen auch die tibetische Feuerwehr sowie die Bewohner
der umliegenden Dörfer gehören, konnten etliche Menschen retten. Das
geschah, indem sie in die nahegelegene Ortschaft Qudang geführt und mit
warmem Essen versorgt wurden. Etliche wurden von Helfern auf dem Rücken
getragen – durch Schnee, der teils höher als einen Meter liegt. Auch Yaks
und Pferde kamen zum Einsatz.
## Unerwarteter Wetterumschwung
Geshuang Chen, eine gerettete Frau, sagte zu Journalisten: „Der Schnee kam
plötzlich. Unsere Zelte stürzten ein. Es gab auch Blitz und Donner. Wir
wussten nicht, ob wir es schaffen würden.“ Die 29-Jährige war Teil einer
mehr als zehnköpfigen Wandergruppe, die zum Basislager des [3][Cho Oyu]
wollte, ein 8.188 Meter hoher Berg des Himalaja. „Wir sind alle erfahrene
Wanderer. Aber dieser Schneesturm war extrem schwer zu bewältigen. Ich
hatte großes Glück, dass ich herausgekommen bin.“ Ein anderer Wanderer,
Eric Wen, sagte zur Nachrichtenagentur Reuters, aus seiner Gruppe seien
drei Menschen von Unterkühlung betroffen. Auch ihr Bergführer habe zu
dieser Jahreszeit noch nie einen solchen Wetterumschwung erlebt.
Kälteeinbrüche und Schnee sind im September und Oktober höchst
ungewöhnlich. Dann sollte der indische [4][Monsun] beendet sein. Auf der
anderen Seite des Everest, im südlich gelegenen Nepal, war es jedoch in den
vergangenen Tagen zu heftigen Regenfällen gekommen, was zu Überschwemmungen
und Bergrutschen führte. Mindestens 47 Menschen kamen hier zu Tode.
Die Nordostseite des Everest und das zu ihr führende Karma-Tal sind gerade
unter Wanderern beliebt. Vor allem chinesische Touristen sind derzeit hier
unterwegs, denn aktuell – vom 1. bis zum 7. Oktober – wird in der
[5][Volksrepublik] die arbeitsfreie Goldene Woche mit dem Nationalfeiertag
begangen. In diesem Jahr vermeldeten die Behörden eine leicht höhere Zahl
an Touristen in der Region.
Im Vergleich zum Everest-Basecamp auf nepalesischer Seite gilt das
chinesische Basecamp als touristisch gut erschlossen. Es gibt
Souvenirshops, öffentliche WC-Anlagen und sogar ein Postamt, das damit
wirbt, das höchstgelegene der Welt zu sein. Dieses Lager ist allerdings
nicht identisch mit dem Basecamp, von dem aus Bergsteiger ihre Expeditionen
beginnen. Zu dem touristischen Basecamp führt eine asphaltierte Straße,
auch Busse verkehren hier. Beliebt ist das Lager, wie auch ein etwas
höhergelegener Aussichtspunkt, weil er beeindruckende und vergleichsweise
nahe Blicke auf den Everest ermöglicht. Auch der Sternenhimmel ist
besonders klar und beeindruckend.
Die BBC unterhielt sich mit der Himalaja-Expertin und Bergsteigerin Rebecca
Stephens, die sich wunderte, dass es auf der nepalesischen Seite im Oktober
noch Starkregen gibt. „Auf der tibetischen Seite ist es tendenziell
trockener, und dies ist ein ungewöhnlich starker Schneefall, der mit
Lawinengefahr einhergeht.“ Auch die Meteorologen waren überrascht.
Lediglich leichter Schneefall für den 4. Oktober war prognostiziert worden.
So etwas Schlimmes jedoch nicht.
6 Oct 2025
## LINKS
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[3] /Saisonabschluss-am-Mount-Everest/!5935590
[4] /Monsun/!t5201556
[5] /China/!t5007543
## AUTOREN
Martin Krauss
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