| # taz.de -- Böhmermann, Gaza, deutsche Einheit: Ein Blick ins „Haus der Canc… | |
| > Friedrich Küppersbusch schaut auf Jan Böhmermann, in das Innere von | |
| > Drohnen, und auf die bizarren Lücken von Trumps 20-Punkte-Plan für Gaza. | |
| Bild: Moderator Jan Böhmermann hat rumgecancelt | |
| taz: Was war schlecht vergangene Woche? | |
| Friedrich Küppersbusch: Jetzt muss man schon Trump dankbar sein. | |
| taz: Und was wird besser in dieser? | |
| Küppersbusch: Das schaffen wir auch noch. | |
| taz: [1][Jan Böhmermann, Verfechter der Presse-, Meinungs-, Kunst- und | |
| Satirefreiheit, hat den Rapper Chefket] von einem Konzert ausgeladen, weil | |
| der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer Druck aufgebaut hat. Was nun? | |
| Küppersbusch: Umbenennung in „Haus der Cancelkulturen der Welt“. Dazu | |
| sollte es wöchentliche Cancelcharts geben, mittelalterliche Pranger auf | |
| Marktplätzen und Safe Spaces für öffentlichen Moralverkehr. Jedenfalls gilt | |
| es, flächendeckend zu verhindern, dass Leute miteinander reden und einander | |
| Standpunkte respektieren. Weimer sitzt dem Aufsichtsrat des „Haus der | |
| Kulturen“ vor, als Chef der Bundes-GmbH, zu der auch die Berliner | |
| Filmfestspiele gehören. Dort hatte sich seine Vorgängerin Roth unmelodiös | |
| vertappst zum gleichen Thema Palästina, und nun schickt er ein krasses | |
| Gegensignal. Doch worum es inhaltlich geht, ist auch schnell egal, wenn – | |
| alte Bühnenweisheit – der Name richtig geschrieben steht. Alle Egohupen, | |
| die sich am Konzert beteiligen, verdanken diese Möglichkeit der | |
| Meinungsvielfalt, die sie gerade abschaffen. | |
| taz: Das Saarland hat sich bei der Einheitsfeier die Ausladung gespart und | |
| gar nicht erst eingeladen, zumindest keine Redner*innen aus der | |
| ehemaligen DDR. Auch eine Lösung? | |
| Küppersbusch: „Die Saar“ liegt im Wiedervereinigen gegen die DDR zweieins | |
| vorne, mit Macron sprach der ehemalige Vormund. Für Putin ist es noch ein | |
| bisschen früh, mindestens. Die blühende deutsch-französische Freundschaft, | |
| das Friedenswerk EU, der überlegene Westen: Aus ostdeutscher Perspektive, | |
| wo man Zusammenbruch und Systemwechsel kennt, war es eher eine gestrige | |
| Folklore-Show. Viele im Osten sehen den Westen vor Veränderungen, die der | |
| Osten schon hinter sich hat. Motto der nächsten westlichen Einheitsfeier: | |
| Wo wir sind, ist hinten. | |
| taz: Drohnen über Flughäfen, Werften, Energieinfrastruktur – was tun? | |
| Küppersbusch: Nachdem nun bereits der „Spannungsfall“ gefordert wird mit | |
| Wehrpflicht und Notstandsgesetzen, Bayern kurz vor einer eigenen Armee | |
| steht und Juristen das Recht auf Ballern durchbuchstabieren – würde man | |
| doch gern mal eine, nur eine dieser Drohnen sehen. Mal so abgeschossen, | |
| fachlich untersucht und eineindeutig einem Täter zugeordnet. Jeder Funkhonk | |
| kann heute für 50 Euro aus dem Baumarkt richtig großes Lametta überm | |
| Flughafen machen. Wenn bewaffnete Konflikte näherrücken, soll man nicht | |
| kleingeistig lamentieren, also nur der Vollständigkeit halber. | |
| taz: Trump hat einen 20-Punkte-Plan für Gaza vorgelegt. Welche Punkte | |
| fehlen? | |
| Küppersbusch: Bizarr: das Existenzrecht Israels. Das Papier geht von der | |
| Entwaffnung und faktisch Auflösung der Hamas aus und mag das deshalb | |
| obsolet finden. Um – und der Punkt fehlt ebenfalls – irgendwann zu | |
| Selbstbestimmung und freien Wahlen für die Palästinenser zu kommen, wäre er | |
| jedoch unverzichtbar. Sonst dauert die „Sonderwirtschaftszone“ Gaza ewig | |
| oder wird wenigstens doch ein Trump’sches Hongkong. Und schließlich fehlen | |
| Sicherheitsgarantien für Israel, die das Netanjahu-Regime daran hindern, | |
| wie zuvor Anlässe zu konstruieren: um weiter Krieg zu führen, zu besetzen, | |
| zu annektieren. Am dringlichsten aber fehlt, dass es losgeht, der Krieg | |
| endet, das Gemetzel, bitte morgen. | |
| taz: Tagelang ist ein Känguru durch Berlin gehoppelt, bis es geschnappt | |
| wurde. Welche Tiere brauchen deutsche Städte noch unbedingt? | |
| Küppersbusch: Ich hatte einen Siebenschläfer an der Terrassentür, | |
| hartnäckig, vermutlich weil er in mir einen Geistesbruder sah. Nee, er | |
| verschmähte Wasser und Nüsse, machte einen nicht mehr sehr vitalen Eindruck | |
| und war am nächsten Morgen weg. Das spricht für weniger Katzen. Jedenfalls | |
| hat’s die Medien mal wieder null interessiert. | |
| taz: Das Oktoberfest war einige Stunden wegen einer potenziellen | |
| Anschlagsgefahr gesperrt. Sollte die Wiesn jetzt um einen Tag verlängert | |
| werden? | |
| Küppersbusch: Abends war das Volksfest wieder offen und die Wirte sagen, | |
| ein Bonustag könne aus organisatorischen Gründen erst nächstes Jahr | |
| drangehängt werden. In Köln fiel 22 wegen Corona der Rosenmontagszug aus, | |
| doch mit Sommerkarneval, dem 11. 11., Christopher Street Day und noch paar | |
| Umzügen hätten die Kölner kaum noch einen Tag frei im Kalender, um | |
| nachzufeiern. Da liegt die Latte, Seppl! | |
| taz: Und was macht der RWE? | |
| Küppersbusch: Spielt bei Redaktionsschluss bei Erzgebirge Aue und liegt | |
| schon 1 zu 0 hinten. Mehr dazu in der Video-Version der taz-Kolumne am | |
| Montagmorgen. Fragen: jdo, hly | |
| 5 Oct 2025 | |
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