| # taz.de -- Frittenweltmeister Siem van Bruggen: „Ich arbeite gerade an der a… | |
| > Der Niederländer Siem van Bruggen hat den Titel bei den „French Fries | |
| > World Championships“ gewonnen. Hier erklärt er sein Erfolgsrezept. | |
| Bild: So sehen Siegerpommes aus | |
| taz: Herr van Bruggen, Sie sind gerade Weltmeister im Frittenbacken | |
| geworden in der Kategorie der „most authentic french fries“. Was braucht | |
| man dazu? | |
| Siem van Bruggen: An erster Stelle benötigt man Erfahrung als Koch, und man | |
| muss eine Vision, eine spezielle Idee verfolgen. Was mich etwa in meiner | |
| Arbeit antreibt, ist es, pflanzliche Produkte zu benutzen, wenn möglich | |
| bio. Daraus will ich neue Geschmäcke kreieren. Das ist mir offenbar gut | |
| gelungen. | |
| taz: Sie hatten ein besonderes Rezept: in Rosmarinwasser blanchierte | |
| Pommes, die anschließend frittiert werden. | |
| van Bruggen: Ich entschied mich für Rosmarin, weil ich selbst die | |
| Kombination aus Kartoffel und Rosmarin wahnsinnig gut finde. Die kommt in | |
| der Küche natürlich oft vor. In meinem eigenen Betrieb steckt Rosmarin in | |
| der Mayonnaise. Weil man beim Wettbewerb in der Kategorie „most authentic | |
| french fries“ allerdings nur pure Pommes und keine Sauce dazu servieren | |
| darf, habe ich mich dazu entschieden, den Rosmarin quasi in die Fritten | |
| einzuschleusen. | |
| taz: Sie benutzen viele Bioprodukte, etwa Biosonnenblumenöl. Warum? | |
| van Bruggen: Gefragt war eben Authentisches, und vor dem Wettbewerb fragte | |
| ich mich, was das für mich bedeutet. Ich setze auf nachhaltig produzierte, | |
| pflanzliche Öle, mir ist Biodiversität wichtig. Das Frittieren mit | |
| tierischem Fett ist gerade in Frankreich, wo die WM stattfand, noch sehr | |
| verbreitet. In meinen Augen ist das nicht nötig. Damit schließt man zudem | |
| eine große Gruppe Leute vom Frittengenuss aus, die lieber pflanzlich essen | |
| wollen. Umso schöner, dass ich damit gewonnen habe. | |
| taz: Wie kommt man überhaupt zu so einer WM? | |
| van Bruggen: Ich folgte Leuten auf Social Media, die im vergangenen Jahr | |
| teilgenommen hatten, und dachte mir: Es wäre schön, die mal zu treffen – | |
| allein deshalb wollte ich zur WM. Im März habe ich zudem mit meinen | |
| Kollegen einen Wettbewerb ins Leben gerufen, der ähnlich funktioniert wie | |
| die WM: den „Friet Cup“. Mein Kollege Daan war der Gewinner. Er hatte ein | |
| so gutes Gericht gemacht, dass ich dachte: Das ist WM-würdig! Also schrieb | |
| ich ihn für die Kategorie „Global Fries“ ein (er ging leider leer aus). Und | |
| wo ich schon mal dabei war, meldete ich mich für die Kategorie | |
| „authentische Fritten“ an. | |
| taz: Zwischen Belgien und Frankreich gibt es eine Konkurrenz beim Thema | |
| Fritten. Wie stehen Sie dazu? | |
| van Bruggen: Ich persönlich fühle kein bisschen Rivalität und keine Form | |
| von Chauvinismus, damit habe ich nichts am Hut. Auch ob man, wie in den | |
| Niederlanden diskutiert wird, lieber „Friet“ oder „Patat“ sagt, ist mir | |
| egal. Wo der Ursprung liegen soll, ist in meinen Augen auch nicht so | |
| relevant. Der Ursprung der Kartoffel liegt ja aber in Südamerika. Wenn ich | |
| also ein Land dafür ehren müsste, würde ich mich in diese Richtung | |
| orientieren. | |
| taz: Was muss man über die Frittenkultur in den Niederlanden wissen? | |
| van Bruggen: Die wichtigsten Varianten sind „Friet met“ (Fritten mit | |
| Mayonnaise), „Speciaal“ (mit Mayo, Ketchup, Zwiebeln) oder „Oorlog“ | |
| („Krieg“, mit Mayo, Erdnusssauce, Zwiebeln). Seit einigen Jahren zählt auch | |
| „Kapsalon“ („Friseursalon“, mit Schawarma, einer Menge Knoblauchsoße, | |
| geschmolzenem Käse und Salat) dazu. Kapsalon ist schon anders, aber im | |
| Ursprung hat es immer noch viele Berührungspunkte mit der belgischen und | |
| französischen Frittenkultur. | |
| taz: Wollen Sie noch weitere neue Varianten kreieren? | |
| Siem van Bruggen: Eigentlich mache ich das nonstop. Mit meiner eigene | |
| Saucenmarke beliefere ich über 200 Bioläden in den Niederlanden mit | |
| Mayonnaise, Erdnusssauce, Senf, Ketchup, Curryketchup. Ich arbeite gerade | |
| an der allerleckersten Bio-Mayonnaise. Nun, nach der WM, will ich allerlei | |
| neue Techniken ausprobieren. Ich habe bei weitem noch nicht alles gelernt | |
| und bin noch lange nicht fertig mit dem Kreieren neuer | |
| Geschmacksrichtungen. | |
| 7 Oct 2025 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Müller | |
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