# taz.de -- Nach der Eröffnung des Nil-Staudamms: Äthiopien als Vorbild für … | |
> Der Bau des Staudamms GERD in Äthiopien soll auch andere Länder mit | |
> Energieproblemen inspirieren. Das fordern beispielsweise Beobachter in | |
> Sambia. | |
Bild: Die Talsperre des Kariba-Damms in Sambia – ein Mammutbauwerk aus Koloni… | |
Lusaka/Johannesburg taz | Neidvoll blickt das südliche Afrika auf | |
Äthiopien, dessen mutige Investitionen in großangelegte | |
Wasserkraftinfrastruktur sich ausgezahlt haben. Vergangene Woche wurde am | |
Blauen Nil der Staudamm [1][GERD (Grand Ethiopian Renaissance Dam)] | |
offiziell eingeweiht, Äthiopiens Stromkapazität hat sich auf einen Schlag | |
verdoppelt und das Land mit 130 Millionen Einwohnern hofft jetzt auf | |
verlässliche Stromversorgung, industrielles Wachstum und neue | |
Arbeitsplätze. | |
In Sambia hingegen, wo mit dem 1959 zu Zeiten der britischen | |
Kolonialherrschaft eröffneten [2][Kariba-Damm am Sambesi-Fluss] an der | |
Grenze zu Simbabwe ein noch viel größerer Stausee existiert, bleiben | |
Stromausfälle eine tägliche Realität, und die gesamte Region leidet unter | |
massiven Unterinvestitionen in die Energieversorgung. | |
„Sambia ist das einzige Land in SADC (Entwicklungsgemeinschaft des | |
Südlichen Afrika) mit nur drei Stunden Strom am Tag“, sagt der | |
zivilgesellschaftiche Aktivist Joseph Kalimbwe. „Den Leuten wird geraten, | |
Solarpanels zu kaufen. Das ist, als ob man kaputte Straßen hat und den | |
Menschen rät, Hubschrauber anzuschaffen. Keine Volkswirtschaft kann | |
überleben, wenn es nur in 3 von 24 Stunden am Tag Strom gibt.“ | |
Sambia sei seit 1964 unabhängig, aber habe sich um dieses Problem nicht | |
groß gekümmert, so Kalimbwe weiter. „Der Kariba-Damm wurde 1959 gebaut. | |
Seit der Unabhängigkeit haben wir nichts in vergleichbarer Größenordnung | |
gebaut.“ | |
## Stromausfälle als Alltag | |
Damit ist Sambia nicht allein. Selbst in den höchstentwickelten Ländern der | |
Region, Simbabwe und Südafrika, sind [3][Stromausfälle] zum Alltag | |
geworden. In Simbabwe wurden aber zuletzt neue Kohle- und Solarprojekte | |
angeschoben. „Während ihr euch in Sambia über unsere Stromausfälle lustig | |
macht, arbeitet unsere Regierung an einer Verbesserung“, schreibt die | |
simbabwische Kommentatorin Anne Moyo. „Jetzt haben wir eine Mischung aus | |
Kohle- und Solarstrom und mindestens 22 Stunden Strom am Tag.“ | |
Der simbabwische Geschäftsmann Admire Taguma Musingarabwi ruft nun die | |
Regierungen Sambias und Simbabwes auf, sich dringend zusammenzutun, um das | |
seit langer Zeit immer wieder verschobene Wasserkraftprojekt „Batoka Gorge“ | |
zu realisieren. | |
Geschätzt auf 5 Milliarden US-Dollar, etwa so viel wie GERD in Äthiopien, | |
soll dieses Wasserkraftwerk am Sambesi-Fluss, flussaufwärts von Kariba, | |
eine Stromkapazität von 2400 Megawatt generieren. „Wir müssen unsere | |
Energiequellen diversifizieren“, schrieb er. „Wir brauchen Kohle und Batoka | |
Gorge.“ | |
## „Wendepunkt für Afrika“ | |
Äthiopien baute den GERD-Staudamm ohne Hilfe von internationalen Gebern – | |
ein Zeugnis der Entschlossenheit, auf eigenen Füßen zu stehen, um die | |
eigenen Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Bei der [4][Eröffnungsfeier | |
am 9. September] lobte Mahmoud Ali Youssouf, Vorsitzender der | |
AU-Kommission, einen „Wendepunkt für Afrika“. | |
Kenias Präsident William Ruto nannte in seiner Ansprache auf der | |
Einweihungsfeier den Damm ein Wahrzeichen für Afrikas Fähigkeit, seine | |
Zukunft selbst zu gestalten – „ein gesamtafrikanisches Symbol von | |
Selbständigkeit und Fortschritt“. Kenia stehe bereit, Strom von GERD zu | |
beziehen. „Keiner Nation soll die Chance versagt bleiben, solche Werke der | |
Transformation zu schaffen. Im Laufe der Zeit werden sie zu gemeinsamen | |
Quellen des Wohlstands.“ | |
Viele Afrikaner sagen jetzt, dass GERD ein Vorbild für andere afrikanische | |
Länder sein kann. „Afrikas Führer haben keine Ambitionen“, sagt die | |
Südafrikanerin Amukelani Moyani. „Deswegen breitet sich Armut aus. Die | |
Araber haben Ambitionen – deswegen entwickeln sich die Emirate, Katar und | |
Saudi-Arabien.“ | |
14 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Grand-Ethiopian-Renaissance-Dam/!6111919 | |
[2] /Energienotstand-im-suedlichen-Afrika/!5906227 | |
[3] /Wahlkampf-in-Suedafrika/!6006632 | |
[4] /Staudamm-am-Blauen-Nil-eingeweiht/!6109368 | |
## AUTOREN | |
Arnold Mulenga | |
Savious Kwinika | |
## TAGS | |
Wasserkraft | |
Äthiopien | |
Nil | |
Sambia | |
Social-Auswahl | |
Äthiopien | |
Äthiopien | |
Sambia | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Staudamm am Blauen Nil eingeweiht: Äthiopien feiert seine neue Energie | |
Mit einer großen Feier hat Äthiopien den GERD-Staudamm am Blauen Nil | |
offiziell in Betrieb genommen. Das nächste Ziel heißt Elektromobilität. | |
Grand Ethiopian Renaissance Dam: Ein Monument für Afrikas Neuordnung | |
Äthiopiens Regierung eröffnet am 9. September den GERD. Jahrelang war der | |
Nil-Staudamm ein Konfliktthema mit Ägypten, das um sein Wasser fürchtete. | |
Energienotstand im südlichen Afrika: Der dunkle Kontinent | |
In immer mehr Ländern im südlichen Afrika verschlechtert sich die | |
Stromversorgung. Es wurde wenig investiert, nun kommen Folgen des | |
Klimawandels dazu. |