# taz.de -- Regierungskrise in Tokio: Japans Regierungschef Ishiba kündigt Rü… | |
> Japans Regierungspartei LDP verlor im Juli die Mehrheit im Parlament. | |
> Seither war Partei- und Regierungschef Ishiba zunehmend Kritik ausgesetzt | |
> – jetzt gibt er auf. | |
Bild: Das war's nun: Shigeru Ishiba kündigt am 7. September zurück | |
Tokio dpa | Japans Ministerpräsident [1][Shigeru Ishiba] tritt nach weniger | |
als einem Jahr im Amt zurück. Das kündigte er am Sonntagabend (Ortszeit) | |
vor der Presse an. Er übernahm damit die Verantwortung für den Verlust der | |
Parlamentsmehrheit bei der Oberhauswahl im Juli. Er beabsichtige, seine | |
Aufgaben bis zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden seiner | |
Liberaldemokratischen Partei (LDP) zu erfüllen, sagte Ishiba. | |
Seine Ankündigung erfolgte kurz nach Abschluss eines Handelsabkommens mit | |
den USA. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um zurückzutreten“, sagte der | |
erst seit Oktober vergangenen Jahres amtierende Partei- und Regierungschef. | |
Seine Koalition aus LDP und ihrem Juniorpartner Komeito [2][hatte im Juli | |
bei der Wahl zum Oberhaus die Mehrheit verloren], nachdem sie im Oktober | |
zuvor bereits die Mehrheit im mächtigeren Unterhaus eingebüßt hatte. | |
Ishibas Koalition stellt seither eine Minderheitsregierung. Beobachter | |
erwarten, dass der künftige LDP-Parteichef dennoch im Parlament auch zum | |
Regierungschef gewählt wird. Das zersplitterte Oppositionslager müsste sich | |
auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen, was zurzeit als nicht möglich | |
erscheint. | |
Eher werde die Koalition aus LDP und Komeito eine der Oppositionsparteien | |
an Bord holen können, sagte Axel Klein, Professor für Politikwissenschaft | |
an der Universität Duisburg-Essen, der Deutschen Presse-Agentur in Tokio. | |
„Meiner Einschätzung nach wird die LDP größere Zugeständnisse an eine | |
Oppositionspartei machen und die Regierungskoalition entweder auf drei | |
Parteien ausweiten oder weiter als Minderheitsregierung arbeiten“, sagte | |
er. | |
## Ärger über steigende Preise und Einwanderungspolitik | |
Grund für die Wahlschlappe der seit Jahrzehnten fast ununterbrochen | |
regierenden LDP war die Unzufriedenheit der Wählerschaft mit den steigenden | |
Preisen [3][und der Einwanderungspolitik]. Davon profitierten | |
rechtspopulistische Kleinparteien, vor allem die offen ausländerfeindliche | |
Sanseito. | |
Die LDP habe in ihrer Analyse der letzten Wahlniederlagen auch den Verlust | |
konservativer Wählerschichten beklagt, erklärte Klein. Die LDP sei zu weit | |
nach links gerückt, heiße es. Das könne Auswirkungen auf die Wahl des | |
nächsten Ministerpräsidenten haben, denn der scheidende Ishiba gilt als | |
eher liberal. | |
In der LDP wachse sich ein Richtungsstreit zu einem erheblichen Konflikt | |
aus, erklärte Klein. Alle in der Partei stimmten darin überein, dass die | |
LDP reformiert werden müsse. Manche wollten weiter nach rechts und wieder | |
so wie früher werden. Andere bevorzugten einen Weg in die Mitte – auch, um | |
mit anderen Parteien besser kooperieren zu können, sagte der Experte | |
weiter. „Das kann den Parteizusammenhalt massiv auf die Probe stellen“. | |
Ishiba sagte am Abend, sein Rücktritt solle dazu dienen, eine „Spaltung“ | |
seiner Partei zu vermeiden. | |
7 Sep 2025 | |
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