| # taz.de -- FC Bayern und das Hoeneß-Problem: Ohne Vision aus der Zeit gefallen | |
| > Vereinspatron Uli Hoeneß verschleißt beim FC Bayern mit Sportvorstand Max | |
| > Eberl die nächste Topkraft. Das Problem ist auch eine überholte | |
| > Klubkultur. | |
| Bild: Hat immer etwas zu sagen: Uli Hoeneß mischt auch im Ruhestand noch kräf… | |
| Er hat es wieder getan. [1][Der mächtige Bayern-Patriarch Hoeneß] hat wohl | |
| das Aus für den nächsten seiner bemitleidenswerten Nachfolger eingeleitet. | |
| Ob Max Eberl in den nächsten Tagen, Wochen oder erst zu Saisonende als | |
| Sportvorstand hinschmeißt, ist kaum mehr entscheidend, eine Zukunft für ihn | |
| beim FC Bayern ist schwer vorstellbar. Und vermutlich ist es auch für Eberl | |
| seelisch nicht ratsam, sich länger dort aufzuhalten. | |
| Der Klub, der früher als chaotischer, aber erfolgreicher FC Hollywood zu | |
| unterhalten wusste, entwickelt zunehmend eher die Aura eines toxischen | |
| Schalke in größer. Womöglich hat sich dabei an der Klubkultur gar nicht | |
| viel geändert – geändert haben sich die Zeiten. | |
| „Wenn wir die Leute an den richtigen Posten haben, können wir uns | |
| zurückziehen, der Kalle und ich“, hatte Hoeneß bei seinem | |
| Doppelpass-Auftritt vielsagend erklärt. Zugleich hatte er Eberl lang und | |
| breit belehrt. Der müsse die Transfers früher machen, „wenn die großen | |
| Teams noch nicht aktiv sind“, und „endlich begreifen“, dass man Dinge auf | |
| mehrere Schultern verteilt (sagt ausgerechnet Hoeneß). Und „ziemlich | |
| empfindlich“ sei er auch. Als handele es sich um einen Branchenneuling und | |
| nicht um einen Spitzenmanager, der vor einem Jahr noch als Heilsbringer | |
| galt. Der respektlose Umgang mit Topkräften zieht sich durch die letzten | |
| Jahre. Nun soll alles wieder nicht so gemeint gewesen sein. | |
| Womöglich war all das in München immer schon so, [2][man denke an den | |
| Umgang mit Guardiola.] Aber früher war es verzeihlicher, weil erstens | |
| andere mit ähnlicher Hybris agierten und die Verwissenschaftlichung des | |
| Fußballs weniger vorangeschritten war. Zweitens wirkte der aggressive | |
| Macho-Führungsstil noch nicht derart peinlich überholt wie heute. Der wird | |
| in Zeiten von Social Media ein unkontrollierbarer Chaosquell. | |
| ## Manager ohne Macht | |
| Seit rund einem Jahrzehnt ist der FC Bayern dabei, sich als Spitzenklub zu | |
| demontieren. Ob der blasse Christian Nerlinger, der überforderte [3][Hasan | |
| Salihamidžić] oder jetzt Max Eberl, kein Hoeneß-Nachfolger ist dem greisen | |
| Mann gut genug. Während die ersteren beiden als Kernkompetenz vor allem | |
| Stallgeruch und Hörigkeit hatten, bringt Eberl durchaus eigene | |
| Vorstellungen mit. Er könnte der richtige Mann für einen Neuaufbau sein. | |
| Doch sein Abschneiden als Bayern-Manager lässt sich kaum beurteilen, denn | |
| er wirkt wie ein Kapitän ohne Hoheit über sein Schiff. Hoeneß’ Spardiktat | |
| erlaubt es ihm auch nicht, irgendeinen Umbruch einzuleiten, zugleich wird | |
| er genau dafür gescholten. | |
| Gern wird der FC Bayern aktuell mit einem Familienunternehmen verglichen, | |
| wo der Patriarch nicht loslassen kann. Das ist aber nur ein Teil des | |
| Problems. Offensichtlich fehlt zudem ein realistischer Blick aufs Geschäft. | |
| Der FC Bayern hat international gegen Staatsfonds, Multiple-Club-Konstrukte | |
| und Private-Equity-Investoren keine Chance. Das alte Konzept, fertige | |
| Superstars zu kaufen, funktioniert nicht mehr. Statt eine neue Vision zu | |
| entwickeln oder sich als Ausbildungsklub oder Zwischenstation neu zu | |
| erfinden, gibt man sich völlig überholten Illusionen hin. | |
| Je größer die Tumulte werden, desto unattraktiver wiederum wird der Klub | |
| für Außenstehende. Schon bei der Trainersuche erlebte man das zuletzt | |
| schmerzhaft. Es geht deshalb nicht mehr nur darum, dass Hoeneß endlich | |
| loslässt. Es gibt offenbar einen grundsätzlichen Unwillen zur Veränderung | |
| und Unfähigkeit, sich an ein wandelndes Umfeld anzupassen. | |
| Dass Akteure wie Präsident Hainer sich hinter Hoeneß stellen, ist kein | |
| gutes Zeichen. Schon andere dicke alte Schiffe wie Manchester United und | |
| Juventus Turin haben – aus verschiedenen Gründen – den Anschluss an die | |
| Fußballmoderne verpasst. Nicht überraschend, wenn es auch den FC Bayern | |
| erwischt. Untergehen wird er daran natürlich nicht. Aber vielleicht nur | |
| noch mitschwimmen. Max Eberl ist bis dahin hoffentlich woanders. | |
| 12 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alina Schwermer | |
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