| # taz.de -- Korruption im Libanon: 300 Millionen Euro veruntreut | |
| > Der Ex-Chef der libanesischen Zentralbank, Salameh, darf auf Kaution in | |
| > Rekordhöhe aus der Untersuchungshaft. Gegen ihn wird international | |
| > ermittel. | |
| Bild: Was ist schon ein Banküberfall im Kontrast zur Führung einer Bank | |
| Beirut taz | Es ist die höchste Kaution in der Geschichte Libanons: | |
| Umgerechnet mehr als 17 Millionen Euro kann Ex-Zentralbankchef [1][Riad | |
| Salameh] zahlen, um aus dem Gefängnis zu kommen. Er sitzt seit fast einem | |
| Jahr in Untersuchungshaft, weil er mehr als 300 Millionen Euro von der | |
| Zentralbank veruntreut haben soll. Gegen ihn laufen mehrere Anklagen wegen | |
| Korruption und Geldwäsche in Libanon und im Ausland. Salameh gilt als | |
| Hauptverantwortlicher für den [2][Wirtschaftscrash Libanons], laut Weltbank | |
| einer der „schlimmsten der jüngeren Geschichte“. | |
| Die Anklagekammer in Beirut hat die Freilassung gegen Kaution am Dienstag | |
| bewilligt. Richter Nassib Elia hatte dem Antrag auf Freilassung des | |
| ehemaligen Bankchefs stattgegeben. Ein Ausreiseverbot für ein Jahr und eine | |
| weitere Kaution von umgerechnet knapp 50.000 Euro sollen sicherstellen, | |
| dass Salameh zu anstehenden Anhörungen erscheint. | |
| Der Richter habe medizinische Gründe genannt, heißt es aus dem | |
| Justizministerium. Die Grundlage für die Entscheidung zur Freilassung | |
| Salamehs sei der Bericht einer Kommission forensischer Ärzte. Der | |
| 75-Jährige leidet wohl unter Bluthochdruck und Lungenschäden. | |
| Riad Salameh war 30 Jahre Zentralbankchef und hatte sein Amt Ende Juli 2023 | |
| niedergelegt. Er ist wegen mehrerer Finanzverbrechen angeklagt, darunter | |
| Veruntreuung öffentlicher Gelder, Steuerhinterziehung und Geldwäsche. | |
| ## Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln | |
| In einem Fall geht es um mehr als 40 Millionen Euro, die von einem | |
| Beratungskonto der Zentralbank angeblich als Provision für das | |
| Maklerunternehmen Optimum Invest auf private Konten überwiesen wurden. Die | |
| Konten sollen in Verbindung mit Salameh stehen. Ermittlungen gegen ihn | |
| laufen in mehreren europäischen Ländern, darunter Luxemburg, Frankreich und | |
| Deutschland. Ein Haftbefehl aus Frankreich hatte im September vergangenen | |
| Jahres zur Verhaftung geführt. | |
| Laut Münchener Staatsanwaltschaft wurde ein Teil von geschätzten 150 | |
| Millionen Euro über eine [3][Briefkastenfirma] auf den Britischen | |
| Jungferninseln nach Europa geschleust und später weltweit in Immobilien | |
| investiert. In Deutschland sind Salamehs-Vermögenswerte von insgesamt 35 | |
| Millionen Euro beschlagnahmt worden: eine Immobilie in Hamburg, zwei in | |
| München und Anteile an einer Immobiliengesellschaft in Düsseldorf. Salameh | |
| behauptet, sein Vermögen stamme aus privaten Investitionen und seiner | |
| früheren Tätigkeit bei der US-Investmentfirma Merrill Lynch. | |
| Der Ex-Zentralbankchef hat die immense Kaution noch nicht vollständig | |
| gezahlt, so Medienberichte. Sein Anwalt Marc Habka nannte die Höhe der | |
| Summe „illegal“. Die beiden beraten sich derzeit über nächste Schritte. | |
| 27 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.sueddeutsche.de/politik/libanon-zentralbank-wirtschaftskrise-ri… | |
| [2] /Wirtschaftskrise-im-Libanon/!6081884 | |
| [3] /Briefkastenfirmen-in-Deutschland/!6008740 | |
| ## AUTOREN | |
| Julia Neumann | |
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