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# taz.de -- Aufnahme von Kindern aus Gaza: Auch Hamburg will human sein
> Der Senat signalisiert Bereitschaft, verletzte Kinder aus Gaza
> medizinisch zu versorgen. Nötig seien dafür klare Vorgaben des
> federführenden Bundes.
Bild: Opfer des Krieges im Gazastreifen: Kind mit Kopfverband
Hamburg taz | Der rot-grüne Hamburger Senat erklärt sich grundsätzlich
bereit, sich an einer bundesweiten humanitären Aktion zur [1][Aufnahme und
medizinischen Versorgung verletzter und kranker Kinder] aus dem
Gazastreifen zu beteiligen. Das geht aus der Senatsantwort auf [2][eine
Anfrage der SPD-Abgeordneten Dirk Kienscherf, Irene Appiah und Claudia
Loss] vom Freitag vergangener Woche hervor.
Eine solche Maßnahme sei jedoch nur unter Federführung des Bundes
umsetzbar, betont der Senat. Voraussetzung für die Aufnahme sei, dass der
Bund die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen schafft.
Anlass für den Schritt ist die [3][dramatische Lage im Gazastreifen].
Nahrungsmittelknappheit führt zu weit verbreitetem Hunger und
Unterernährung, insbesondere bei Kindern. Der Zusammenbruch der
medizinischen Versorgung erschwert die Behandlung von Verletzungen und
Krankheiten. Weil die Infrastruktur zerstört ist, fehlen sauberes Wasser,
Strom und Unterkünfte.
Am Freitag hatten die Vereinten Nationen (UN) für Gaza-Stadt die höchste
Hunger-Warnstufe ausgerufen: Es herrsche dort eine menschengemachte
Hungersnot. Israel weist die Vorwürfe zurück und macht die Hamas sowie die
UN für Versorgungsprobleme verantwortlich.
## Auswärtiges Amt mit Sicherheitsbedenken
Die bundesweite [4][Debatte um die Aufnahme von Kindern aus dem
Gazastreifen] wurde Anfang August durch [5][eine Initiative aus Hannover]
ausgelöst, die die Aufnahme schwerkranker und traumatisierter Kinder aus
Gaza fordert, koordiniert durch den Bund. Städte wie Leipzig, Düsseldorf,
Freiburg, Potsdam, Kiel [6][und Bonn] haben bereits ihre Bereitschaft
signalisiert, Kliniken zur Verfügung zu stellen.
Das [7][Auswärtige Amt lehnt die Initiative der Städte ab] und verweist auf
sicherheitspolitische Komplikationen. Die Bundes-SPD wiederum
[8][unterstützt Evakuierungsflüge]. Italien und Spanien [9][haben bereits
Kinder aus dem Gazastreifen evakuiert.]
Der Senat verweist in seiner Antwort darauf, seit 2021 bereits 1.800
Menschen aus verschiedenen Ländern im Rahmen humanitärer Aufnahmeprogramme
versorgt zu haben, darunter Kinder und unbegleitete Minderjährige. Seit dem
Beginn des russischen Angriffskrieges würden auch Kriegsverletzte aus der
Ukraine in Hamburger Krankenhäusern versorgt.
Der Senat betont aber, dass die Koordinierung solcher Aufnahmen Aufgabe des
Bundes sei, der für die Evakuierung, Einreise und Zuweisung zuständig sei.
Zur Verteilung auf die Länder und Krankenhäuser werde dabei der sogenannte
Kleeblatt-Mechanismus genutzt, ein System zur Koordination von
medizinischen Verlegungen, um eine regionale Überlastung von
intensivmedizinischen Kapazitäten zu vermeiden.
## Die Kostenfrage
Dieses System sei zudem an internationale Mechanismen zur medizinischen
Evakuierung angebunden. Hamburg ist gemeinsam mit Bremen, Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Teil des regionalen
Kleeblatts Nord.
Das Bundesinnenministerium müsse durch Aufnahmeanordnungen klare Vorgaben
machen, fordert der Hamburger Senat. Nötig sei „insbesondere eine Klärung,
welche Altersgruppe infrage kommt, welcher Grad an Behandlungsbedürftigkeit
vorausgesetzt wird, durch wen die Minderjährigen begleitet werden können
und welche Voraussetzungen die Begleitpersonen erfüllen müssen“.
Zu klären sei auch, wer die Behandlungskosten übernimmt. Im Falle der
ukrainischen Kriegsverletzten sei das bislang der Bund gewesen. Derartige
Entscheidungen „sollten durch die Bundesregierung in Abstimmung mit der
Weltgesundheitsorganisation bzw. dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten
Nationen oder vor Ort tätigen Nichtregierungsorganisationen und nach
Rücksprache über die Behandlungsmöglichkeiten in den Ländern und Kommunen
getroffen werden“, so der Senat weiter.
## Die Linke geht einen Schritt weiter
„Es ist ein wichtiges Signal, dass Hamburg bereit ist, verletzte Kinder aus
dem Gazastreifen aufzunehmen und medizinische Hilfe zu leisten“, findet
der SPD-Fraktionsvorsitzende Kienscherf. Die SPD setze sich in Hamburg und
Deutschland für die Sicherheit Israels und den Schutz jüdischen Lebens ein.
„Gleichzeitig lassen wir das unermessliche Leid der Zivilbevölkerung im
Gazastreifen nicht außer Acht“, versichert der Abgeordnete.
Die Linke begrüßt die Bereitschaft zur Aufnahme von Kindern aus dem
Gazastreifen und verweist darauf, dass sie diese bereits im Dezember 2024
in einem Antrag an den Senat gefordert hatte.
Darin hatte die Linke den Senat aufgefordert, sich für einen Stopp von
Waffenlieferungen an Israel einzusetzen, Haftbefehle des Internationalen
Strafgerichtshofs zu vollstrecken sowie humanitäre Hilfen für Gaza zu
prüfen, einschließlich medizinischer Versorgung für Kinder und Erwachsene
in Hamburger Krankenhäusern. Darüber hinaus solle ein
Landesaufnahmeprogramm für Palästinenser:innen geprüft werden.
25 Aug 2025
## LINKS
[1] /Bonner-OB-ueber-Kinder-in-Gaza-/!6106221
[2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/94003/23_01151_medizinisch…
[3] /Gaza-Stadt/!6106207
[4] /Hilfe-fuer-Kriegsopfer/!6101955
[5] https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Landeshauptstadt-Hannover/Akt…
[6] /Bonner-OB-ueber-Kinder-in-Gaza-/!6106221
[7] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/auswaertiges-amt-gueler-aufna…
[8] https://www.stern.de/politik/deutschland/gaza--spd-fordert-deutsche-evakuie…
[9] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-07/kinder-gazastreifen-medizin…
## AUTOREN
Robert Matthies
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