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# taz.de -- Leichtathletik in Deutschland: Show auf Tartan
> Cologne Athletics will die Leichtathletik modernisieren – mit
> Entertainment. Bei der Weltmeisterschaft in Tokio sollen sich erste
> Erfolge zeigen.
Bild: Imke Onnen springt für Cologne Athletic in die Weltspitze, Lausanne, Aug…
Berlin taz | Am Wochenende startet die [1][Leichtathletikweltmeisterschaft]
in Tokio. Vier Jahre nach den Olympischen Spielen kehren die deutschen
Leichtathletinnen und Leichtathleten nach Japan zurück – und sie haben ein
klares Ziel: eine Medaille. Denn die Erinnerung an das Desaster von der
[2][WM in Budapest 2023] sitzt tief: Damals reiste das deutsche Team ohne
eine einzige Medaille nach Hause.
Doch um die [3][Leichtathletik steht es in Deutschland bekanntlich nicht
gut]: geringe mediale Aufmerksamkeit, schwache internationale Ergebnisse,
ein Absturz in der Weltrangliste. Doch einer will das ändern: Claus
Dethloff. Der ehemalige Weltklasse-Hammerwerfer und heutige Unternehmer hat
sich eine Mission gesetzt: die Leichtathletik in Deutschland neu
aufzustellen.
Vor vier Jahren gründete Dethloff den Verein [4][Cologne Athletics], der
mittlerweile Ableger in Frankfurt, Leipzig, Ostwestfalen-Lippe, Düsseldorf,
Hamburg, München, Berlin und im Saarland hat. Angefangen hat aber alles in
Köln, erzählt Claus Dethloff. Als langjähriger Leistungssportler habe er im
Verein seiner Kinder gemerkt, dass das deutsche Leichtathletiksystem so
nicht funktioniert.
„[5][Köln war ein Trauerspiel]. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften
waren nur vier, fünf Leute, und das fand ich lächerlich für eine
Millionenstadt“, sagt Dethloff. Es kam die Idee auf, etwas Eigenes zu
gründen – und das hat nun Erfolg. Später schuf Dethloff den Dachverband
Germany Athletics. Das ist ein Franchisesystem, das Leichtathletikvereine
in Metropolregionen bündelt und die Sportart bundesweit stärken soll.
## „Wir sind auf einem absteigenden Ast“
Claus Dethloff erzählt aufgebracht über die aktuelle Situation der
[6][Leichtathletik in Deutschland]. „Wir sind auf einem absteigenden Ast.
Da kann man auch nicht sagen, dass wir mehr Geld brauchen. Ich glaube eher,
dass wir uns im System selbst abgeschafft haben.“ Vorhandenes Geld werde
schlecht verteilt, bleibe in Geschäftsstellen hängen und erreiche weder
Athlet*innen noch Trainer*innen.
Das habe auch zur Folge, dass kleinere Vereine aussterben. Dabei sind die
essenziell für den Nachwuchs. Darum setzt Dethloff auf Basisarbeit. Ein
Kernstück seines Konzepts ist eine „Schulsportoffensive“, die Kinder
frühzeitig mit Leichtathletik in Kontakt bringen soll. „Wir müssen jetzt
Neuland betreten, sonst haben wir in fünf Jahren keine Athleten mehr“,
warnt er.
Das zweite Problem sieht Claus Dethloff in der fehlenden Strahlkraft:
[7][Leichtathletik] ist keine Marke und auch nicht unterhaltsam. Meist gibt
es pro Jahr nur zwei Großereignisse, die mediale Aufmerksamkeit erzeugen.
Für eine Fanbindung sei das viel zu wenig.
Dethloffs Vision: ein Ligensystem mit regelmäßigen Wettkämpfen, gerne auch
disziplinspezifisch und verbunden mit mehr Entertainment. Er denkt zum
Beispiel an ein Städtederby: Berlin gegen Köln, das zum Klassiker werden
könnte. „Leichtathletik könnte auch Fußball sein. Die Hälfte der
Fußballfans geht zu den Spielen, weil da geile Stimmung ist. Da müssen wir
auch hin.“
## Zu wenig Festivals, zu wenig Fanbindung
Neben dem Showfaktor geht es Dethloff auch um die [8][Rahmenbedingungen für
Sportler*innen]. Das aktuelle Fördersystem sei zu unsicher: Wer nicht im
Kader steh, etwa wegen Verletzungen oder einer vorübergehenden
Leistungsstagnation, fällt schnell durchs Raster. „Bis zu 30 Prozent
Potenzial könnten wir freischalten, wenn Athleten sich voll auf den Sport
konzentrieren könnten und mehr Sicherheit hätten.“
Seine Ideen stoßen jedoch nicht nur auf Zustimmung. Kritiker*innen
werfen den Athletics-Klubs vor, erfolgreiche Athlet*innen abzuwerben.
„Konkurrenz kann produktiv sein – wenn sie fair ist“, sagt Julia Riedl,
Geschäftsführerin der [9][LG Stadtwerke München]. „In diesem Fall erleben
wir jedoch ein Modell, das versucht, sich einen Vorsprung durch den Zugriff
auf bereits fertig entwickelte Athleten und Athletinnen zu verschaffen“, so
Riedl in der „Sportschau“.
Dethloff weist diese Kritik entschieden zurück: Die Sportler*innen seien
aus eigenem Antrieb zu ihm gewechselt und seine Vorschläge zur Kooperation
mit etablierten Vereinen seien stets abgeblockt worden.
Unabhängig von der Kritik: Das Modell zeigt Wirkung. Bei der WM in Tokio
starten gleich sieben Athlet*innen, die einem Athletics-Klub angehören –
darunter Weltklasse-Hochspringer Tobias Potye und [10][Imke Onnen]. Diese
Athlet*innen hat er bereits von seinem System überzeugt – mal sehen, ob
er es auch in der restlichen Leichtathletik-Szene schafft.
11 Sep 2025
## LINKS
[1] /Leichtathletik-WM/!t5028168
[2] /Bilanz-deutscher-Leichtathletik/!5953109
[3] /Sexuelle-Gewalt-in-der-Leichtathletik/!6109348
[4] https://www.cologne-athletics.de/
[5] /Schnelligkeit-aus-der-Schule/!723617/
[6] /Olympiasieger-ueber-Leichtathletik-Krise/!5959446
[7] /Leichtathletik/!t5028167
[8] /Leichtathletik-Weltmeisterschaft/!5630720
[9] https://lg-swm.de/
[10] /Imke-Onnen-tritt-wie-ihr-Bruder-bei-der-Hochsprung-EM-an/!5517702/
## AUTOREN
Luisa Holzkamp
## TAGS
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