| # taz.de -- Frauen im Sportjournalismus: Strafraum Öffentlichkeit | |
| > Sportjournalismus ist ein Herren-Club. Sport-Moderatorinnen berichten vom | |
| > Sexismus, den sie erleben müssen. Aber es gibt auch Solidarität. | |
| Bild: Für das ZDF am Mikro: Amelie Stiefvatter | |
| Berlin taz | Tritt Moderatorin Amelie Stiefvatter im Studio vor die Kamera, | |
| sind die Rollen längst verteilt: Sie moderiert, Social Media kommentiert. | |
| Erst Hinweise zur Rocklänge, dann fachliche Kritik: „Es gab immer etwas, | |
| was ihnen an mir nicht gefallen hat. Wie jede Frau werde ich immer nach | |
| meinem Äußeren bewertet. Das bewegt mich heute noch.“ Sexismus äußert sich | |
| über die Zuschauer-Reaktionen hinaus, ist keine Seltenheit im beruflichen | |
| Werdegang: „Als Frau musst du dich im Sport beweisen. Und dann heißt es | |
| noch nicht, dass du akzeptiert wirst. Du versuchst die ganze Zeit zu | |
| erklären, warum du eigentlich hier bist. Da wurde man immer noch belächelt. | |
| Was wird das kleine, liebe Mädchen jetzt hier machen?“ | |
| Frauen sind auf den Screens sichtbarer, doch die Branche bleibt ein | |
| Herren-Club. [1][Dem Verband deutscher Sportjournalisten zufolge] liegt die | |
| Anzahl von Frauen im Sportbereich bei ca. 10,8 %. Stiefvatter, seit drei | |
| Jahren beim ZDF on air, erinnert sich an Online-Tage, an denen sie ihre | |
| Schwestern um „Lösch-Support“ bat, weil sie „die Nachrichten nicht sehen | |
| konnte“. Heute seziert sie Kritik, fragt sich: konstruktiv oder persönlich? | |
| Doch das Grundgefühl bleibt: „Manchen Männern schmeckt nicht, dass du | |
| dasitzt“. Ignorieren funktioniert nicht immer. Sehr schmerzhaft sei | |
| folgende Kritik: Sie lache zu viel, sei zu fröhlich. Und auch: „Du bist nur | |
| wegen deines Geschlechts hier“ Das traf sie, „weil das ja irgendwie | |
| impliziert, dass ich keine Ahnung habe.“ | |
| ## Journalistinnen unter Dauerdruck | |
| [2][Sportredakteurin Inga Hofmann] vom Tagesspiegel erlebt Ähnliches. | |
| „Unter die Videos meiner Kollegen schreibt keiner Barbie“. Vor Drehorten | |
| für die Praktikantin gehalten werden oder Feedback wie Folgendes erhalten: | |
| „Was ist das für ein Ausschnitt?“ „Total sexualisierend“, findet sie. … | |
| im Redaktionsalltag besteht Nachholbedarf. „Wenn Männer jahrelang Raum in | |
| den Diskussionen eingenommen haben, ist es eine Herausforderung sich den | |
| zurückzunehmen“, so Hofmann. | |
| Was macht dieser Dauerdruck mit den Journalistinnen? Er kostet Energie, | |
| schafft aber auch Solidarität. Sie vernetzen sich, suchen Verbündete, | |
| verteidigen Authentizität. „Ich will keine Sprechpuppe sein“, betont | |
| Stiefvatter. Ihr Rat gegen das Foul am Fortschritt? „Es ist ganz wichtig, | |
| dass du dir einen Mantel an lieben Menschen um dich sammelst. Solche, die | |
| dir Sicherheit geben. | |
| Dass du weißt, so wie du bist, bist du gut. Deswegen bist du da.“ Auch | |
| Hofmann sieht es so und fordert weibliche Präsenz z.B. durch Einholung von | |
| Expertinnen-Meinungen. Bis geschlechtergerechter Sportjournalismus Realität | |
| ist, bleibt jeder weibliche Auftritt ein kleiner Konter im großen Spiel um | |
| Gleichberechtigung. | |
| Dieser Text ist im Rahmen eines Workshops der taz Panter Stiftung für | |
| Nachwuchsjournalistinnen im Sport entstanden. | |
| 24 Jul 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.sportjournalist.de/news/meldungen-und-medien/entwicklung-und-st… | |
| [2] https://www.tagesspiegel.de/autoren/inga-hofmann | |
| ## AUTOREN | |
| Nathalia Böckmann | |
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