| # taz.de -- Football-Team Hamburg Sea Devils: Die Seeteufel bleiben heimatlos | |
| > Die Hamburg Sea Devils wollten in der European Football League hoch | |
| > hinaus. Doch nicht nur sportlich läuft es nicht rund. | |
| Bild: Da lief's mal gut: Gegen Thunder Berlin (in weißen Trikots) gewannen die… | |
| Hamburg taz | Für die „Hamburg Sea Devils“ läuft es sportlich mehr schlec… | |
| als recht. Am Sonntag vergangener Woche verlor das Hamburger Football-Team | |
| gegen die dänischen „Nordic Storms“ das vierte Saisonspiel in Folge. In der | |
| „North Division“ der [1][European League of Football] (ELF) belegt die | |
| Mannschaft den letzten Platz – nur zwei von acht Saison-Spielen konnte das | |
| Team für sich entscheiden. 2021 und 2022 zog der Verein noch in die | |
| Playoffs ein. | |
| Dennoch herrscht am Spieltag im Hoheluft-Stadion eine ausgelassene | |
| Stimmung. Bereits Stunden vor dem Spiel feiern die ersten Fans mit | |
| Bratwurst, Bier und Musik das vorletzte Heimspiel ihrer „Seeteufel“. | |
| Getrommelt und gepfiffen werden darf dieses Mal jedoch nicht. Einige | |
| Anwohner:innen hatten sich in der Vergangenheit über den Stadionlärm | |
| beschwert, wie der Verein im Vorfeld ankündigte. Obwohl das ELF-Spiel | |
| europaweit ausgestrahlt wird, wirkt die gut gefüllte, aber überschaubare | |
| Sportveranstaltung an diesem Tag wie das Spiel eines Regionalligisten. | |
| „Wir sehen, dass der Sport hier immer mehr ankommt“, sagt Mark Weitz, | |
| Geschäftsführer der „Sea Devils“. Der NFL-Trend und die Strukturen | |
| expandieren derzeit stark nach Europa – dies mache sich vor allem in | |
| steigenden Zuschauerzahlen bei den großen Football-Events bemerkbar. | |
| ## Kein geeignetes Stadion in Hamburg | |
| Damit die Sportart langfristig erfolgreich sein kann, brauche es jedoch | |
| eine geeignete Infrastruktur, so Weitz. Deutschland liege hier deutlich | |
| hinter den Standards der USA. Für die meisten Vereine sei es deshalb | |
| schwierig, an Trainings- und Spielplätze zu kommen: „Hier regiert noch | |
| immer der Fußball“, sagt Weitz. Derzeit könne man vor allem wegen der | |
| Sommerpause Fußballplätze nutzen. | |
| Aus der Platznot organisierte der Franchise-Verein 2024 eine „Nordtournee“, | |
| die in Hamburg, Bremen, Lübeck und Hannover ausgetragen wurde. Deren große | |
| Spielstätten würden nicht nur die Liga-Anforderungen erfüllen, zusätzlich | |
| wollte man den „Event-Charakter“ erhalten, was auf kleinen Plätzen nicht | |
| möglich wäre. „Das war allerdings nichts, was wir uns ausgesucht haben“, | |
| resümiert Weitz. Wie in dieser Saison wolle man die Heimspiele auch in | |
| Zukunft wieder in Hamburg austragen – mit den „Heimspielen“ im Umland habe | |
| man viele Fans verloren. Es fehle jedoch ein Stadion, das Verein und Fans | |
| als „Heimatort“ diene. Das Hoheluft-Stadion sei für die ELF eigentlich | |
| nicht geeignet, sagt Weitz, allerdings gebe es keine Ausweichmöglichkeiten. | |
| Die [2][Diskussion um ein neues Stadion] in der Hansestadt dauert bereits | |
| seit Jahren an. Das Hoheluft-Stadion bietet 5.000 Zuschauer:innen Platz, | |
| danach kommt lange nichts. Die nächstgrößeren Spielstätten sind das | |
| Millerntor- und Volksparkstadion mit 30.000 und 57.000 Plätzen. | |
| ## Keine Halle für 15.000 Zuschauer | |
| Ein Austragungsort mit 10.000 bis 15.000 Zuschauerplätzen wäre für viele | |
| Vereine allerdings ideal, meint Weitz. Mittelgroße Stadien seien nicht nur | |
| wirtschaftlich rentabler. Kleinere Vereine hätten zudem eine Perspektive, | |
| in größere Sportstätten aufzusteigen. Durch verschiedene Ruhephasen vieler | |
| Sportarten sei eine solche Anlage auch ganzjährig nutzbar. | |
| Unterstützt wird das Vorhaben vom Hamburger Sportbund und Hamburger | |
| Fußballverband. Ein mittelgroßes Stadion sei nötig, um den Breitensport | |
| insgesamt fördern zu können, sagt Verbandspräsident Christian Okun – vor | |
| allem die HSV-Frauen würden eine Spielstätte benötigen. In kleinen Stadien | |
| seien Junioren- und Frauen-Länderspiele nicht umsetzbar, da es einer | |
| gewissen Infrastruktur bedarf. Beide Verbände befinden sich im Austausch | |
| mit Fußball-, Football- und Rugby-Vereinen. | |
| Wo genau ein solches Stadion gebaut werden soll, wisse man allerdings | |
| nicht: „Wir nehmen erst einmal alles, was wir kriegen können“, sagt Weitz. | |
| Ein ehemaliger Geschäftsführer des Vereins brachte vor zwei Jahren das | |
| Gelände der heutigen Trabrennbahn in Bahrenfeld ins Spiel. | |
| ## Organisatorische Schwierigkeiten | |
| Widerspruch kommt aus der Hamburger Innen- und Sportbehörde. Der Senat | |
| verfolge einen bedarfsorientierten Ausbau der Sportinfrastruktur, sagt | |
| Pressesprecher Daniel Schaefer. Spielstätten für den kommerziellen | |
| Profisport seien nicht Bestandteil der sportpolitischen Ausrichtung der | |
| Stadt – zumal der kommerzielle Profisport Ausstattungsanforderungen | |
| erfüllen müsse, die teilweise deutlich über die für den Breitensport | |
| notwendigen Standards hinausgingen. Die Behörde sei mit Vereinen und den | |
| Verbänden im Austausch und verweist [3][auf das entstehende | |
| Regionalligastadion am Diebsteich.] | |
| Das letzte Heimspiel der Seeteufel in dieser ELF-Saison findet am 20. Juli | |
| im Volksparkstadion statt. Vor zwei Jahren stellte das Team dort mit 32.500 | |
| Zuschauer:innen einen Ligarekord auf. Der Vorverkauf verläuft allerdings | |
| eher schleppend – lediglich die beliebten Plätze auf Höhe der | |
| 50-Yards-Linie werden knapper. Die Oberränge stehen gar nicht erst zum | |
| Verkauf. Den Zuschauerrekord von vor zwei Jahren wird man vermutlich nicht | |
| brechen. | |
| Neben der unklaren Stadionsituation und schwachen sportlichen Leistungen | |
| hatte der [4][ELF-Verein] in den vergangenen Monaten mit organisatorischen | |
| Veränderungen zu kämpfen: Vier Tage vor Saisonstart hatten Headcoach und | |
| Defensive Coordinator ihren Rücktritt bekannt gegeben. Zudem gab es ein | |
| „Hin und Her“ in der Defense, so Weitz. Solche Rückschläge würden sich i… | |
| Team übersetzen – und mangelnde Leistung in die Ticketzahlen. | |
| ## Es kriselt in der Liga | |
| Generell kriselt es in der jungen Football-Liga. Erst letzte Woche | |
| kündigten acht Vereine an, die „[5][European Football Alliance]“ zu | |
| gründen. Die neue Gewerkschaft kritisiert unter anderem die mangelnde | |
| Transparenz und finanzielle Misswirtschaft der ELF-Führung. Die „Berlin | |
| Thunder“ kämpfen derzeit in einem Insolvenzverfahren um ihr Überleben. | |
| „Sea Devil“-Chef Weitz sieht dennoch optimistisch in die Zukunft. Die Liga | |
| befände sich im Aufbau, sein Verein in der Umstrukturierung. Erst vor | |
| Kurzem habe man neue Talente verpflichten können. Zudem rekrutiere man | |
| immer wieder Sportler aus der Jugend: „Noch ist nichts verloren“, sagt | |
| Weitz, „und der Weg, den wir gehen, ist der richtige.“ | |
| 13 Jul 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://europeanleague.football/ | |
| [2] /Nach-Trennung-von-Sponsor-Lukoil/!5838035 | |
| [3] /Viertel-am-Hamburger-Diebsteich/!5709608 | |
| [4] /American-Football-in-Europa/!5857807 | |
| [5] https://madridbravos.com/efa-a-new-alliance-to-transform-european-american-… | |
| ## AUTOREN | |
| Quirin Knospe | |
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| Innensenatorin Iris Spranger | |
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