# taz.de -- Forschungsstandort Deutschland: Fixiert auf Technik | |
> Rollback für die deutsche Innovationspolitik. Beteiligung der | |
> Zivilgesellschaft an der Wissenschaftspolitik ist zurückgedrängt. | |
Bild: Rollback-Model: Dorothee Baer (CSU), Bundesministerin für Forschung, Tec… | |
Im Bundesforschungsministerium von CSU-Ministerin [1][Dorothee Bär] gibt es | |
jetzt eine Art digitaler Leitwarte, mit der sich die aktuellen | |
Entwicklungen in der deutschen Wissenschaft in Echtzeit verfolgen lassen. | |
„360-Grad Hightech-Monitoring“ nennt sich das Tool, das ein zentraler | |
Bestandteil der neuen „Hightech-Agenda“ ist, die in der kommenden Woche vom | |
Bundeskabinett verabschiedet werden soll. | |
„Wir führen darin existierende Datensätze zusammen und schaffen somit einen | |
einheitlichen und einfachen Zugang zu allen relevanten Informationen des | |
deutschen Forschungs-, Technologie- und Innovationsstandorts im | |
internationalen Vergleich“, wird das „digitale Dashboard“ beschrieben. | |
Das KI-Gimmick ist auch ein passendes Symbol für den Rollback, der für die | |
deutsche Innovationspolitik auf Bundesebene gerade eingeläutet wird. War | |
noch die „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation“ der Ampelkoalition | |
darauf ausgerichtet, große gesellschaftliche Herausforderungen über | |
wissenschaftliche „Missionen“ zu bewältigen, so schlägt die neue Agenda | |
einen rein Technologie-fixierten Weg ein. Sechs Schlüsseltechnologien, | |
darunter k[2][ünstliche Intelligenz] (KI) und Quantentechnologie, sollen in | |
Deutschland so gepusht werden, dass die wirtschaftliche | |
Wettbewerbsfähigkeit einen ordentlichen Sprung nach vorn macht. | |
„Mit einer KI-Offensive wollen wir bis 2030 zehn Prozent unserer | |
Wirtschaftsleistung KI-basiert erwirtschaften“, wird als ein Ziel | |
angegeben. Ordentlich Geld – nämlich 5,5 Milliarden Euro – ist dafür im | |
Sondervermögen Infrastruktur für diese Legislaturperiode vorhanden. Die | |
Technologie-Zentriertheit und -Gläubigkeit erinnert an die frühen 70er | |
Jahre, als die SPD das Bundesforschungsministerium übernahm und darin einen | |
wirkungsvollen Hebel zur Modernisierung Deutschlands sah. | |
Die Fortschritte der letzten Jahre, als etwa die zivilgesellschaftliche | |
Plattform „Forschungswende“ für eine stärkere Beteiligung der Gesellschaft | |
an der Wissenschaftspolitik stritt, sind perdu. In der neuen | |
Hightech-Agenda, die ganz nach bayerischen CSU-Vorbild gestrickt ist, | |
kommen gesellschaftliche Themen nur am Rande vor. „Es geht darum, die | |
Dynamik der [3][Mensch-Maschine-Interaktion] besser zu erfassen“, heißt es | |
in der Agenda. | |
Die digitale Transformation der Geistes- und Sozialwissenschaften hat Fahrt | |
aufgenommen. „In der ganzen disziplinären Breite der Geistes-, Kultur- und | |
Sozialwissenschaften werden inzwischen mit computergestützten Verfahren | |
neue Methoden und Forschungsfragen vorangetrieben“, wird konstatiert. | |
Immerhin ist ab 2026 auch der Aufbau einer „Dateninfrastruktur zur | |
Extremismusbekämpfung“ geplant. | |
17 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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