# taz.de -- Ausstellung über Berliner Hinterhöfe: Kommste rein, kannste rausg… | |
> Eine Ausstellung erzählt Berliner Stadtgeschichte durch Hinterhöfe. | |
> Migration und Zuwanderung spielen eine zentrale Rolle. | |
Bild: Alltag in einem Hinterhof im Wedding | |
Berlin taz | Ein Hinterhof im einstigen Arbeiter*innenbezirk Wedding: | |
Über den Dächern spannt sich ein weiter blauer Himmel, Stadttauben flattern | |
darüber hinweg, von der Fassade bröckelt der Putz, auf einem Balkon weht | |
ein Sonnenschirm im Wind. Öffnet man einen Briefkasten, dringt daraus das | |
Geschrei spielender Kinder und das Scheppern von Mülltonnen. Schräg | |
gegenüber: der Hinterhof eines [1][feinsanierten Neubaus – im „neuen“ | |
Wedding.] | |
Die Videoinstallation der Stadtforscher*innen Sinthujan Varatharajah | |
und Duygu Örs zeigt die Koexistenz dieser gegensätzlichen Welten im selben | |
Kiez. Sie ist Teil der Sonderausstellung „Berliner Höfe – Zwischen Alltag, | |
Arbeit und Begegnung“, die das Stadtmuseum ab Freitag im Museum | |
Ephraim-Palais präsentiert. | |
Die Ausstellung nähert sich Berliner Höfen aus verschiedenen Perspektiven: | |
Migration, Armut, Wendezeit, Ökologie, Stadtentwicklung und Architektur. | |
„Wir wollen damit Sichtbarkeit schaffen für diverse Perspektiven“, sagt | |
Ines Hahn, eine der Kurator*innen. Die Ausstellung zeigt Grafiken und | |
Fotografien aus der Sammlung des Stadtmuseums, von 1771 bis heute. [2][Die | |
verborgenen Orte sind vielfältig]: Treffpunkte zum Spielen und Feiern, | |
Gewerberäume von Schneidereien über Yogastudios, Räume des Alltags mit | |
Mülltonnen, Fahrrädern und Wäscheleinen. | |
## Migration ist konstitutiv für Stadtentwicklung | |
Ein Schwerpunkt ist Migration, denn: „Stadtentwicklung hat immer auch mit | |
Migration und Zuwanderung zu tun“. Schon im 18. Jahrhundert zogen | |
Handwerkerfamilien aus dem sächsischen Vogtland für die Lohnarbeit in die | |
Großstadt, [3][ab den 1950er Jahren sogenannte Gastarbeiter*innen.] Auf | |
Fotos sind türkische Männer zu sehen, die in einem Hof Mandarinen aus einem | |
Transporter ausladen. Nach dem Anwerbestopp 1973 und der Ölkrise verloren | |
viele sogenannte Gastarbeiter*innen ihre Arbeit – einige machten sich | |
selbstständig, gründeten Kleingewerbe in den Hinterhöfen. Andere Höfe | |
entwickelten sich zu zentralen Treffpunkten der türkischen Community: Im | |
Filmtheater BBB in Kreuzberg etwa liefen in den 1970ern türkische Filme. | |
Höfe spiegeln den Wandel der Stadt. „Höfe sind umkämpft in Zeiten erneuter | |
innerstädtischer Verdichtung“, sagt Kuratorin Hahn. Und das nicht erst seit | |
Neuestem: Öffnet man einen der rostigen Metallbriefkästen am Eingang, läuft | |
darin ein Video von der Besetzung des Jugendzentrums „Putte“ in Mitte in | |
den 70er Jahren. | |
In einem anderen Briefkasten liegt eine Packung Sonnenblumenkerne – ein | |
Snack beim Herumhängen. Darauf kaut auch Rapper Pashanim im Musikvideo zu | |
seinem Lied „Hauseingang“, das in einem Kreuzberger Hinterhof spielt, | |
herum. Zwölftklässler*innen einer Schule in Kreuzberg haben das | |
aufgegriffen. Auch sie dürfen in der Ausstellung ihre Geschichten erzählen. | |
17 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
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