# taz.de -- Komponist Lalo Schiffrin gestorben: Der Rhythmus von „Mission Imp… | |
> Seine Filmmusiken machten ihn weltberühmt: Lalo Schifrin komponierte den | |
> Soundtrack vieler Klassiker des Kinos. Nun ist er gestorben. | |
Bild: Der mit einem Grammy ausgezeichnete Komponist Lalo Schifrin in seinem Stu… | |
London dpa | Sein wohl berühmtestes Stück schrieb Lalo Schifrin unter | |
sonderbaren Voraussetzungen. Für die TV-Serie [1][„Mission: Impossible“,] | |
die ab 1966 in den USA ausgestrahlt wurde und später unter dem Titel | |
„Kobra, übernehmen Sie“ im deutschen Fernsehen lief, komponierte er | |
zunächst die Begleitmusik. Dann sollte er die Musik für den Vorspann | |
liefern, allerdings ohne diesen davor gesehen zu haben. | |
„Du musst die Noten ohne irgendwas auf dem Bildschirm schreiben“, habe man | |
ihm gesagt, so Schifrin im Interview der Television Academy. „Wir richten | |
uns nach deiner Musik. Gib uns etwas Rhythmisches.“ Und rhythmisch wurde | |
es. Die Musik im äußerst ungewöhnlichen 5/4-Takt klang aufregend und passte | |
atmosphärisch perfekt zu den Geschichten um Spionage, verdeckte Operationen | |
und den ständigen Wettlauf gegen die Zeit. Für seinen Soundtrack erhielt | |
Schifrin einen Grammy. Das ikonische Intro wurde als Musikstück über die | |
Serie hinaus bekannt. | |
Lalo war eigentlich sein Spitzname. Geboren wurde er am 21. Juni 1932 als | |
Boris Claudio Schifrin in Buenos Aires. Seine musikalische Entwicklung | |
begann in jungen Jahren am Klavier. Sein Klavierlehrer war Enrique | |
Barenboim, der Vater des Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. | |
Schifrins Vater Luis hatte als Geiger gute Kontakte in die Welt der | |
klassischen Musik, von denen der junge Lalo profitierte. | |
Auf dem College entdeckte er zusätzlich den Jazz für sich. „Und seitdem | |
widme ich mich beiden Ausdrucksweisen“, sagte er 1967 dem Magazin „Jazz | |
Professional“. „Das hat nichts Schizophrenes. Die Leute verstehen nicht, | |
dass gute Musik ein großes Ganzes ist. Ich mache keinen Unterschied | |
zwischen Jazz und klassischer Musik. Ob sie musikalisch gut ist, ist das | |
Einzige, was zählt.“ Die Kombination der Stile prägte sein Schaffen. Er | |
machte klassische Motive einem Mainstream-Publikum zugänglich und brachte | |
Jazz-Rhythmen ins Kino. | |
## Soziologie und Jazz | |
Zunächst beeinflusste der Jazz seine weitere Laufbahn maßgeblich. Nach | |
einem Soziologie-Studium erhielt Schifrin mit Anfang 20 ein Stipendium am | |
Pariser Konservatorium. Tagsüber studierte er dort Komposition, nachts | |
spielte er in den Jazz-Clubs der französischen Hauptstadt. Zurück in Buenos | |
Aires gründete er ein Jazz-Orchester, mit dem er wöchentlich in einer | |
TV-Show auftrat. | |
Eine Begegnung mit dem Jazzmusiker [2][Dizzy Gillespie] erwies sich als | |
wegweisend für seine zukünftige Karriere. Zunächst komponierte er das Album | |
„Gillespiana“ für Gillespie, auf dem er auch Klavier spielte. Einige Jahre | |
später holte ihn Gillespie als Pianist in sein Quintett. Schifrin zog dafür | |
Anfang der 60er Jahre nach New York City und machte sich in den USA einen | |
Namen – mit Jazz und auch mit Bossa Nova. Später nahm er die amerikanische | |
Staatsbürgerschaft an. | |
In seiner alten Heimat hatte der Argentinier vereinzelt an Filmen | |
mitgewirkt. Sein erstes Hollywood-Engagement wurde der Abenteuerfilm | |
„Rhino!“, der in Deutschland den reißerischen Titel „Safari zur Hölle�… | |
und 1964 in die Kinos kam. Noch im selben Jahr komponierte er die Musik für | |
drei weitere Filme, darunter der US-TV-Film „See How They Run“ mit Senta | |
Berger und das französische Drama „Wie Raubkatzen“ mit Alain Delon, und | |
Folgen von TV-Serien. Von New York zog er in die Film-Metropole Los | |
Angeles. | |
## Lässiger Soundtrack für Steve McQueen | |
Die Online-Film-Datenbank IMDb listet heute über 200 Soundtracks aus der | |
Feder von Lalo Schifrin. Besonders berühmt sind seine lässige, jazzige | |
Musik für den Steve-McQueen-Klassiker „Bullitt“ (1968), die fast | |
beklemmende Begleitung für Clint Eastwoods Thriller „Dirty Harry“ (1971) | |
samt einiger Fortsetzungen und der atmosphärische Soundtrack für „Der Mann | |
mit der Todeskralle (1973)“. Für den Kultfilm [3][mit Bruce Lee] wagte sich | |
Schifrin auf neues Terrain und kombinierte Elemente von Funk mit | |
asiatischen Klängen und Samples. | |
In späteren Jahren zeichnete der Komponist unter anderem für die | |
Soundtracks zur „Rush Hour“-Reihe mit Jackie Chan und Chris Tucker | |
verantwortlich und produzierte die Musik für einige kleinere oder | |
unabhängige Produktionen. Seine ikonische Melodie für „Mission: Impossible�… | |
blieb immer präsent, zumal sie dank der Hollywood-Blockbuster mit Tom | |
Cruise seit 1996 auch im Kino regelmäßig erklang, arrangiert von modernen | |
Filmkomponisten wie Danny Elfman oder Hans Zimmer. | |
Insgesamt fünf Grammys, darunter einen Latin Grammy, erhielt Lalo Schifrin. | |
Viermal war er für einen Emmy, sechsmal für einen Oscar nominiert. Im | |
Herbst 2018 erhielt er den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Im Interview | |
der Television Academy, die jährlich die Emmys vergibt, wurde Schifrin | |
gefragt, wofür er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben möchte. „Das ist | |
nicht mein Problem“, antwortete der Musiker. „Das müssen die nachfolgenden | |
Generationen beurteilen.“ Nun ist Lalo Schiffrin im Alter von 93 Jahren | |
gestorben. | |
27 Jun 2025 | |
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