# taz.de -- Geheimdienst-Gremium ohne Linke und AfD: Heidi Reichinnek fällt du… | |
> Nur ein Kandidat der Opposition wurde ins Gremium zur | |
> Geheimdienst-Kontrolle gewählt: der Grüne Konstantin von Notz. Die Linke | |
> droht mit Konsequenzen. | |
Bild: Von der Union gemobbt: Linke-Fraktionschefin Heidi Reichinnek | |
Berlin dpa | Im Geheimdienst-Ausschuss des Bundestags ist künftig nur noch | |
ein einziger Oppositionsabgeordneter vertreten. Sowohl die | |
[1][Linken-Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek] als auch die beiden | |
AfD-Kandidaten Martin Hess und Gerold Otten verfehlten bei der Wahl der | |
neuen Mitglieder des Gremiums im Bundestag die notwendige Mehrheit von 316 | |
Stimmen. Neben drei Unions-Abgeordneten und zwei SPD-Vertretern sitzt damit | |
nur noch der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz im Parlamentarische | |
Kontrollgremium (PKGr). | |
Das PKGr überwacht die Geheimdienste, bekommt Zugang zu sensiblen | |
Informationen und tagt deshalb unter strenger Geheimhaltung in einem | |
abhörsicheren Raum. Sogar die Tagesordnungen sind geheim. [2][Die | |
Mitglieder des Gremiums] werden von ihren Fraktionen nominiert, müssen aber | |
auch im Bundestag gewählt werden. | |
CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann hatte vor der Wahl Vorbehalte | |
gegen Reichinnek geäußert. SPD-Politiker erklärten dagegen, die | |
Linken-Politikerin sei eine Demokratin, die man wählen könne. | |
## Die Linke droht mit Blockade | |
Die Linke selbst hatte die Wahl ihrer Fraktionschefin mit der Zustimmung | |
bei anderen Abstimmungen verknüpft. Auf die Frage, was die Partei | |
unternehmen würde, falls Reichinnek durchfallen sollte, antwortete der | |
Parteichef Jan van Aken: „Dann würde ich mal laut darüber nachdenken, wie | |
die CDU sich eigentlich vorstellt, in den kommenden vier Jahren hier | |
Beschlüsse mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament zu fassen.“ Sören | |
Pellmann, neben Reichinnek ebenfalls Vorsitzender der Linken-Fraktion, warf | |
der Union vor, aus der Wahl zu dem Gremium ein „[3][partei- und | |
personalpolitisches Machtspiel]“ gemacht zu haben. Dieser Umgang sei „unter | |
demokratischen Parteien und dem Gremium gegenüber unwürdig“. | |
In der vergangenen Wahlperiode war die Linke durch André Hahn im PKGr | |
vertreten gewesen. Der musste allerdings ausscheiden, als die Partei durch | |
die Abspaltung des BSW den Fraktionsstatus verlor. Im neuen Bundestag ist | |
der 62-jährige Linke-Politiker aus Sachsen nicht mehr vertreten. | |
Reichinnek erhielt nach Angaben von Bundestagsvizepräsidentin Andrea | |
Lindholz 260 Ja-Stimmen, bei 258 Nein-Stimmen, 27 Enthaltungen und 42 | |
ungültigen Stimmen. Für den AfD-Kandidaten Gerold Otten stimmten 127 | |
Abgeordnete. Sein Fraktionskollege Martin Hess erhielt 121 Ja-Stimmen. | |
## AfD schon lange nicht mehr dabei | |
Die AfD war schon in den vergangenen Jahren nicht mehr im Kontrollgremium | |
dabei. Lediglich in der ersten Wahlperiode nach ihrem Einzug in den | |
Bundestag war die Partei dort durch den ehemaligen Berliner | |
Oberstaatsanwalt Roman Reusch vertreten. | |
Das Kontrollgremium, in dessen Sitzungen es um terroristische Bedrohungen, | |
verfassungsfeindliche Netzwerke und Spionagefälle geht, wird im Vergleich | |
zu den vergangenen Jahren von 13 auf neun Mitglieder verkleinert. Dadurch, | |
dass Reichinnek, Hess und Otten nicht gewählt wurden, sind es jetzt | |
tatsächlich aber nur sechs Abgeordnete. Den Vorsitz übernimmt der | |
nordrhein-westfälische CDU-Abgeordnete Marc Henrichmann. | |
## Grüne warnen vor Risiken | |
Politiker und Politikerin der Grünen hatten in den vergangenen Wochen | |
mehrfach gewarnt, die Verkleinerung berge das Risiko der | |
Beschlussunfähigkeit. Sie enthielten sich daher als einzige Fraktion bei | |
der Abstimmung über die Einsetzung des Gremiums. | |
Denn die erforderliche Mehrheit in dem Gremium orientiert sich nicht an der | |
Zahl der faktischen Mitglieder, sondern an seiner theoretischen Größe. | |
Stellvertreter gibt es – anders als in den Ausschüssen – nicht. Wenn ein | |
Mitglied länger ausfällt, etwa wegen einer Krankheit oder eines Unfalls – | |
bleibt der Sitz leer. | |
Anders als die Ausschüsse des Bundestags, die nach einer Wahl erst einmal | |
nicht zusammenkommen und sich erst neu konstituieren müssen, tagt das PKGr | |
unabhängig von Wahlen. Das bedeutet auch, dass Politiker, die schon nicht | |
mehr im Bundestag sind – weil sie nicht mehr kandidiert haben oder nicht | |
erneut gewählt wurden – weiterhin an den Sitzungen teilnehmen. Das galt | |
zuletzt beispielsweise für die FDP-Politiker Konstantin Kuhle und Alexander | |
Müller, deren Partei bei der Neuwahl im Februar an der Fünf-Prozent-Hürde | |
gescheitert war. | |
26 Jun 2025 | |
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