# taz.de -- Demokratie auf Kiezebene: Ein Viertel kommt zusammen | |
> In Lichtenberg hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Organisiert | |
> wurde sie von vier Menschen, die bundesweit lokale Versammlungen gründen | |
> wollen. | |
Bild: Südlich der Frankfurter Allee gibts jetzt mehr Basisdemokratie | |
Berlin taz | Die „Kiezspinne“, das ist ein Ort der Begegnung, ein Ort für | |
gelebte Nachbarschaft. In dem [1][Stadtteilzentrum in Lichtenberg], südlich | |
der Frankfurter Allee, gibt es soziale und kulturelle Angebote für Jung und | |
Alt. Am Wochenende trafen sich dort Anwohner:innen aus dem Kiez, um | |
gemeinsam mit Axel Rehse, Franziska Dickmanns, Michael Zschutschke und | |
Stephan Höyng noch einmal die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. | |
Der Anlass: ein Übergang. Die vier haben in den vergangenen Jahren eine | |
regelmäßige lokale Versammlung organisiert. Nun ziehen sie sich zurück – | |
denn sie haben ihr Ziel erreicht: Eine feste Bürgerinitiative hat sich | |
gegründet. | |
Höyng war zuvor in der Klimabewegung aktiv, zuletzt bei der [2][Letzten | |
Generation]. Zschutschke packte die Motivation, als er im vergangenen Jahr | |
an einer der großen Demonstrationen gegen rechts teilnahm: „Demonstrieren | |
alleine, das reicht nicht aus“, sagt Zschutschke zur taz. „Wir wollten den | |
demokratischen Prozess von der Basis her aufleben lassen“, ergänzt | |
Dickmanns. | |
Sie alle waren bereits seit 2023 Teil des Projekts Menschlichkeit. Die | |
Kampagne hatte sich zum Ziel gemacht, bundesweit lokale Versammlungen ins | |
Leben zu rufen. Auch ein sogenanntes Gesellschaftsparlament strebte sie an. | |
Zunächst wollten sich Zschutschke, Höyng und Dickmanns dafür im Neuköllner | |
Reuterkiez starkmachen. Schnell war jedoch klar, dass dort bereits viele | |
verschiedene Initiativen bestehen. | |
Schließlich kam die Idee für Lichtenberg: „Hier sind wir schnell auf | |
engagierte Bürger:innen getroffen“, erzählt Dickmanns. Mit Flyern und | |
Plakaten machten sie auf ihr Vorhaben aufmerksam. Schließlich kamen zu den | |
Versammlungen immer um die 30 Anwohnende, einmal waren es sogar etwa 70. | |
Auf diesem Weg kam auch der Lichtenberger Axel Rehse dazu. | |
## Organisierung an der Basis | |
Das Projekt Menschlichkeit löste sich Ende 2024 auf, doch die vier machten | |
weiter. Mit den Anwohnenden erarbeiteten sie, welche Themen die | |
Bürger:innen im Kiez bewegt. Schnell kristallisierte sich das seit | |
Jahren leer stehende Mauritiuskirchcenter (MKC) im Kiez Frankfurter Allee | |
Süd als Anliegen heraus. Bis 2021 befanden sich in dem Gebäude noch | |
Hausarztpraxen, eine Apotheke und eine Postfiliale. Inzwischen wächst dort | |
das Grün überall aus den Fugen, auch die Graffiti am Gebäude werden immer | |
mehr. Nun soll das MKC abgerissen werden und ein Neubau auf dem Gelände | |
entstehen. Die Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, dass die Bedürfnisse | |
der Nachbar:innenschaft dabei berücksichtigen werden. | |
Heidi Dlubek ist eine der Aktiven der Bürgerinitiative. Dlubek wohnt seit | |
2004 im Bezirk. Sie wünscht sich, dass der Investor eine Infoveranstaltung | |
abhält, sobald die Genehmigung eines Bauvorantrags vorliegt. „Das ist die | |
beste Möglichkeit, den sozialen Frieden zu wahren“, sagt Dlubek. Wichtig | |
sei ihnen, dass die neue Gestaltung des MKC sozialverträglich ist. So seien | |
etwa eine Praxis für Physiotherapie, Arztpraxen, ein Friseur und | |
Einkaufsmöglichkeiten wünschenswert. Zudem müsse der Wohnraum bezahlbar | |
sein und ein barrierefreier Zugang ermöglicht werden. | |
Auch für Rehse, Dickmanns, Zschutschke und Höyng geht es weiter. Sie wollen | |
ihre Erfahrungen zu lokalen Versammlungen mit Interessierten teilen und sie | |
ermutigen, sich in ihren Stadtteilen zu engagieren. | |
23 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kiezspinne-fas.org/ | |
[2] /Neue-Generation/!t5833405 | |
## AUTOREN | |
Nicolai Kary | |
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