Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gleichstellung unter der CDU: Prien nun auch Frauenministerin
> Karin Prien ist für vieles zuständig. Nun hat sie ihre erste
> gleichstellungspolitische Rede vor dem Deutschen Frauenrat gehalten. Wie
> kam sie an?
Bild: Karin Prien (CDU) ist nun offiziell Ministerin für Bildung, Familie, Sen…
Berlin taz | Die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Beate von Miquel,
macht es explizit: Sie begrüßt Karin Prien (CD) am Freitag in Berlin
einfach als „Frauenministerin“. Das ist bei einer Veranstaltung des
Deutschen Frauenrats zu [1][„Gleichstellung in Zeiten des Wandels“]
einerseits angemessen, andererseits aber auch Kommentar einer Neuerung.
Denn mit Priens Amtsantritt Anfang Mai hatte der Umzug der Bildung ins
Familienministerium aus dem zuvor eher kleinen Haus ein deutlich größeres
gemacht. Prien ist nun offiziell Ministerin für Bildung, Familie, Senioren,
Frauen und Jugend.
Wieviel Geschlechterpolitik die langjährige schleswig-holsteinische
Bildungsministerin Prien da noch machen wird, ist sowohl angesichts der
Themenfülle als auch ihrer bisherigen Schwerpunkte eine noch unbeantwortete
Frage. Als [2][„Gesellschaftsministerium“] sprach Prien seit ihrem
Amtsantritt gern von ihrem neuen Haus, „in dem alle Themen rund um
gesellschaftlichen Zusammenhalt, Generationengerechtigkeit und
Demokratiebildung angesiedelt sind.“ Für zentrale Themen der
Geschlechterpolitik wie Gewaltschutz und Familienrecht hat die Federführung
laut Koalitionsvertrag ohnehin das Bundesministerium der Justiz.
Der Auftritt der Ministerin bei der Veranstaltung des Frauenrats, des
größten gleichstellungspolitischen Dachverbands, gab nun zumindest Hinweise
auf Priens gleichstellungspolitischen Ansatz. Wie schon in ihren ersten
Interviews etwa in Spiegel und Zeit gibt sich die neue Ministerin
ausgewogen und kompromissfähig – und vor Fachpublikum durchaus verbindlich,
wenn auch nur symbolisch. So soll die Abteilung 4 ihres Ministeriums nicht
mehr nur „Gleichstellung“, sondern „Frauen und Gleichstellung“ heißen …
„weil es mir wichtig ist, das deutlich abzubilden“, so Prien. Sie erntet
dafür Applaus.
## „Mühsam erkämpft“
Zum Teil seien die vergangenen Jahrzehnte eine Erfolgsgeschichte, sagt die
Ministerin: „Wir haben eine gleichstellungspolitische Transformation hinter
uns“, viele Errungenschaften seien „mühsam erkämpft“. Wandel bedeute
allerdings nicht, dass es nur vorwärts gehe. In Zeiten wie diesen, in denen
„das Pendel zurückzuschlagen droht“, habe sie diese Gefahr „sehr genau im
Blick“. Weltweit sei man in einer solchen Phase. Inwiefern das auf
Deutschland zutreffe, werde sich erweisen. Sie trage Sorge dafür, dass
genau das nicht passiere.
Digitalisierung sei ein gleichstellungspolitisches Thema, die Auswirkungen
des Klimawandels ebenfalls. Prien wirbt für die Umsetzung der
EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die sicherstellen soll, dass bei gleicher
Arbeit gleiches Entgelt geleistet und geschlechtsspezifische
Diskriminierung dabei ausgeschlossen wird.
Auf der Agenda bleibe auch der Gewaltschutz. Prien bittet allerdings um
Verständnis, nach sechs Wochen noch keine vollständige Agenda vorstellen zu
können und wollen. Generell gehe es darum, Sorge zu tragen, dass Frauen
nicht nur laut Verfassung, sondern tatsächlich gleichberechtigt sind,
„sowohl mit Blick auf ihre wirtschaftliche als auch politische
Gestaltungsmacht“.
Prien kündigt an, an der ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie zu
arbeiten, an der Quote und der Frage von Teilzeit und Vollzeit. Gerade in
der Familienphase gerieten viele Frauen in die „Teilzeitfalle“ und kämen
nicht wieder hinaus – „mit nachhaltigen Konsequenzen“. Wenn „manche sag…
es müsse mehr gearbeitet werden“, zitiert sie Bundeskanzler Friedrich Merz
(CDU), ohne ihn beim Namen zu nennen, müsse man reden: über soziale
Sicherungssysteme, über die wirtschaftliche Eigenständigkeit von Frauen –
und generell „über die Rolle von Männern“. Da gehe es zum Beispiel um die
gleichmäßige Verteilung von Carearbeit und den Mehrwert, den auch Männer
davon hätten.
## „Ich fand Prien offen“
Zudem müssten die Betreuungsstrukturen Vollzeitarbeit hergeben, was
natürlich den Bereich Kita und Schule betreffe. Prien, Bildungs-, Frauen-
und Familienministerin, schließt mit einem Verweis auf die Sinnhaftigkeit
der Zusammenlegung der Ressorts: „Dieses Beispiel führt vor Augen, warum es
so wichtig ist, dass der neue Ministeriumszuschnitt ist, wie er ist“.
„Ich fand Prien offen“, sagt Monika Schulz-Strelow, die
Gründungspräsidentin des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“ FidAR, na…
der Rede. Prien sei teilweise ihrer eigenen Partei gegenüber kritisch und
stehe auch als Ministerin zu diesen Positionen, was sie glaubwürdig mache.
Einer, die nicht namentlich genannt werden möchte, gefällt, dass Prien den
geschlechterpolitischen Backlash adressiert hat. Elke Ferner (SPD), frühere
parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend und heute im Vorstand des Deutschen Frauenrats,
sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir eine gute Arbeitsgrundlage haben, um
gleichstellungspolitische Ziele gemeinsam voranzubringen.“
20 Jun 2025
## LINKS
[1] https://www.frauenrat.de/df-fachveranstaltung-2025-save-the-date/
[2] https://www.zwd.info/prien-familienministerium-wird-%E2%80%9Egesellschaftsm…
## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Karin Prien
Familie
Gleichstellung
Social-Auswahl
Christopher Street Day (CSD)
Einsamkeit
Wir retten die Welt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Queere Sichtbarkeit: Bundestagsgruppe darf nicht zum CSD
Erstmals dürfen queere Mitarbeitende des Bundestags nicht als Gruppe beim
Berliner CSD laufen. Am Verbot gibt es Kritik aller demokratischen
Parteien.
Einsamkeit bei jungen Menschen: Eine Gefahr auch für die Demokratie
Junge Menschen, die sich einsam fühlen, wenden sich öfter von der Politik
ab. Eine bundesweite Aktionswoche gegen Einsamkeit soll aufklären.
Neue Bundesregierung um Friedrich Merz: Normal schlägt Zeitenwende
Merz' Regierungsprogramm zeigt, dass er und die Union ganz Grundsätzliches
nicht verstanden haben – die Klimakrise zum Beispiel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.