| # taz.de -- Schwimmdemo am Spreeufer: Kleine Welle für Badestelle | |
| > In der Spree herrscht Badeverbot. 300 Schwimmer:innen haben deshalb an | |
| > der Museumsinsel für eine Badestelle demonstriert. | |
| Bild: Endlich ins Wasser! Die Spree hat doch einige Badefreunde | |
| Berlin taz | Rund 300 Demonstrierende zwischen 10 und 80 Jahren haben sich | |
| am Dienstagabend am Spreeufer bei der Schlossbrücke versammelt. Mit bunten | |
| Badekappen, aufblasbaren Flamingos und Schwimmflügeln bewaffnet stehen sie | |
| an den Treppen, die in die Spree führen. Allesamt sind sie bereit, | |
| schwimmend gegen ein Badeverbot zu demonstrieren. | |
| Die Voraussetzungen sind bei 27 Grad und Sonne eigentlich perfekt – nur | |
| eins fehlt: der Steg. Zehn Meter vom Ufer entfernt schwappt er regungslos | |
| durch die Gegend. Zu seinen schiffbrüchigen Mitreisenden gehören zwei | |
| Organisatoren. | |
| Ihr Verein „Fluss Bad Berlin“ kämpft für eine Badestelle in der Spree und | |
| die Aufhebung des seit 100 Jahren geltenden Verbots. Ursprünglich war die | |
| Demo für den 20. Mai – das Jubiläum des Verbots – geplant, wurde jedoch | |
| wegen Sicherheitsbedenken der Wasserschutzpolizei kurzfristig abgesagt. | |
| Diesen Grund nennt die Innenverwaltung in einer aktuellen Anfrage des | |
| BSW-Abgeordneten Alexander King. | |
| ## Stegrettung mit vollem Körpereinsatz | |
| Zurück zum Steg: Einer der Floßverantwortlichen fühlt sich als neuer | |
| Publikumsliebling sichtlich wohl. Angestrengt versucht er eine halbe Stunde | |
| lang händeringend, den Steg in Richtung Ufer zu bewegen. Seile werden an | |
| Land und Rettungsringe von Bord geworfen, Schaulustige werden lebhaft zur | |
| Mithilfe animiert. Nach 15 Minuten zieht er sein T-Shirt aus. Wenig später | |
| folgt dann – für vollen Körpereinsatz – die Hose. Sein Co-Kapitän hat ei… | |
| entspannteren Herangang: Er sitzt die gesamte Dauer des Unterfangens im | |
| Schneidersitz in der Floßecke und meditiert, den Blick mit geschlossenen | |
| Augen, den Kopf gen Himmel gerichtet. | |
| Die eigentliche Kundgebung zur Demo findet etwa 100 Meter neben den Treppen | |
| am Schinkelplatz statt. Als Publikumsmagnet entpuppt sich allerdings | |
| zunehmend der Kampf um den Steg nebenan, dem etwa doppelt so viele | |
| Schaulustige beiwohnen. | |
| Das etwas skurrile Zusammenspiel aus Intensiveinsatz und gelassener | |
| Meditation kommt auch bei der Zuschauerschaft an. | |
| ## Spree-frei für alle Generationen | |
| „Eine halbe Stunde geht das schon“, sagt ein Mann und verschränkt die Arme | |
| über seiner neonfarbenen Badehose. „Dat is ja wie Kois im Gartenteich | |
| angucken“, ergänzt seine Frau im Blümchen-Bikini. Auch Demonstrantin Renate | |
| Hinze ist das Anliegen wichtig: „Ich bin jetzt 77. In der Spree schwimmen | |
| dürfen – das will ich noch erleben.“ | |
| Demo-Veranstalter Jan Edler hat mit seinem Verein ein | |
| Spree-Wasser-Monitoring eingerichtet. Auf [1][www.badberlin.info] ist die | |
| Qualität täglich für alle einsehbar. Laut Edler steht der Einrichtung einer | |
| Badestelle am Spreeufer also dahingehend nichts mehr im Weg. Am | |
| Mittwochnachmittag zeigt die Webseite allerdings wieder: „Mangelhaft“. | |
| Mit Steg an Ort und Stelle und einer zumindest an diesem Abend zufriedenen | |
| Wasserschutzpolizei kann das Baden beginnen. 300 Menschen stürzen sich in | |
| die warmen Fluten. Einige bleiben vorsichtig, andere lassen sich in | |
| Richtung Jungfernbrücke treiben. Die Freude in ihren Gesichtern lässt | |
| hoffen, dass das Badevergnügen in der Spree auch künftig möglich bleibt. | |
| 18 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://badberlin.info/ | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Andresen | |
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