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# taz.de -- Werbung der Bundeswehr zur EM: Der Krieg als Spiel
> Die Bundeswehr wirbt während der EM in Werbespots um junge Frauen. Die
> kriegerische Stimmung im Land hat das Turnier erreicht.
Bild: Wehrhafter Sport: Nationalspielerin Cora Zicai und Soldatin Laura W. im G…
Krieg ist also auch nichts anderes als Fußball. Ein Spiel, bei dem alle
mitmachen dürfen, die wollen. Kann schon sein, dass es gefährlich wird im
Krieg, aber das wird es auf dem Rasen ja auch mal, wenn eine Spielerin zur
Grätsche ansetzt. „Unsere Technik ist einwandfrei, unser Zusammenhalt echt
besonders und auch unsere Verteidigung wird immer besser“, sagt
[1][Nationalspielerin Cora Zicai] in einem Werbespot, der bis zum Ende der
Fußball-EM junge Frauen für den Dienst bei der Bundeswehr begeistern soll.
„Aber irgendetwas fehlt“, fragt sich Zicai in dem Spot. Die Antwort gibt
eine Soldatin, die an der Kabinentür lehnt: „Cora, ist doch klar, unser
Kader ist zu klein.“ Die Probleme der Bundeswehr, [2][genug Soldaten für
die angestrebte Kriegstüchtigkeit zu finden], sind bekannt. „Komm in die
Mannschaft!“, ist dann in dem Spot zu lesen. Elf Uniformierte posieren in
einem gut gefüllten Stadion auf dem Rasen. Harte Kost, die da serviert
wird. Dem Clip wird kaum entgehen können, wer die Übertragung eines
EM-Spiels von der EM im Fernsehen anschaut.
Beinahe hat man sich schon gewöhnt an die Berichte in TV-Magazinen, in
denen kleine Kinder zu sehen sind, wie sie am Tag der offenen Tür in der
Kaserne mit lachenden Gesichtern auf Panzer klettern, an die Straßenbahnen
im Flecktarnanstrich, die durch deutsche Städte fahren, sie gehören eh
längst zum Alltag genauso wie die vielen uniformierten Zugreisenden, die
auch nichts daran ändern können, wenn die Bahn mal wieder nicht pünktlich
ist. Nun hat die Militarisierung des Alltags auch den Fußball der Frauen
erreicht.
## Abenteuerspielplatz Bundeswehr
Werbespots der Bundeswehr wurden schon des Öfteren kritisiert, weil sie das
kriegerische Tun, für das Soldaten ja ausgebildet werden, so darstellen,
als sei ein Krieg nichts anderes als ein großer Abenteuerspielplatz. Der
Spot mit Nationalspielerin und Sportsoldatin Zicai, deren Karriere beim SC
Freiburg von der Bundeswehr gefördert wurde, reiht sich da nahtlos ein.
Krieg als Fortsetzung des Fußballs mit anderen Mittel?
Es ist eine schwer verdauliche Werbeeinblendung, die die Fußballfans bis
zum Turnierende noch massenhaft über sich ergehen lassen müssen. Man mag ja
die Aufrüstung in Zeiten wachsender Bedrohung aus Russland für richtig
halten, aber deswegen muss man die Bundeswehr nicht als harmlose
Sportspielgruppe darstellen.
[3][Auch auf Social Media wird man der Militärwerbung in den nächsten
Wochen kaum entgehen können]. Von da aus [4][geht es dann zu einer Landing
Page der Bundeswehr], in der Frauen über ihre positiven Erfahrungen in
Uniform sprechen. Ganz harmlos kommt die Bundeswehr da her. Keine einzige
Waffe ist da zu sehen. Wer mag, kann gleich in den Live-Chat gehen, um
seine Laufbahn in der Mannschaft zu planen.
Mannschaft – auch so ein scheinbar harmloses Wortspiel mit Fußballbezug. In
der Diktion der Bundeswehr werden mit Mannschaften die niedrigsten
Dienstgrade bezeichnet. Viel ist es nicht, was die Bundeswehr da zu bieten
hat. Halb so schlimm: Es ist doch alles nur ein Spiel.
3 Jul 2025
## LINKS
[1] /Deutsche-DFB-Auswahl-vor-der-EM/!6094590
[2] /Verteidigungsminister-Pistorius/!6095699
[3] https://www.instagram.com/p/DLkdP8xNCSD/
[4] https://www.bundeswehrkarriere.de/dialog/beratung-kontakt/karriere-chat
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Fußball-EM der Frauen 2025
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Fußball
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Wehrpflicht
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