Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Der Familienfilm „Jurassic World“: Die Dinos und das innere Kin…
> Das Zähneklappern nimmt kein Ende: „Jurassic World: The Rebirth“ von
> Gareth Edwards setzt die Begegnungen von Menschen und Dinos effektgeladen
> fort.
Bild: Scarlett Johannson spielt auch mit – als Expertin für verdeckte Operat…
Machen wir uns nichts vor: Dinosaurier sind etwas für Kinder. In ihren
„Dino-Phasen“ lassen Kinder Hartplastikdinos mit furchterregendem Brüllen
Häuser verwüsten, Bäume entwurzeln und Menschen tottrampeln – selbst wenn
die Saurier, wie man aus [1][„Toy Story“] weiß, in Wirklichkeit sensible
Wesen sein könnten, die sich sorgen, dass ihr Besitzerkind einen anderen
Dino mehr lieb hat.
Die Vorliebe von Kindern für die ausgestorbenen Großreptilien liegt, das
behaupten Psycholog:innen, einerseits in kindlichen Allmachtsfantasien
begründet, die sich durch die Giganten hervorragend ausleben lassen –
endlich ist man mal nicht mehr klein und machtlos, sondern das Gegenteil.
Andererseits spricht die Dinosaurierexpertise den Nerd in jedem Kind an:
Mosasaurus, Velociraptor und Quetzalcoatlus benennen und auseinanderhalten
zu können, dazu gehört schon einiges an beeindruckender Kompetenz.
## Verbindung zum inneren Kind
Seit [2][Regisseur Steven Spielberg], der bei vielen seiner Werke (unter
anderem „E.T.“) immer wieder die eigene, enge Verbindung zum „inneren Kin…
betonte, 1993 „Jurassic Park“ und vier Jahre später „The Lost World:
Jurassic Park“ inszenierte, stil- und storybewusst nach Romanen des
fantasievollen Science-Fiction-Allrounders Michael Crichton, brüllen sich
mächtige Dinos in einem ebensolchen Franchise durch das US-amerikanische
Mainstreamkino, machen den bis dato größten, allerdings ursprünglich sehr
unamerikanischen Godzilla-Monstern dieser Welt Konkurrenz, scheffeln mit
Tickets und Devotionalien Millionen im Box Office, und vergrößern nebenbei
die Biodiversität.
Sie wurden in den fünf Vorgängerfilmen zunächst aus Jura-Dino-Erbsubstanz
gezüchtet und in einem Park auf der (fiktiven) Isla Nublar gehalten;
verzogen sich dann auf die Nublar-Nachbarinsel Sorna; veranstalteten auch
dort einiges an Dino-on-Human-Action; fanden sich (in einer neuen Trilogie)
in einem Vergnügungspark wieder; [3][wurden von einem Vulkanausbruch
bedroht] und schafften es schließlich arg ausgedünnt in die Zivilisation.
Am Anfang des neuesten Dinoabenteuers, „Jurassic World: The Rebirth“,
inszeniert von [4][Blockbuster-Experte Gareth Edwards], stecken sie immer
noch dort fest – und zwar wortwörtlich: Wer denkt, nur zu viele Autos
können einen Stau verursachen, der sollte mal überlegen, was passiert, wenn
ein Brachiosaurus die Straßenseite wechseln will.
Ähnlich wie andere Staus und die meisten Tiere scheinen die Dinosaurier
inzwischen allerdings von den Menschen komplett ignoriert zu werden: Keiner
schert sich um sie, die meisten leben vergessen auf ein paar äquatorialen
Inseln. Sogar die beeindruckenden Dinomuseen der Städte haben
Besucherflaute. Der bücherwurmige Museumsangestellte und Paläontologe Dr.
Henry Loomis (Jonathan Bailey) braucht darum nur eine recht kurze
Bedenkzeit, um einem Vorschlag der „Trouble-Shooterin“ und Abenteurerin
Zora Bennett (Scarlett Johannsson) und des zwielichtigen Geschäftsmanns
Martin Krebs (Rupert Friend) zuzustimmen, den Dinos endlich persönlich zu
begegnen.
## Erstkontakt mit Mosasaurus
Gemeinsam mit Zoras altem Lieblingshaudegen Duncan Kincaid (Mahershala Ali)
und weiteren mutigen Menschen reist man ins Dinogebiet; der Auftrag lautet,
Blutproben von den drei größten Dinosauriern zu Land, zu Wasser und in der
Luft zu nehmen – zu einem absolut altruistischen Zweck: Mit daraus
entwickelten Medikamenten sollen sich flächendeckend Herzerkrankungen
heilen lassen.
Zwecks Venenpunktion eines Mosasaurus (des größten Schwimmsauriers) beginnt
man auf dem Ozean, auf dem gleichzeitig auch eine Latinofamilie bestehend
aus Vater (Manuel Garcia-Rulfo), kleiner Tochter, Teenietochter und deren
Kifferfreund ein bisschen gemeinsame Qualitytime beim Segeln erfährt. Beim
Erstkontakt mit dem Mosasaurus kippt das Familienboot, auf ein
Mayday-Signal folgt die Rettung durch Zora und ihre Truppe.
Was dann passiert, beherzigt die Regeln der üblichen Heldenreise:
Gefährt:innen müssen sich bei der Suche nach den Ringen, in diesem Fall
den Sauriern, zusammenraufen, werden bedroht, verletzt und dezimiert,
erkennen aber auch die wahren Werte des jeweils anderen und werden sogar
von Söldner:innen zu besseren Menschen. (Bis auf einen, der sich als
faules Ei, beziehungsweise als rein kapitalistisch denkender Wurm
entpuppt.)
## Klassische Suspensemusik
Mithilfe seiner technischen Departments löst Edwards bei der Inszenierung
dieser in gut goutierbare Häppchen aufgeteilten Dino-Mensch-Eskalationen
eine Reihe cineastischer Assoziationen aus, die liebevoll unter anderem
Regisseure wie Spielberg, John Huston oder Ridley Scott zitieren. Es wirkt
ein wenig, als würde die Familie Ricks in sonniger Umgebung statt auf
Flipper auf eine überdimensionale Mischung aus dem weißen Hai und Moby
Dick treffen; nicht Käptn Ahab mit der Harpune, sondern die unerschrockene
Zora mit ihrem Blutprobengewehr zielt hernach auf das Tier, während Cheech
(ohne Chong) sich wegduckt.
Als die Truppe auf der Suche nach den restlichen Blutproben auf einer
verlassenen Insel strandet, gerät sie ins Visier eines durch Genexperimente
mutierten Aliensauriers – und so ein Alien kennt, das weiß man von Ridley
Scott, erst recht kein Pardon.
Sogar in Alexandre Desplats Filmmusik findet sich der Hommagegedanke: Von
klassischer Suspensemusik à la Hitchcock bis zu John Williams’
fröhlich-getragenem Original-„Jurassic Park“-Thema ist alles dabei –
Letzteres hallt seit den 90ern, als der erste Film drei Oscars bekam, als
würdige Trailermusik der Oscarshows in jedermanns Ohr nach.
Nicht nur wegen der obligatorischen Mahnungen, die Umwelt und ihre
Artenvielfalt zu schützen, des diversen Casts, eines niedlichen Kinds samt
Babydino, ein paar harmloser Gags und der bleibenden Faszination an der
Begegnung zwischen einem Giganten und einem Menschen kann man „Jurassic
World: The Rebirth“ also (zumindest für Jumpscare-gewohnte
FSK-12-Kandidat:innen) Familientauglichkeit bescheinigen.
Hinter dem bedrohlichen Gebrülle der Dinos steckte eben immer schon eine
Erzählung für Nerds mit Kindern – ob echten oder inneren.
28 Jun 2025
## LINKS
[1] /Animationsfilm-A-Toy-Story-Teil-vier/!5615565
[2] /Berlinale-Hommage-an-Steven-Spielberg/!5914001
[3] /Neuer-Jurassic-World-Film/!5510970
[4] /Regisseur-Gareth-Edwards-ueber-KI/!5959953
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Kino
Kinofilm
Dinosaurier
Abenteuer
Medizin
Tier
Dinosaurier
Dinosaurier
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ursaurier im Internet: Uraltes Süßmö aus der Pfalz
Dieses Meme hat super viele gefährliche Zähne und super viel Charme:
Stenokranio boldi. Zeit für ein paar News über Ursaurier!
Paläontologe über „Jurassic Park“: „Hauptgegner war die Dramaturgie“
Der Actionfilm „Jurassic Park“ feierte vor 30 Jahren Premiere und sorgte
für einen globalen Dinohype. Jack Horner war wissenschaftlicher Berater.
Ausstellung „KinoSaurier“ in Hannover: Evolution der Effekte
Das Landesmuseum Hannover widmet Dinosauriern eine Ausstellung – besonders
denen im Kino.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.