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# taz.de -- Serie „Stick“ mit Owen Wilson: In Hip-Hop-Hosen auf dem Golfpla…
> Golf ist nur was für Bonzen und Trump? In „Stick“ will Owen Wilson das
> ändern. Und begibt sich dafür mit einer komischen Meute auf einen
> Roadtrip.
Bild: Peter Dager in „Stick“
Kaum eine Sportart hat in letzter Zeit so sehr die Gemüter erregt wie Golf.
Das liegt natürlich an [1][Donald Trump], der lieber in einem seiner
Golfclubs weilt und Bälle schlägt, anstatt sich um Regierungsgeschäfte zu
kümmern. So der Vorwurf. [2][Golf] ist außerdem was für besser Betuchte und
ökologisch sowieso eine Katastrophe. Da überrascht es dann doch, dass Apple
TV+ gerade jetzt mit der hochkarätig besetzten Golf-Serie „Stick“
aufwartet. Doch in dieser eher unkonventionellen Erzählung geht es eben
auch um soziale Underdogs, die sich auf dem herrschaftlichen Grün austoben.
Dabei entwickeln sie auch gleich ihre eigene Philosophie des Spiels, die
auf solidarischer und gemeinschaftlicher Selbstverwirklichung beruht und
den Leistungsgedanken hinten anstellt – auch wenn das große Finish des
Zehnteilers dann doch im Profisportsegment spielt.
Im Zentrum der Geschichte stehen der abgehalfterte und in die Jahre
gekommen Golfstar Pryce Cahill (Owen Wilson) und das 17-jährige
Wundertalent Santi Wheeler (Peter Dager). Cahill wittert die Chance, sich
nach der Scheidung und dem Rauswurf aus dem gemeinsamen Haus wieder
aufzurappeln, indem er den jungen Santi coacht. Der jobbt im Supermarkt,
schlägt nur hin und wieder im nahegelegenen Club ein paar Bälle und hat
eigentlich keine Lust auf Golf als Sport.
„Stick“ wirkt erst wie eine weitere Owen Wilson-Komödie, in der [3][der
Hollywood-Star mit der schiefen Nase] den antibürgerlichen Außenseiter gibt
und fortwährend an den eigenen Ansprüchen scheitert. Aber die Serie
entwickelt über diesen abgestandenen und nervigen Stehsatz hinaus eine
überzeugende Geschichte über familiäre Brüche, Verlustängste, sportlichen
Leistungsdruck, Freundschaft und Loyalität.
## Selbstbewusste Egos müssen Umgang auf Augenhöhe lernen
Der Hans Dampf in allen Gassen Pryce schafft es schließlich Santi, dessen
Mutter Elena (Mariana Trevino) und seinen langjährigen Kumpel Mitts (Marc
Maron) zu einem mehrwöchigen Trip im XXL-Wohnmobil zu diversen
Golfturnieren zu überreden. Der Roadtrip durch die USA wird nicht nur zur
Bewährungsprobe für Pryce Ambitionen als Trainer, es geht irgendwann
vielmehr darum, wie diese vier Personen im Wohnmobil und auf den
Golfturnieren miteinander auskommen und einen Umgang auf Augenhöhe
miteinander finden. Gar nicht leicht bei den selbstbewussten Egos, die da
aufeinanderprallen. Dann gesellt sich auch noch die jugendliche Zero (Lilly
Kay) zu ihnen, die in Abgrenzung zu den Boomer-Altherren Pryce und Mitts
mit antikapitalistisch-queer-feministischen Positionen hausieren geht und
ein Tete-a-Tete mit Santi anfängt.
Natürlich mündet das alles in jenes aufregende Sport-Märchen, das zu Beginn
angelegt ist, im großen Finale um Alles oder Nichts, wobei auch gleich noch
ein widerlicher Erfolgs-Golfer aufs Kreuz gelegt wird. Aber plötzlich geht
es auf dem „heiligen Grün“ um viel mehr als sportlichen Erfolg: um
Beziehungsfähigkeit. Um die ringen der durch einen früheren Verlust
traumatisierte Pryce ebenso wie Santi, der reichlich am gestörten
Verhältnis zu seinem Vater zu knabbern hat und mit Zero eine coole, aber
nicht gerade einfache Romanze erlebt. Seine Mutter Elena hat wiederum mit
dem nörgeligen Mitts zu kämpfen, der in Erinnerungen an seine Ex-Frau
ertrinkt.
So beliebig die Serie als Komödie beginnt, geht das emotional dann doch
unter die Haut. Und der Golf wird bei aller Kritik an diesem Sport für
reiche Pinkel beeindruckend in Szene gesetzt. Donald Trump könnte dennoch
mit dem rebellischen, rotzfrechen und alle Autoritäten infragestellenden
Santi, der als einziger Spieler in weiten Hip-Hop-Hosen auf dem Golfplatz
steht und dessen Mutter die ganze Zeit Spanisch redet, wohl kaum etwas
anfangen.
4 Jun 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Florian Schmid
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Autismus
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