# taz.de -- Golfsport der Frauen: Von Geld und Charakter | |
> Golf war für Frauen lange die einzige Sportart, in der es etwas zu | |
> verdienen gab. Die ersten Berühmtheiten waren leibesübende | |
> Alleskönnerinnen. | |
Bild: Mit Schwung zum Preisgeld: Maja Stark auf dem Weg zum Sieg bei den US Open | |
Golf und Geld, ein ewiges Thema. Viele glauben ja, der | |
Schlägerschwingersport sei nur was für Reiche. An dieser Stelle mehrfach | |
widersprochen und widerlegt. Indes kann man mit Golf sehr reich werden: | |
Männerprofis verdienen Millionen an Prämien, bei den US Open am vergangenen | |
Wochenende hat allein Sieger J.J. Spaun fast 5 Millionen Dollar | |
eingestrichen. Man kann mit Golf sogar unanständig reich werden: wenn man | |
sich für dreistellige Millionenbeträge von [1][der saudischen LIV-Tour] | |
kaufen lässt. | |
Anders bei den Frauen. Deren Siegprämien sind, grob gerechnet, um drei | |
Viertel niedriger; ein paar hunderttausend sind aber immer drin. Noch | |
anderser war es bei den Frauen früher. Da war Golf, falls es an einem | |
spendablen Göttergatten an der Seite mangelte, die einzige Chance, als | |
Sportlerin überhaupt Geld zu verdienen, um als Allrounderin gleichzeitig in | |
strengen Amateurdisziplinen in die Weltklasse aufzusteigen. | |
[2][Bestes Beispiel ist Ella Didrikson aus Texas], geboren 1911. Bei den | |
US-Leichtathletik-Meisterschaften 1932 trat sie innerhalb von drei Stunden | |
in acht Disziplinen an und gewann sechsmal. Für Olympia im gleichen Jahr in | |
Los Angeles hatte sie sich in allen fünf Einzeldisziplinen der Frauen | |
qualifiziert. Ärgerlich für sie, dass die Statuten nur die Teilnahme bei | |
dreien erlaubten. | |
Sie gewann im Speerwurf, in Weltrekordzeit über 80 Meter Hürden und teilte | |
sich mit Jean Shiley den Hochsprung-Sieg mit 1,66 Metern – bis eine Jury | |
beschloss, Didrikson wegen ihrer Tauchrollen-Technik mit dem Kopf voran nur | |
den 2. Platz zuzuweisen. Die beiden Frauen fanden die Männerwillkür blöde, | |
ließen ihre Medaillen einschmelzen und hatten nun beide als Trophäe eine | |
Silber-Gold-Legierung. | |
Funktionären war die leibesübende Alleskönnerin Didrikson unheimlich, die | |
auch als Boxerin, Reiterin, im Fechten und Tennis überzeugte. Dann spielte | |
diese Frau auch noch im Männer-Baseballteam der Brooklyn Dodgers, wo sie | |
wegen ihrer Schlagkraft in Anlehnung an Legende Babe Ruth den Spitznamen | |
Babe abbekam. | |
## Einstieg in den Golfsport | |
Seitdem hieß sie also Babe Didrikson. Sie war zudem im Basketball, Bowling, | |
im Schießen und Eisschnelllauf am Start. Catchen fehlte. Ersatzweise nahm | |
sie sich Proficatcher George zum Ehemann. Und dann war da noch dieses | |
Golf, da gab es ab den frühen 30er Jahren Siegprämien. Also nix wie hin. | |
Didrikson gewann dreimal die US Open. | |
Eine ähnliche Geschichte, wie man sich als Bewegungstalent in die lukrative | |
Golfspitze trainiert, hat Althea Gibson aus South Carolina. Sie gewann in | |
den 1950er Jahren [3][als erste farbige Tennisspielerin] mehrfach die | |
French Open, die US Open und Wimbledon. Mit ihren Doppel-Titeln kam sie auf | |
elf Grand-Slam-Siege. Preisgelder im Tennis gab es erst ab 1968. Auch hier | |
Golf als Rettung. So verdiente Gibson als erste farbige Profigolferin | |
erfolgreich auf der Ladies-Tour ihre Dollars. Ihr Motto: „Wenn ich etwas | |
sehe und es mich anspricht, dann tue ich es.“ Kein leichtes Leben: Wegen | |
der Rassendiskriminierung wurde sie gelegentlich aus Hotels verwiesen oder | |
sie musste sich in ihrem Auto umziehen, weil sie Umkleidekabinen nicht | |
betreten durfte. | |
Zurück zu Babe Didrikson: Sie gilt als vielseitigste Sportlerin der | |
Geschichte gemeinsam mit der Britin Charlotte Dod. Diese hatte im späten | |
19. Jahrhundert mit 15 Jahren Wimbledon gewonnen (bis heute jüngste | |
Siegerin), im Hockey-Nationalteam gespielt, 1908 Olympiasilber im | |
Bogenschießen geholt und die British Ladies Amateur Golf Championship | |
gewonnen. Weniger rühmlich: Bei einer Bahnfahrt des US-Nationalteams | |
übergoss Dedrikson zwei farbige Teamkolleginnen mit Eiswasser, als Protest | |
gegen die erstmalige Aufnahme farbiger Sportlerinnen in den Nationalkader. | |
Eine Rüge für Babe gab es nicht. Noch schlimmer: Die beiden Opfer wurden | |
durch weiße Sportlerinnen ersetzt. Golfs Geld machte also reicher und | |
verdarb womöglich schon in früheren Rassismuszeiten den Charakter. | |
17 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Müllender | |
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