| # taz.de -- Mein Berufsrisiko als Schriftsteller: Der witzige Polizist | |
| > Ständig erzählen mir die Leute, was ihnen Lustiges passiert ist. Heute im | |
| > Café war es besonders schlimm. Und dann kam auch noch eine | |
| > Polizeikontrolle. | |
| Bild: Man sieht es ihnen nicht von außen an: Kann sein, dass die Hand mit dem … | |
| Jede Arbeit hat irgendwie ihre eigenen, ganz speziellen Tücken, Risiken und | |
| Gefahren. Zum Beispiel werde ich andauernd von wildfremden Menschen immer | |
| im unpassendsten Moment gezwungen, mir ihre blödsinnigen Geschichten | |
| anzuhören und aufgefordert, sie dann auch noch für meine Arbeit zu | |
| verwenden. | |
| „Osman, Osman, hör mal, es ist mir so was Witziges passiert – du wirst dich | |
| kaputt lachen! Ich schwöre dir, eine lustigere Geschichte hast du noch | |
| nieeeee geschrieben … Haaahiiihoooo …“ | |
| Und nach zwei todunglücklichen Stunden, in denen ich mir fünfzig weitere | |
| Haaaiiihoooohaaas anhören muss, kommt als Quintessenz der ach so lustigen | |
| Geschichte heraus, dass der witzige Erzähler beim letzten Bankbesuch gegen | |
| die Glastür geknallt war, weil er vorher zu viel gesoffen hatte. | |
| „Toll! Auf so eine Idee wäre ich ja von alleine tatsächlich nie und nimmer | |
| gekommen, vielen Dank dafür“, muss ich auch noch total begeistert tun, um | |
| nicht als eingebildeter, besserwisserischer Möchtegern-Autor abgestempelt | |
| zu werden. | |
| ## Versauter Tag | |
| Heute im Café lernte ich eine ganz besonders lustige Spezies von | |
| Witzeerzähler kennen. Der Kerl hat mir tatsächlich stundenlang meine eigene | |
| Geschichte aus einem meiner alten Bücher vorgeplappert, damit ich sie | |
| aufschreibe. Diese Geschichte hatte ich bereits vor sieben Jahren | |
| geschrieben. | |
| Zum Schluss sagte er aber etwas verschämt: „Ja gut, so gut ist meine | |
| Geschichte nun auch wieder nicht. Aber wenn du dir dazu einen interessanten | |
| Anfang ausdenkst, zwischendurch ein paar Witze erfindest und dazu noch eine | |
| lustige Schlusspointe verpasst, dann könnte daraus schon was werden.“ | |
| Ich bedanke mich bei ihm dafür, dass er mir meinen Tag komplett versaut | |
| hat, steige in meinen [1][Ford Transit] und düse völlig genervt nach Hause | |
| – und gerate prompt in eine Polizeikontrolle, als wäre ich nicht genervt | |
| genug! | |
| „Pusten Sie mal in diesen Apparat“, ruft der Beamte streng, nach dem er | |
| gründlich meine Wagenpapiere kontrolliert hat. | |
| „Herr Wachtmeister, das können Sie sich sparen, ich habe außer Tee nichts | |
| getrunken. Und [2][Tee] hat, so viel ich weiß, keinen [3][Alkohol]“, | |
| erwidere ich selbstsicher. | |
| „Das sagen sie alle, jetzt pusten Sie schon“, ruft er streng. | |
| ## Mit 3,8 Promille kann keiner stehen | |
| Ich steige aus dem Auto und puste wohl oder übel ins Röhrchen. | |
| „Sehen Sie, gar nichts“, freue ich mich. | |
| „Das nennen Sie gar nichts?“, brüllt der Polizist eifrig, „genau 3,8 | |
| Promille haben Sie getankt! Ihren Führerschein können Sie erst mal für ein | |
| paar Jahre abgeben! Sie Verkehrsrowdy, Sie!“ | |
| Vor lauter Schreck schlottern meine Knie und ich plumpse schockiert auf den | |
| Boden. | |
| „Das ist völlig normal, mein Herr. Mit 3,8 Promille im Blut können die | |
| Wenigsten noch aufrecht stehen“, ruft der Wachtmeister vergnügt und sein | |
| Kollege biegt sich vor Lachen. | |
| „Wie soll ich denn ohne Führerschein weiter leben? Sie können mich hier | |
| gleich begraben“, stammele ich mit Tränen in den Augen. | |
| „Herr Engin, jetzt stehen Sie schon wieder auf! Ich darf ja auch mal Witze | |
| machen, oder? Sie haben recht, Sie haben gar nichts getrunken und dürfen | |
| problemlos weiterfahren. Na, darüber können Sie jetzt auch eine lustige | |
| Geschichte schreiben, nicht wahr? Ich möchte aber ausdrücklich erwähnt | |
| werden, Herr Engin. Harry heiße ich. Harry Lang.“ | |
| 15 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Osman Engin | |
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