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# taz.de -- Giro-Favorit Roglič im Sturzpech: Eine Rundfahrt der Schmerzen
> Der mit großen Ambitionen gestartete Primož Roglič muss nach mehreren
> Stürzen beim Giro d’Italia zurückstecken. Sogar ein Ausstieg ist im
> Gespräch.
Bild: Beißt sich durch: Roglič hat sich den Giro einfacher vorgestellt
Radsport kann gemein sein. Da bereitet man sich monatelang vor auf ein
großes Rennen – und dann genügen zwei, drei schlechte Momente, und alles
ist dahin. So geht es bei diesem Giro d’Italia dem mit großen Ambitionen
gestarteten Primož Roglič. Zwei rosa Plüschtiere stecken noch hinter der
Frontscheibe des Busses seines Teams Red Bull – Bora – hansgrohe. Bekommen
hat sie [1][Roglič noch in Albanien] beim Auftakt des 108. Giro d’Italia.
Damals fuhr er zwei Tage im rosa Trikot und schien auf allerbestem Wege,
zum zweiten Mal die zweitwichtigste Rundfahrt des Straßenradsports zu
gewinnen. Knapp zwei Wochen später ist das eher unwahrscheinlich.
Italiens Straßen brachten dem Slowenen kein Glück. Er stürzte auf einer
Schotterpiste in der Toskana. Tags darauf folgte ein weiterer Sturz beim
Training auf der Zeitfahrstrecke von Pisa. Das Zeitfahren selbst beendete
er noch als Bester der Klassementfahrer. Aber in seiner Spezialdisziplin
hatte sich der Olympiasieger von Tokio (2021) wohl mehr ausgerechnet als
nur einen 17. Tagesrang.
„Wenn ein Fahrer stürzt, ist sein Niveau für eine gewisse Zeit nicht das
beste“, erklärte Roglič’ sportlicher Leiter Patxi Vila. Gewöhnlich rechn…
man mit einer Woche, die ein Radfahrerkörper braucht, um sich von Stürzen,
bei denen nichts gebrochen oder gerissen ist, zu erholen. Bei Grands Tours
ist die Erholung selbstverständlich komplizierter. Und die Radsportgötter
wie auch die irdischen Rivalen machten es dem fünffachen Grand-Tour-Sieger
bei diesem Rennen besonders schwer.
Ausgerechnet beim Abstecher in die slowenische Heimat hielt ein Massensturz
auf nassem Pflaster Roglič erneut auf. Wieder verlor er knapp eine Minute
auf die wichtigsten Rivalen. Und am Sonntag konnte er bei einer frühen
Attacke des wieder genesenen [2][Tour- und Giro-Siegers Egan Bernal] nicht
folgen. „Wir wissen noch nicht genau, was heute passiert ist. Es war kein
guter Tag. Die Position war nicht ausschlaggebend, es waren schlechte
Beine, und wir wissen nicht genau, warum“, erklärte Vila sichtlich bedrückt
am Abend vor dem Teambus. Da hatte der Spanier allerdings noch leichte
Hoffnungen. „Wir werden uns erholen und in den nächsten Tagen schauen, wie
es geht“, sagte er. Zu dem Zeitpunkt hielt er noch offen, ob es eine
Strategieänderung geben würde: Etappenjagd statt Gesamtwertung.
## Anti-Roglič-Strategie
Deutlich zu sehen war aber auch: Dieser Primož Roglič ist nicht mehr der,
den man einmal kannte. Er überließ sogar die Sprints an den kurzen
Anstiegen, wo es Zeitgutschriften zu gewinnen gab, der Konkurrenz. Der
Gesamtführende Isaac Del Toro holte hier Bonussekunde um Bonussekunde. Auch
dessen UAE-Teamkollege Juan Ayuso beteiligte sich. „Das ist kein Duell
zwischen uns. Wir wollen nur so viel Bonussekunden wie möglich im Team
haben“, erklärte der Mexikaner. Es handelt sich um eine Art
Anti-Roglič-Strategie der UAE-Fahrer. Das Kuriose aber war, dass Roglič
beim Kampf um die Bonussekunden gar nicht mitmachte. Nicht, weil er nicht
wollte. Eher, weil er durch seine Blessuren so eingeschränkt war, dass
abrupte Beschleunigungen nicht mehr drin waren.
Wie schlecht es Roglič wirklich geht, gab später am Abend Christian Pömer,
der andere sportliche Leiter von Red Bull beim Giro, zu: „Wir können nicht
länger verheimlichen, dass es ihm nicht gut geht und dass er Schmerzen hat.
Wir haben versucht, es ein wenig herunterzuspielen, aber jetzt kam die
Wahrheit ans Licht.“ Pömer wollte sogar einen Ausstieg seines Kapitäns
nicht ausschließen. „Ich denke, es ist jetzt eher eine medizinische
Entscheidung. Wenn er Schmerzen hat, steht die Gesundheit an erster
Stelle“, sagte er und verwies auf das übliche Procedere im Rennstall: „Es
gibt klare Regeln im Team, dass das medizinische Team die Entscheidung
gemeinsam mit dem Athleten trifft.“
Ein Ausstieg von Roglič träfe Red Bull hart. Schließlich ist der Slowene
[3][in dieser Saison einer der wenigen Leistungsträger.] Aber selbst wenn
er von der medizinischen Abteilung grünes Licht bekommt, ist es doch sehr
unwahrscheinlich, dass er das Vorjahreskunststück seines Landsmanns Tadej
Pogačar wiederholen kann. Der gewann erst den Giro und dann die Tour. Für
Roglič wäre es, Stand jetzt, schon ein Erfolg, die letzte Etappe durch den
Vatikanstaat hin zum Kolosseum zu erreichen.
26 May 2025
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## AUTOREN
Tom Mustroph
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