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# taz.de -- Antisemitismus-Skandal um Gary Lineker: Einfach als Ratten dargeste…
> Der englische Ex-Fußballstar und BBC-Moderator teilt einen
> judenfeindlichen Post. Nun entschuldigt er sich, das habe er nicht
> wissentlich getan.
Bild: An der Schnittstelle von Fußball und Medien: Gary Lineker vor dem EM-Fin…
Berlin taz | Ein Ratten-Emoji prangte für eine Weile auf Gary Linekers
Instagram-Seite. Es sollte israelische Juden zeigen. Mittlerweile hat sich
der frühere Kapitän der englischen Fußballnationalmanschaft dafür
entschuldigt und den Post gelöscht. Die Diskussion über Lineker, der bei
der [1][BBC] als Starmoderator in Fußballsendungen arbeitet, geht jedoch
weiter.
Die Gruppe „Palestine Lobby“ untermalte mit diesem Emoji, das Juden
symbolisieren soll, ein Video der früheren Beraterin der palästinensischen
Organisation [2][Fatah], Diana Buttu. „Alles über Zionismus in zwei
Minuten“, so wird das Video beworden, und Buttu stellt dort die Rückkehr
von Jüdinnen und Juden in das biblische Ursprungsland als eine Besiedlung
dar, die auf Kosten der nativen Palästinenser:innen geschehen sei.
Gary Lineker, mittlerweile 64 Jahre alt, der bei der BBC mit einer Million
Euro im Jahr zu den Topverdienern gehört, hatte schon des Öfteren
[3][Probleme und Ärger] mit Posts, die er auf Social Media absetzte. 2023
handelte er sich eine kurze Suspendierung ein, als er Maßnahmen der
damaligen konservativen britischen Regierung gegen Bootsflüchtlinge mit der
Repressionen des Dritten Reichs verglich.
Seine Meinungen zum Konflikt in [4][Gaza] teilt Lineker seinen Followern
durchgehend mit. So kritisierte er die Entscheidung der BBC, eine
Dokumentation über Gaza nicht mehr zu zeigen, als sich erwies, dass der
Hauptakteur dort der Sohn eines [5][Hamas]-Repräsentanten war. Für Lineker
war diese Entscheidung eine Kapitulation vor Lobbyisten. Zudem forderte er,
Israel aus dem internationalen Sport zu verbannen. Doch Lineker wehrt sich
gegen die Einschätzung solcher Wortmeldungen als antisemitisch. Er habe nur
etwas gegen die israelische Regierung, behauptete er 2024.
Der Post, den er nun geteilt hat, ist freilich eindeutig antisemitisch. Die
Ratte als Symbol für Juden gehört zur Bildsprache des Naziregimes. Juden
und Jüdinnen wurden damit als Untermenschen herabgewürdigt. In
Großbritannien haben entsprechend viele Beobachter:innen Linekers Post
sofort und deutlich verurteilt – auch darunter der Dachverband der
britischen Juden und Jüdinnen, Board of Deputies (BoD).
## Entschuldigung, Erklärung, Konsequenzen
Am Mittwoch hat Gary Linker den Post [6][gelöscht und sich entschuldigt]
und gab sich unwissend: „Ich habe auf Instagram Material repostet, von dem
ich später lernte, dass es anstößige Verweise macht. Dies tut mir sehr
leid. Ich hätte wissend niemals etwas Antisemitisches geteilt. Das geht
gegen alles, an das ich glaube.“ Lineker gab an, dass er den Post sofort,
nachdem er davon gehört hätte, gelöscht habe.
Zudem erklärte Lineker, dass er zwar eindeutig der Meinung sei, dass man
über humanitäre Themen sprechen müsse, darunter zähle auch die Tragödie,
die sich in Gaza ausweite, dass es jedoch wichtig sei, wie man das tue.
„Ich übernehme die volle Verantwortung für diesen Fehler. Dieses Bild
repräsentiert nicht meine Ansichten, sondern es ist ein Fehler, für den ich
mich bedingungslos entschuldige.“
Tim Davie, der Generalintendant der BBC, gab an, dass Angestellte der BBC
die Anweisungen zum Umgang mit den sozialem Medien befolgen müssen und dass
Fehler der BBC schweren Schaden zufügen.
Dem Präsidenten des BoD, Phil Rosenberg, genügt das nicht. Er nannte die
Entschuldigung inhaltsleer und zu spät. Zudem sei der Post nach jahrelangen
Angriffen auf die jüdische Community genau zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu
dem antisemitische Übergriffe in Großbritannien deutlich ansteigen. „Sein
Gebrauch von sozialen Medien ist eine viel zu lange Zeit inakzeptabel. Es
ist höchste Zeit, dass die Menschen nicht mehr mit ihrer Rundfunkgebühr
seine üblen Ausfälle unterstützen müssen.“
Der Direktor des [7][London Centre for the Study of Contemporary
Antisemitism] äußerte, Lineker verberge sich hinter einem netten Gesicht –
immerhin habe er nie eine gelbe Karte bekommen. Zudem würden viele Menschen
in der britischen Gesellschaft, die eher liberal denken, diese
Dämonisierung von Juden nicht ernst nehmen, denn Lineker sei ja Fußballer
und kein Politiker gewesen, und sie hielten daher Konsequenzen für
übertrieben. Die Wahrheit aber sei, dass auch gute Menschen, die manche
politischen Ansichten mit uns teilen, antisemitisch sein können.
15 May 2025
## LINKS
[1] /BBC/!t5013742
[2] /Fatah/!t5024176
[3] /Suspendierung-von-BBC-Moderator-Gary-Lineker/!5921153
[4] /Gaza/!t5011982
[5] /Hamas/!t5009207
[6] https://www.bbc.com/news/articles/c365ernrnlyo
[7] https://londonantisemitism.com/
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Antisemitismus
BBC
Sportjournalismus
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Großbritannien
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