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# taz.de -- „Muslimfeindlicher“ Mord in Frankreich: Vor dem Freitagsgebet e…
> Ein Franzose bosnischer Herkunft tötet einen Muslim aus Mali in einer
> Moschee. Er spricht von „Scheiß-Allah“ und verbreitet das Video im
> Internet.
Bild: Betende Menschen in der Moschee
Paris taz | Nach einem tödlichen Messerangriff in einer Moschee im
südfranzösischen Dorf La Grand-Combe geht die Regierung von einer
Islamfeindlichen Tat aus. Premierminister François Bayrou [1][sprach auf X]
von einer „islamophoben Schandtat“, die sich auf dem Video des Angreifers
zeige.
Der 20-jährige Olivier H. hatte in der Moschee von La Grand-Combe den
23-jährigen Malier Aboubakar Cissé vor dem Freitagsgebet mit Dutzenden
Messerstichen getötet. Der Franzose bosnischer Herkunft filmte sein
sterbendes Opfer und sagte zu ihm: „Ich habe es getan (…). Deinem
Scheiß-Allah habe ich in den Hintern gestochen“, wie [2][die Zeitung Le
Parisien berichtete]. Der Täter ließ das Video zunächst offenbar über einen
Kontaktmann auf Snapchat veröffentlichen. Es wurde dann aber wieder
gelöscht.
Hunderte Polizistinnen und Polizisten suchten am Sonntag weiter nach dem
20-Jährigen, der bisher nicht polizeibekannt war. Er sei „potenziell sehr
gefährlich“, warnte der Staatsanwalt von Alès, Abdelkrim Grini, der wegen
Mordes ermittelt. Eine rassistische und anti-muslimische Tat sei möglich,
sagte Grini. Auch das psychische Profil des Angreifers, der „mit großer
Kaltblütigkeit“ gehandelt habe, werde untersucht.
Der in Lyon geborene Täter soll Sozialhilfeempfänger sein und seine Zeit
hauptsächlich mit Videospielen verbringen. Er wurde am Wochenende weiter in
der Region vermutet.
## Kritik an Frankreichs Innenminister
Innenminister Bruno Retailleau wollte noch am Sonntagnachmittag nach La
Grand-Combe kommen. Der Vorsitzende der Vereinigung SOS Racisme, Dominique
Sopo, hatte zuvor das „ohrenbetäubende Schweigen“ des erzkonservativen
Politikers kritisiert.
„Ich frage mich, ob Herr Retailleau gestern im Schwimmbad war“, sagte Sopo
im Radio, nachdem Retailleau sich am Samstag nicht zu der Tat geäußert
hatte. Retailleau, der sich um den Parteivorsitz der Konservativen bewirbt,
ist für seine einwanderungsfeindliche Haltung bekannt.
Zum Zeitpunkt des Angriffs am Freitagmorgen um kurz nach acht Uhr war Cissé
allein in der Moschee, um dort sauberzumachen. Olivier H., der zuvor nie in
der Moschee gesehen worden war, wechselte laut den Aufzeichnungen der
Überwachungskameras zunächst ein paar Worte mit ihm. Als sein Opfer sich
hinkniete, zog H. das Messer und stach mindestens 40 Mal zu.
„Es war, als habe ein Monster ihn getötet. Ich weiß nicht, wie er das
gemacht hat“, berichtete der Rektor der Gemeinde, Salim Touazi, dem
Radiosender RTL. Gemeindemitglieder fanden die Leiche Cissés, als sie drei
Stunden nach dem Angriff in die Moschee kamen. Seine Gemeinde lebe nun in
Angst, sagte Touazi. La Grand-Combe mit rund 5000 Einwohnerinnen und
Einwohnern liegt rund 100 Kilometer nördlich von Montpellier.
Der Rat französischer Musliminnen und Muslime CFCM sprach von einem
„anti-muslimischen Attentat“ und forderte zu höchster Wachsamkeit auf.
Gläubige sollten sich in den Moscheen nicht allein aufhalten. Die Regierung
forderte der CFCM auf, die muslimischen Kultstätten besser zu schützen. Die
große Moschee von Paris sprach von einem „terroristischen“ Akt. „Es gibt
wenig Zweifel, dass der Täter vom Hass auf Muslime angetrieben wurde.“
Die Linkspartei La France Insoumise (LFI) rief für Sonntagabend zu einer
Solidaritätskundgebung auf der Pariser Place de la République mit einer
Schweigeminute auf. „Der Mord an einem betenden Muslim ist das Ergebnis
unaufhörlicher Anstiftungen zur Islamfeindlichkeit“, [3][schrieb
LFI-Frontmann Jean-Luc Mélenchon auf X].
27 Apr 2025
## LINKS
[1] https://x.com/bayrou/status/1916207446852317213
[2] https://www.leparisien.fr/faits-divers/meurtre-a-la-mosquee-de-la-grand-com…
[3] https://x.com/JLMelenchon/status/1916413743363150162
## AUTOREN
Christine Longin
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Frankreich
Islamfeindlichkeit
Psychiatrie
Schwerpunkt Frankreich
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