# taz.de -- Israelische Bodenoffensive in Gaza: Hunderttausende auf der Flucht | |
> Das israelische Militär weitet seine Bodenoffensive im Norden des | |
> Gazastreifens aus. Im Süden rücken Truppen auf Rafah vor. Hunderttausende | |
> suchen Schutz. | |
Bild: Zelte in Gaza-Stadt, nachdem die israelische Armee die Evakuierung des n�… | |
Kairo/Tel Aviv/Gaza reuters/dpa/taz | Das [1][israelische Militär weitet | |
seine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens aus], um nach eigenen | |
Angaben eine größere Pufferzone entlang der Grenze zu schaffen. In den | |
vergangenen Stunden habe man damit begonnen, im Viertel Schedschaija in | |
Gaza-Stadt Einsätze durchzuführen, um die „Sicherheitszone“ zu erweitern, | |
teilte die Armee am Morgen mit. Dabei seien zahlreiche Terroristen | |
„eliminiert“ und Infrastruktur der islamistischen Hamas zerstört worden. | |
Vor und während der Angriffe ermögliche die Armee die Evakuierung von | |
Zivilisten über vom Militär organisierte Routen, hieß es weiter. | |
Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor eine deutliche Ausweitung der | |
Einsätze angekündigt. Ziel sei es, „das Gebiet von Terroristen und | |
Terror-Infrastruktur zu säubern“, hieß es in einer Mitteilung. Darin war | |
auch die Rede von der Eroberung umfangreicher Gebiete, die israelische | |
„Sicherheitszonen“ werden sollten. | |
Im Gazastreifen suchen derweil Hunderttausende Schutz vor der neuen | |
israelischen Offensive. Sie fliehen vor den Truppen, die am Donnerstag auf | |
[2][die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden der | |
palästinensischen Region] vorrückten. Auch aus dem Norden der Küstenregion | |
wurden israelische Angriffe gemeldet. Die Gesundheitsbehörde im | |
Gazastreifen meldete, in den vergangenen 24 Stunden seien mindestens 97 | |
Menschen getötet worden. | |
## „Rafah ist weg, es wird ausgelöscht“ | |
Rafah, ein wichtiger Grenzübergang zu Ägypten, soll Teil einer | |
Sicherheitszone werden, die das Militär besetzen will. Rafah „ist weg, es | |
wird ausgelöscht“, schilderte ein Familienvater die Lage mittels einer | |
Chat-App. „Sie reißen alles nieder, was an Häusern und Eigentum übrig | |
geblieben ist“, berichtete der Mann, der aus Angst vor Konsequenzen | |
namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Er | |
zählt zu den Hunderttausenden, die aus Rafah ins benachbarte Chan Junis | |
geflohen sind. | |
Mindestens 20 Palästinenser seien bei einem Luftangriff im Morgengrauen auf | |
einen Vorort von Gaza-Stadt im Norden getötet worden, teilte die | |
Gesundheitsbehörde mit. Mehr als 27 Menschen seien auch bei einem | |
Luftangriff auf ein Schulgebäude in Gaza gestorben. In der Schule hätten | |
Vertriebene Schutz gesucht, erklärte die von der radikal-islamischen Hamas | |
kontrollierte Behörde. Das israelische Militär teilte dagegen mit, der | |
Angriff habe wichtige palästinensische „Terroristen“ getroffen. | |
Hunderte von Zivilisten verließen den Außenbezirk Schetschaia von Gaza. | |
Israel hatte die Bevölkerung zum Verlassen der Region aufgefordert. Einige | |
Vertriebene trugen ihre Habseligkeiten auf dem Rücken, andere auf | |
Eselskarren, Fahrrädern oder in Lieferwagen. | |
## Palästinenser fürchten dauerhafte Vertreibung | |
Israel hat seine langfristigen Ziele für die Sicherheitszone offengelassen. | |
Die Bewohner der Gemeinden im nördlichen und südlichen Rand des | |
Gazastreifens wurden aufgefordert, diese Gebiete zu verlassen. Viele | |
fürchten, Israel wolle diese Bereiche dauerhaft entvölkern und damit | |
Hunderttausende obdachlos machen. Zudem haben die Truppen existenzielle | |
Ressourcen wie landwirtschaftliche Flächen und Wasserversorgung | |
beschlagnahmt. | |
Seit Ablauf der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens Anfang März | |
blockiert Israel Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Die UN warnen mit | |
Blick auf eine drohende Unterversorgung der 2,3 Millionen Einwohner des | |
Gazastreifens vor einer humanitären Katastrophe. | |
Trotz der angespannten Lage zeichnete sich [3][keine Bewegung bei den | |
Bemühungen um eine Reaktivierung der Feuerpause] ab. Die Hamas lehnte es | |
ab, auf einen von Israel unterbreiteten Gegenvorschlag einzugehen. | |
Stattdessen pochte die palästinensische Gruppierung auf die ursprünglichen | |
Vereinbarungen. Israel hatte nach zweimonatiger Feuerpause am 18. März die | |
Kämpfe wieder aufgenommen. Hamas und Israel beschuldigten sich gegenseitig, | |
Abmachungen nicht eingehalten zu haben. | |
## Hamas hält noch immer 59 Geiseln gefangen | |
Die Hamas hält [4][noch immer 59 Geiseln gefangen, wobei unklar ist, wie | |
viele von ihnen noch am Leben sind]. Israel fordert, die Lebenden | |
freizulassen und die Leichen der Gestorbenen zu übergeben, dann könne der | |
Waffenstillstand verlängert werden. Erklärtes Ziel von Netanjahu ist die | |
Vernichtung der Hamas. Die Hamas jedoch will die Geiseln nur freilassen, | |
wenn zuvor ein dauerhaftes Ende des Krieges vereinbart wird. | |
Der Krieg begann mit einem Angriff der Hamas auf israelische Gemeinden am | |
7. Oktober 2023, bei dem Bewaffnete nach israelischen Angaben 1.200 | |
Menschen töteten und mehr als 250 Geiseln nahmen. Nach Angaben der | |
Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sind bei der israelischen Offensive | |
dort bislang mehr als 50.000 Palästinenser ums Leben gekommen. | |
4 Apr 2025 | |
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